Griechische Demonstranten mit Bannern und Fahnen während eines Generalstreiks in Athen

Proteste nach Zugunglück Generalstreik legt Griechenland lahm

Stand: 16.03.2023 17:08 Uhr

Mit einem Generalstreik haben die Gewerkschaften Griechenland weitgehend lahmgelegt. Zehntausende protestierten
erneut gegen die Regierung und für eine Aufarbeitung des Zugunglücks mit 57 Toten.

Auch mehr als zwei Wochen nach dem schweren Zugunglück in Griechenland halten die Proteste an. Ein Generalstreik brachte den Verkehr des Landes weitgehend zum Erliegen, es fuhren keine Fähren zu den Inseln, alle Flüge fielen aus und der öffentliche Nahverkehr stellte den Betrieb ein. Kliniken arbeiteten nur in Notbesetzung, der Unterricht in Schulen fiel aus.

Parallel protestierten Zehntausende Menschen und forderten eine Aufklärung des Zugunfalls mit 57 Toten. Viele Gewerkschaften, von Anwälten bis zu den Lieferfahrern, schlossen sich den Demos an. Die größten Proteste fanden in Thessaloniki und Athen statt, wo es auch Ausschreitungen gab. In der Hauptstadt skandierten Tausende vor dem Hauptsitz des Bahnunternehmens: "Dieses Verbrechen wird nicht vergessen".

Eklatante Mängel des Bahnsystems

Bei dem Zugunglück auf der Strecke zwischen Athen und Thessaloniki waren ein Personen- und ein Güterzug frontal zusammengestoßen. Danach wurden schwere Sicherheitsmängel des griechischen Bahnsystems offensichtlich. So war der Bahnmitarbeiter, der den Personenzug auf ein falsches Gleis schickte, nachweislich völlig überfordert. Technische Sicherheitssysteme funktionieren seit Jahren nur teilweise oder gar nicht.

Regierung vor den Wahlen unter Druck

Da spätestens im Sommer Wahlen stattfinden müssen, ist das Thema zum Problem für die konservative Regierung geworden. In Umfragen büßte sie ihren bisherigen Vorsprung gegenüber der linken Oppositionspartei Syriza weitgehend ein. Gewerkschaften und Oppositionsparteien mobilisieren ihre Mitglieder für die Streiks und Proteste, um die Regierung weiter unter Druck zu setzen.

Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat bereits Reformen bei der Bahn angekündigt und will sich dabei von der EU unterstützen lassen. In der kommenden Woche soll der nach dem Unglück ausgesetzte Bahnverkehr schrittweise wieder aufgenommen werden. Mehr Personal solle dabei helfen, die Sicherheit und die an einigen Streckenabschnitten vorgeschriebene Langsamfahrt zu kontrollieren.

Jörg Seisselberg, Jörg Seisselberg, ARD Rom, 16.03.2023 18:28 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell am 16. März 2023 um 16:38 Uhr.