Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hält eine Rede.

Ukrainischer Außenminister Kuleba NATO-Beitritt als "Straße zum Frieden"

Stand: 01.07.2023 10:39 Uhr

Der ukrainische Außenminister Kuleba hat erneut den NATO-Beitritt seines Landes nach Kriegsende gefordert. Nur so seien russische Aggressionen gegen Europa zu verhindern, sagte er in einem Interview und warnte Berlin vor einer Blockade.

Nach Ansicht des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba kämpft Kiew gegen hartnäckige Vorurteile und Missverständnisse über die Folgen eines NATO-Beitritts seines Landes. Eine NATO-Mitgliedschaft werde nicht zu einem weiteren oder größeren Krieg mit Russland führen, sagte Kuleba am Freitagabend in Kiew in einem Interview von "Bild", "Welt" und "Politico".

Vielmehr sei ein NATO-Beitritt "die Straße zum Frieden". Russland werde es nicht wagen, die Ukraine erneut anzugreifen, wenn sie Mitglied der NATO sei. Die Ukraine dagegen werde Deutschland und andere westliche NATO-Staaten bei der Verteidigung der Ostflanke dann entlasten, versprach Kuleba: "Wir werden diese Last auf unsere Schultern nehmen."

Kein Beitritt im Krieg

Dass ein Beitritt während des russischen Angriffskriegs stattfinden würde, erwarte in der Ukraine niemand, so Kuleba. "Aber nach dem Krieg wäre es selbstmörderisch für Europa, die Ukraine nicht als NATO-Mitglied zu akzeptieren."

Eine Ukraine außerhalb der NATO würde bedeuten, dass Krieg weiter eine Option sei. Der einzige Weg, die Tür für eine russische Aggression gegen Europa und den europäisch-atlantischen Raum insgesamt zu schließen, bestehe in der Aufnahme der Ukraine in die NATO, sagte er.

Kuleba warnt Bundesregierung vor Blockade

Mit Blick auf den anstehenden NATO-Gipfel in Litauen in rund zwei Wochen warnte er die Bundesregierung davor, den Weg seines Landes in die Allianz zu behindern. Er rief Berlin dazu auf, nicht den Fehler zu wiederholen, "den Kanzlerin Merkel 2008 in Bukarest gemacht hat, als sie heftigen Widerstand gegen jeden Fortschritt für die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine leistete".

Die damalige Entscheidung habe die Tür aufgemacht für Putins Einmarsch in Georgien und schließlich die illegale Annexion der Krim. Beim Gipfel 2008 hatten die NATO-Staaten der Ukraine eine Aufnahme in Aussicht gestellt, dann aber aus Rücksicht auf Russland einen Rückzieher gemacht. Angela Merkel und Frankreichs damaliger Präsident Nicolas Sarkozy blockten Forderungen anderer NATO-Partner nach einem raschen Beitritt ab.

Wäre die Ukraine bereits Mitglied des Bündnisses gewesen, hätte es laut Kuleba die russische Annexion der Krim und auch den im Februar 2022 von Russland begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht gegeben.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 19. Juni 2023 um 23:45 Uhr.