Rauch steigt in Rafah im südlichen Gazastreifen nach einem Angriff auf

Angriffe im Gazastreifen Israel meldet Rettung von zwei Geiseln

Stand: 12.02.2024 08:15 Uhr

Bei einem nächtlichen Einsatz in Rafah hat die israelische Armee nach eigenen Angaben zwei Geiseln befreit. Zuvor hatte das israelische Militär mehrere Terror-Ziele in der Gegend beschossen. Dabei gab es offenbar zahlreiche Tote.

Dem israelischen Militär ist nach eigenen Angaben bei einem nächtlichen Einsatz in Rafah im Gazastreifen die Befreiung von zwei Geiseln gelungen, die bei dem Angriff am 7. Oktober von Hamas-Kämpfern verschleppt worden waren. Bei der gemeinsamen Operation der israelischen Armee, des Geheimdiensts Schin Bet und der israelischen Polizei seien zwei israelische Geiseln gerettet worden, hieß es in einer Erklärung des Militärs.

Philip Kuntschner, ARD Tel Aviv, zur Geiselbefreiung aus dem Gazastreifen

tagesschau24, 12.02.2024 14:00 Uhr

Es handelt sich um zwei Männer im Alter von 60 und 70 Jahren. Sie seien in guter gesundheitlicher Verfassung. Die Männer seien aus dem zweiten Stock eines Gebäudes befreit worden, wobei es zu einem heftigen Schusswechsel kam, sagte Armeesprecher Richard Hecht. Gleichzeitig sei ein Luftangriff ausgeführt worden, um den Rückzug der Spezialkräfte zu ermöglichen, so Hecht.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Mehrere Tote bei Angriff auf Rafah

Das Militär hatte zuvor erklärt, es habe eine Reihe von Angriffen auf den südlichen Gazastreifen ausgeführt, die nun abgeschlossen seien. Dabei seien Ziele im Raum Rafah angegriffen worden. Dabei kamen nach Angaben mehrerer Quellen zahlreiche Menschen ums Leben. Laut örtlicher Gesundheitsbehörden starben mindestens 37 Palästinenser.

Andere Quellen gehen von deutlich mehr Toten aus: Nach Krankenhausangaben in Rafah wurden mindestens 50 Menschen getötet, meldet die Nachrichtenagentur AP. So seien laut Laut des Direktors des Najjar Hospital auch Frauen und Kinder unter den Toten. Auch der Fernsehsender Al Dschasira berichtet von 50 Toten. Die Nachrichtenagentur dpa beruft sich auf die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa: Demnach sind mehr als 100 Menschen getötet worden, darunter auch Kinder und Frauen. Bei den intensiven Angriffen in verschiedenen Teilen der Stadt seien zudem Hunderte weitere Menschen verletzt worden. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Die Angriffserie sei beendet worden, hieß es in der kurzen Mitteilung des israelischen Militärs auf Telegram. Einzelheiten wurden dazu nicht genannt. Israel plant eine Militäroffensive auf Rafah, was international für deutliche Kritik sorgt.

In Rafah sind angesichts der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen mehr als eine Million Flüchtlinge aus anderen Teilen des Palästinensergebietes gestrandet. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu hatte seine Armee vergangene Woche angewiesen, einen "kombinierten Plan zur Evakuierung der Bevölkerung und zur Zerstörung der Bataillone" der Hamas in Rafah vorzulegen. Ob es sich bei den Angriffen in der Nacht bereits um die angekündigte Offensive handelte, ist unklar. 

Derweil forderte US-Präsident Joe Biden von Netanyahu, erneut einen besseren Schutz für die Zivilisten im Gazastreifen. In einem Telefonat mit Netanyahu habe Biden bekräftigt, es brauche einen "umsetzbaren Plan, um die Sicherheit der mehr als eine Million Menschen, die dort Zuflucht suchen, zu gewährleisten", teilte das Weiße Haus in Washington mit.

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 1.200 Menschen getötet und weitere 250 verschleppt. Israels Militär geht seitdem mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive gegen die Hamas und ihre Verbündeten in Gaza vor. Derzeit befinden sich noch 136 Menschen in der Gewalt der Hamas, von denen aber nach israelischen Militärangaben mindestens rund 30 nicht mehr am Leben sein dürften.   

Jan-Christoph Kitzler, ARD Tel Aviv, tagesschau, 12.02.2024 12:08 Uhr