Ein Mitarbeiter zeigt auf eine Darstellung einer Gewebesprobe aus dem Dickdarm,

Studie für Europa Mehr Darmkrebs bei Jüngeren in einigen Ländern

Stand: 29.01.2024 14:39 Uhr

In einigen Ländern Europas sind einer Studie zufolge die Sterberaten bei Darmkrebs bei den 25- bis 49-Jährigen angestiegen - besonders in Großbritannien. Grund dafür seien mangelnde Bewegung, Übergewicht und Alkoholkonsum.

In einigen Ländern der Europäischen Union und in Großbritannien steigen die Sterberaten bei Darmkrebs bei den 25- bis 49-Jährigen - entgegen des allgemein rückläufigen Trends. Eine Ursache sei der höhere Anteil übergewichtiger junger Menschen, erläutert ein Forschungsteam um Carlo La Vecchia von der Universität Mailand im Fachjournal "Annals of Oncology". Weitere Faktoren seien ein erhöhter Alkoholkonsum und verminderte körperliche Aktivität.

Darmkrebs in jüngerem Alter ist in der Regel aggressiver, die Überlebenschancen sind geringer als bei älteren Menschen, wie die Forschenden erläutern. Es sei zu überlegen, die Darmkrebsvorsorge auf jüngere Menschen auszuweiten, beginnend mit 45 Jahren. In Deutschland können Frauen ab 55 und Männer ab 50 Jahren als gesetzlich Krankenversicherte eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen.

Tausende Tote pro Jahr

Darmkrebs entsteht meist aus Wucherungen der Darmwand. Diese können bei einer Darmspiegelung entfernt werden, bevor sie sich möglicherweise zu Darmkrebs entwickeln. Etwa 55.000 Menschen erkranken nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums jedes Jahr an Darmkrebs, mehr als 20.000 sterben.

Besonders stark steigt die Todesrate bei Darmkrebs im Altersbereich von 25 bis 49 Jahren nach der Prognose des Forschungsteams für 2024 verglichen mit dem Zeitraum 2015 bis 2019 in Großbritannien: um 26 Prozent bei Männern und fast 39 Prozent bei Frauen der Altersgruppe. Auch in Italien (plus 1,5 Prozent bei Männern und 2,6 Prozent bei Frauen), bei spanischen und polnischen Männern (plus 5,5 bzw. 5,9 Prozent) sowie bei 25- bis 49-jährigen Frauen in Deutschland (plus 7,2 Prozent) werde ein Anstieg zu verzeichnen sein. Die absoluten Zahlen sind bei jungen Menschen dabei jeweils noch vergleichsweise gering.

Anstieg ist besorgniserregend

Die Steigerungsraten bei jungen Menschen seien besorgniserregend, so La Vecchia - gerade auch, weil sich Diagnose und Behandlung von Darmkrebs verbessert hätten. Über alle Altersgruppen hinweg gerechnet sinkt die Todesrate bei Darmkrebs unter Berücksichtigung der Altersstruktur der Bevölkerung dagegen: in Deutschland verglichen mit 2019 bei Männern um 11,55 Prozent, bei Frauen um 7,99 Prozent. Noch stärker sinken demnach bei Männern in Deutschland die altersstandardisierten Todesraten bei Magenkrebs (17,92 Prozent), Lungenkrebs (17,53 Prozent), Blasenkrebs (15,88 Prozent) und Leukämie (11,65 Prozent). Keinen positiven Trend gibt es bei Prostatakrebs.

Bei Frauen in Deutschland gehen die Todesraten der Berechnung zufolge bei Leukämie (18,52 Prozent), Magenkrebs (16,71 Prozent), Brustkrebs (10,77 Prozent) und Eierstockkrebs (10,75 Prozent) zurück. Die Rate bei Blasenkrebs steigt hingegen um 1,22 Prozent. Auch EU-weit sinken die Todesraten über alle Altersgruppen hinweg bei Krebs weiter: über alle berücksichtigten Krebsarten gemittelt bei Männern um 6,5 Prozent von 132 auf 123 pro 100.000 Einwohner im Vergleich zu 2018, bei Frauen um 4,3 Prozent von 82,5 auf 79 pro 100.000 Einwohner.

Experten empfehlen mehr Bewegung, weniger Alkohol

La Vecchia hält mehr politische Maßnahmen unter anderem zur Förderung körperlicher Aktivität und zur Verminderung des Alkoholkonsums für nötig.

Die von den Studienautoren verwendeten Daten stammen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie berücksichtigten die Angaben seit 1970 bis zu den neuesten verfügbaren Daten (zwischen 2017 und 2021).

In einer früheren Version des Textes hieß es, dass die Darmkrebs-Sterberate bei Jüngeren gestiegen ist. Das ist aber nur in einigen Ländern der Fall, wir haben die Überschrift entsprechend präzisiert. Zudem hieß es, dass die Todesrate nach der Prognose des Forschungsteams für 2024 mit dem Jahr 2018 in Großbritannien verglichen wurde. Die dpa hat ihre Angaben berichtigt. Es handelte sich demnach um einen Vergleichszeitraum von 2014 zu 2015 bis 2019.

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Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. Januar 2024 um 13:02 Uhr.