Menschen demonstrieren in Moskau gegen den Krieg gegen die Ukraine

Angehörige russischer Soldaten Festnahmen bei Protest gegen Ukraine-Krieg

Stand: 03.02.2024 16:51 Uhr

Erneut haben Angehörige von Soldaten, die im Krieg gegen die Ukraine kämpfen, in Moskau für ein Ende des Krieges demonstriert. Dabei wurden Berichten zufolge mindestens 27 Menschen vorläufig festgenommen - es soll sich um Journalisten handeln.

Bei einer Demonstration von Ehefrauen und Partnerinnen russischer Soldaten sind in Moskau Medienberichten zufolge mehrere Menschen festgenommen worden. 27 Personen, die auf dem Manege-Platz vor dem Kreml abgeführt wurden, seien in das nächstgelegene Polizeirevier überstellt worden, berichtete das unabhängige Internetportal Sota.

Unter den Festgenommenen sind demnach vor allem Männer. Wie ein Videoreporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, handelt es sich bei ihnen um Journalisten. Die Festgenommenen seien später wieder frei gelassen worden.

Festnahmen bei Protestaktion von Angehörigen russischer Soldaten in Moskau

Ina Ruck, ARD Moskau, tagesschau, 03.02.2024 20:00 Uhr

Blumen am Grab des unbekannten Soldaten

Aufgerufen zu der Protestaktion hatte die Bewegung "Putj domoi" ("Weg nach Hause"), die von Ehefrauen mobilgemachter Russen ins Leben gerufen wurde. Zum 500. Tag der Mobilmachung für den von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Krieg gegen die Ukraine legten die Angehörigen an der Kremlmauer am Grab des unbekannten Soldaten Blumen nieder.

Mit dem friedlichen Protest wollen sie die Rückholung ihrer Männer von der Front und den Verzicht auf eine weitere Mobilmachung erzwingen.

"Frauen, die ihre Männer brauchen"

Ein von den Protestteilnehmerinnen veröffentlichter Livestream zeigte die Frauen, wie sie gemeinsam durch das Zentrum Moskaus zogen. "Wir sind hier als die Frauen, die ihre Männer brauchen", sagte eine der Frauen. Die Frauen würden "kreativ werden", sollten die Behörden versuchen, ihren Protest niederzuschlagen. Eine andere Teilnehmerin sagte, mit ihrem Protest wollten die Frauen dem Teil der vom Ukraine-Konflikt im Alltag unberührten Russen zeigen, "dass es einen anderen Teil der Gesellschaft gibt, der ständig leidet".

Während für den Krieg rekrutierte Straftäter inzwischen auf freiem Fuß und wieder in Russland seien, werde den Mobilisierten die Rückkehr nicht erlaubt, klagten sie. Bei der Veranstaltung sprachen sich die Aktivistinnen für einen schnellstmöglichen Frieden aus.

Wut auf Putin wächst

In Russland gibt es seit einigen Wochen Demonstrationen von Angehörigen von in der Ukraine kämpfenden Soldaten. Seit Monaten wächst die Wut der Angehörigen von Reservisten, die Präsident Putin im September 2022 mobilisiert hat.

Putin hatte nach Kriegsbeginn den eigenen Landsleuten versprochen, dass nur Freiwillige in das Nachbarland zum Kämpfen geschickt würden. Im Herbst 2022 nach einer Reihe von Niederlagen rief er entgegen seinem Versprechen eine Teilmobilmachung für 300.000 Mann aus.

Polizei ging bisher nicht gegen Frauen vor

Während die Behörden seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022 verstärkt gegen Andersdenkende vorgehen, schritt die Polizei bei den Protesten der Frauen bislang nicht ein. Die Initiative ist für die Behörden äußerst heikel - offenbar wollen sie weitere Unruhe durch eine Festnahme von Frauen vermeiden.

Die russischen Staatsmedien haben den Protest der Frauen bisher weitgehend ignoriert, da der Kreml im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im März, bei denen Putin eine weitere Amtszeit anstrebt, ein Bild der nationalen Einheit vermitteln möchte.

Björn Blaschke, ARD Moskau, tagesschau, 03.02.2024 14:30 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 03. Februar 2024 um 17:00 Uhr.