Schwedische Polizisten stehen neben einem Absperrgitter in Stockholm (Archivbild)

Koranverbrennungen in Schweden Geheimdienst warnt vor Gefahr für innere Sicherheit

Stand: 26.07.2023 16:17 Uhr

Schwedens Inlandsgeheimdienst sieht die innere Sicherheit Schwedens durch Koranverbrennungen und die Reaktionen darauf zunehmend gefährdet. Die internationale Empörung ist laut Regierung auch Folge einer gezielten Kampagne.

In Schweden wächst dem Inlandsgeheimdienst Säkerhetspolisen zufolge die Gefahr für die innere Sicherheit - auch wegen Reaktionen auf immer neue islamfeindliche Aktionen wie dem Verbrennen des Korans. Die aktuelle Sicherheitslage habe sich durch aktuelle Ereignisse deutlich verschärft, warnte die Behörde.

Das Ansehen und der Ruf Schwedens als tolerantes Land habe deshalb und wegen schon länger laufenden Desinformationskampagnen bereits gelitten. Inzwischen werde Schweden als Land betrachtet, das Muslimen und dem Islam feindlich gegenüberstehe. Dazu gehöre auch die Auffassung, dass Angriffe auf Muslime in Schweden geduldet und Behörden muslimische Kinder "kidnappen" würden. "In der Gesamtheit dürfte das die Bedrohung durch Einzelpersonen aus dem gewalttätigen islamistischen Umfeld erhöhen", warnte der Dienst.

Schwedische Sicherheitsdienste haben demnach regelmäßig mit angedrohten Angriffen gegen schwedische Staatsbürger und schwedische Interessen im Ausland zu tun. Die Terrorwarnung bliebe mit der dritten von fünf Stufen erhöht, das werde aber laufend geprüft, teilte die Behörde mit.

Koranschändungen in Schweden

In den letzten Wochen hatte es in Schweden Aktionen gegeben, die in mehreren muslimischen Ländern wütende Proteste auslösten. Besonders heftig waren die Reaktionen im Irak, wo Demonstranten die schwedische Botschaft in Bagdad stürmten und die Regierung die schwedische Botschafterin auswies. Anlass war eine angekündigte Verbrennung des heiligen Buches, das letztlich aber nicht entzündet, sondern mit Füßen getreten wurde. Auch dies stellt für viele Muslime eine Schändung des Korans dar.

Der Organisator dieser und ähnlicher Aktionen war ein in Schweden lebender Flüchtling aus dem Irak, der sich selbst als Atheist bezeichnet. In einer französischen Zeitung hatte er zuletzt erklärt, er werde weiter Korane verbrennen, solange es ihm gesetzlich erlaubt sei. Er wolle damit gegen die Behandlung von Minderheiten im Irak protestieren.

Für den kommenden Samstag war dem schwedischen Rundfunk SVT zufolge eine weitere Koranverbrennung angekündigt. Die Verantwortlichen hätten die Aktion aber inzwischen abgesagt.

Schweden sieht gezielte Kampagne am Werk

Die schwedische Regierung macht für die internationale Empörung eine gezielte anti-schwedische Kampagne verantwortlich. Dahinter steckten staatliche und halbstaatliche Akteure, unter anderem aus Russland, sagte der Minister für Zivilverteidigung, Carl-Oskar Bohlin. Absichtlich werde der falsche Eindruck erweckt, Schweden als Staat sei für die Koranverbrennungen verantwortlich. Dabei steckten Einzelpersonen dahinter, die oft sogar nur lose mit Schweden verbunden seien.

Das Ziel dahinter sei es, Spannungen in Schweden zu verstärken und so den NATO-Beitritt zu behindern, sagte der Kommunikationschef der Behörde für psychologische Verteidigung, Mikael Östlund.

Verbrennungen auch in Dänemark

Auch in Dänemark gibt es immer wieder Vorfälle, bei denen der Koran geschändet wird. Erst am Dienstag hatte eine Gruppe namens "Dänische Patrioten" einen Koran vor der ägyptischen Botschaft in Kopenhagen verbrannt. Es war bereits der dritte Vorfall dieser Art in einer Woche, zuvor hatte die Gruppe auch vor der irakischen Botschaft einen Koran angezündet.

EU verurteilt Taten

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte die Aktionen. Die Schändung als heilig geltender Bücher sei beleidigend, respektlos und eine eindeutige Provokation. "Äußerungen von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und damit verbundener Intoleranz haben in der Europäischen Union keinen Platz", erklärte Borrell.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. Juli 2023 um 16:32 Uhr.