Donald Tusk im polnischen Parlament

Morawiecki scheitert an Vertrauensfrage Weg frei für Machtwechsel in Polen

Stand: 11.12.2023 19:52 Uhr

Polens konservativer Ministerpräsident Morawiecki hat mit seinem Kabinett erwartungsgemäß die Vertrauensabstimmung im Parlament verloren. Jetzt soll der bisherige Oppositionsführer Tusk die Regierung bilden.

Der bisherige polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki von der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hat mit seinem Kabinett die Vertrauensabstimmung im Parlament verloren. Das Ergebnis des Votums von 266 zu 190 Stimmen macht knapp zwei Monate nach der Wahl den Weg frei für einen Regierungswechsel.

"Ein klarer Seitenhieb gegen Vorgängerregierung", Kristin Joachim, ARD Warschau, über Tusk-Rede zu Regierungsprogramm Polens

tagesschau, 12.12.2023 12:00 Uhr

Die Abgeordneten beauftragten nun den bisherigen Oppositionsführer Donald Tusk mit der Regierungsbildung. Der ehemalige EU-Ratspräsident will sein Kabinett am Dienstag präsentieren und eine Regierungserklärung abgeben. Danach muss er die Vertrauensfrage stellen. Tusks liberal-konservative Bürgerkoalition und ihre beiden Koalitionspartner verfügen über eine klare Parlamentsmehrheit und haben sich bereits auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Voraussichtlich am Mittwoch will Präsident Duda die neue Regierung vereidigen.

Neue Regierung in Polen: Weg frei für EU-Ratsvorsitzenden Tusk

Kristin Joachim, ARD Warschau, tagesthemen, 11.12.2023 22:15 Uhr

PiS erhielt ohne ausreichende Mehrheit Regierungsauftrag

Zwar erhielt Morawieckis PiS bei der Parlamentswahl die meisten Stimmen, konnte aber nicht ausreichend Bündnispartner für eine Regierungsmehrheit gewinnen. Den Abschied von der Macht zögerte die PiS mit Hilfe von Präsident Andrzej Duda über knapp acht Wochen hinaus. Trotz der Mehrheitsverhältnisse im Parlament vergab Duda den Auftrag zur Regierungsbildung an Morawiecki und vereidigte dessen Kabinett. Von vornherein war absehbar, dass diese Regierung nur zwei Wochen im Amt bleiben würde.

Mit einem Machtwechsel könnte auch ein jahrelanger Streit zwischen der EU und Polen etwa über die umstrittene Justizreform und die Zuteilung von eingefrorenen EU-Mitteln in Milliarden-Höhe zu Ende gehen. Der 66-jährige Tusk war bereits von 2007 bis 2014 Ministerpräsident sowie von 2014 bis 2019 Präsident des Europäischen Rates und hat deshalb noch gute Kontakte nach Brüssel. Er hat wiederholt betont, er wolle Polens Position in Europa "wieder aufbauen".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Dezember 2023 um 17:00 Uhr.