Die Tür des britischen Regierungssitzes in der Downing Street mit der Hausnummer 10 wird von einer Laterne beleuchtet. | AFP
Hintergrund

Prozedere der Tory-Partei So wird der Truss-Nachfolger gewählt

Stand: 21.10.2022 02:53 Uhr

Anders als nach dem Rücktritt Boris Johnsons, als sich das Wahlprozedere über den ganzen Sommer zog, soll es nun ganz schnell gehen. Die Nachfolge von Liz Truss dürfte spätestens in gut einer Woche feststehen. So soll die Wahl ablaufen.

Nach dem Rücktritt der britischen Premierministerin Liz Truss soll zügig die Nachfolge geregelt werden. Wie schon nach dem Rücktritt ihres Vorgängers Boris Johnson, wird es keine Neuwahl geben. Die konservative Partei wählt eine neue Parteiführung - und der oder die Siegerin soll auch der oder die neue Regierungschefin werden.

Einen klaren Favoriten sehen Beobachter derzeit nicht, auch ein Comeback von Johnson gilt nicht als völlig unmöglich. Als weiterer möglicher Bewerber wird Ex-Finanzminister Rishi Sunak gehandelt, der sich bei der vergangenen Wahl zwar unter den Abgeordneten gegen Truss durchsetzte, dann aber von den Parteimitgliedern verschmäht wurde. Oder Penny Mordaunt, ebenfalls Ex-Ministerin, die zuvor hinter Sunak und Truss auf Platz drei gelandet war.

Das Wahlprozedere

Alle Kandidatinnen und Kandidaten brauchen die Stimmen von jeweils mindestens 100 Abgeordneten der Tory-Fraktion. Da die Fraktion 357 Mitglieder hat, können höchstens drei Kandidatinnen oder Kandidaten nominiert werden. Bewerbungen können bis zum Montagnachmittag eingereicht werden. "Wir haben die Messlatte hoch gelegt, aber es ist für jeden ernsthaften Kandidaten machbar", erklärte der Tory-Abgeordnete Graham Brady.

Sollte nur ein Kandidat das Quorum von 100 Stimmen erhalten, wäre er oder sie automatisch neuer Parteichef oder -chefin und damit auch neuer Regierungschef oder -chefin. Alle weiteren Abstimmungen entfallen dann.

Bei drei Kandidatinnen und Kandidaten müssen zunächst erneut die Abgeordneten der Fraktion ihre Stimmen abgeben. Dies soll noch am Montag stattfinden. Der Kandidat mit den wenigsten Stimmen scheidet aus.

Die Basis wählt

Über die restlichen beiden Nominierten entscheiden die rund 170.000 Parteimitglieder der Tories in einer Onlineabstimmung, bei der sie bis kommende Woche Freitagmittag ihre Stimme abgeben können. Das Ergebnis soll noch am selben Tag verkündet werden.

Erreichen von vornherein nur zwei Kandidaten die Schwelle von 100 Abgeordneten, entfällt die Zwischenwahl in der Fraktion und die Parteibasis ist sofort am Zug.

Ergebnis spätestens am Freitag

Nach diesem Prozedere dürfte frühestens am Montag und spätestens am 28. Oktober die neue Parteiführung feststehen - und damit auch, wer als nächster Premierminister oder nächste Premierministerin in Number 10 Downing Street einzieht.