Ein israelischer Soldat inspiziert ein zerstörtes Haus in einem Kibbuz, der von Terroristen der Hamas überfallen worden war.

Nach Hamas-Angriffen auf Israel Minister und Militärchef räumen Versagen ein

Stand: 12.10.2023 21:12 Uhr

Israel ist von den Hamas-Angriffen am Samstag überrascht worden - ein Versagen von Geheimdienst, Militär und Regierung, wie Verantwortliche nun erstmals öffentlich eingestanden haben.

Nach dem überraschenden Hamas-Terrorangriff auf Israel haben erstmals Verantwortungsträger eine Mitverantwortung übernommen. "Wir sind die Regierung zu dem Zeitpunkt, als es passiert ist. Wir sind verantwortlich", sagte Bildungsminister Joav Kisch im israelischen Fernsehen. Auch die Armee sei verantwortlich.

"Wir haben vergessen, wo wir leben"

Israel sei von dem Angriff am Samstag völlig überrumpelt worden, obwohl die Armee und der Geheimdienst international als führend gelten. "Wir haben uns mit Blödsinn beschäftigt", sagte Kisch, der der Likud-Partei von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu angehört. "Wir haben vergessen, wo wir leben." Doch jetzt sei nicht die Zeit, um sich damit zu beschäftigen. "Jetzt müssen wir uns auf den Sieg konzentrieren", so Kisch.

Arye Sharuz Shalicar, Sprecher der israelischen Verteidigungsstreitkräfte, über die Terrororganisation Hamas

tagesschau24, 12.10.2023 14:00 Uhr

Auch der israelische Generalstabschef Herzi Halevi gestand angesichts des verheerenden Terrorangriffs der Hamas auf das Land ein Versagen des Militärs beim Schutz von Zivilisten ein. Das Militär sei für die Sicherheit des Landes und seiner Bürger verantwortlich, sagte Halevi. Am Samstagmorgen habe es in dem Gebiet um den Gazastreifen versagt. "Wir werden Lehren ziehen, wir werden ermitteln, aber jetzt ist die Zeit für Krieg", erklärte Halevi.

Opposition: "Versagen ist unverzeihlich"

Scharfe Kritik kam auch von Israels Oppositionsführer Jair Lapid. "Das Versagen vom Samstag ist unverzeihlich", sagte er. Lapid kündigte an, er werde der von Ministerpräsident Netanyahu angekündigten Notstandsregierung mit dessen Rivalen Benny Gantz nicht beitreten.

Er sei für eine "Regierung der nationalen Einheit" und wolle sich nicht einer Regierung mit "Extremisten" anschließen, sagte Lapid und verwies auf Itamar Ben-Gvir, den Minister für öffentliche Sicherheit von der rechtsextremen Partei Jüdische Kraft. Das Parlament tritt am Abend zusammen, um die Notstandsregierung zu bestätigen.

Bisher mehr als 2.600 Tote

Die palästinensische Hamas, die im Gazastreifen regiert und von den USA, Israel und der EU als Terrororganisation eingestuft wird, hatte am Samstagmorgen einen Großangriff auf Israel gestartet und an etlichen Orten Massaker verübt. Rund 1.200 Menschen wurden dabei getötet, etwa 150 weitere als Geiseln genommen und verschleppt. Bei den darauffolgenden Gegenangriffen Israels auf den Gazastreifen kamen nach palästinensischen Angaben bislang mehr als 1.400 Menschen zu Tode.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 12. Oktober 2023 um 14:00 Uhr.