Das Rettungsschiff der Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen "Ocean Viking"

Geflüchtete dürfen nach Sizilien "Wir wurden Zeugen des Versagens der EU"

Stand: 05.05.2022 12:50 Uhr

Zehn Tage nach ihrer Rettung dürfen 294 Geflüchtete an Bord des Rettungsschiffes "Ocean Viking" in Italien an Land gehen. Zuvor waren etliche Anfragen erfolglos geblieben.

Das Rettungsschiff "Ocean Viking" darf 294 Gerettete zum Hafen der sizilianischen Stadt Pozzallo bringen. Das teilte die Hilfsorganisation SOS Méditerranée mit, die das Schiff betreibt. Zwölf Anfragen für einen europäischen Hafen seien zuvor ohne Erfolg geblieben. Die Hilfsorganisation erklärte:

Die Erleichterung ist riesig, aber wir wurden erneut Zeugen des Versagens der EU bei der Koordinierung der Ausschiffung.

Die Besatzung der "Ocean Viking" hatte zuvor erklärt, die knapp 300 Kinder, Frauen und Männer seien erschöpft und bräuchten dringend Hilfe, die ihnen an Bord nicht gegeben werden könne. Das Rettungsschiff hatte die Menschen bei mehreren Einsätzen seit Montag vergangener Woche im Mittelmeer gerettet. Unter ihnen seien 127 alleinreisende Minderjährige.

Lange Verzögerung belastend

Lange Verzögerungen bei der Zuweisung von Häfen für die Rettungsschiffe sind für die Geflüchteten oft besonders belastend. Immer wieder müssen die Geretteten tagelang und unter schwierigen Bedingungen wie Hitze, raue See und Enge an Bord ausharren, bis eine Entscheidung fällt, wo sie an Land können. Dazu kommt, dass viele Geflüchtete von ihrer Flucht ohnehin schon traumatisiert sind oder medizinische Probleme haben.

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Auch "Sea-Watch-4" sucht einen Hafen

Unterdessen rettete die Besatzung der "Sea-Watch 4" 57 Menschen im Mittelmeer, wie die gleichnamige Organisation ebenfalls mitteilte.

Das gab die Crew an Bord via Twitter bekannt.

Mittelmeerroute eine der gefährlichsten

Die Mittelmeer-Route gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres mindestens 644 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst.

Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 05. Mai 2022 um 13:00 Uhr.