Ein Arrow-3-Abfangjäger wird am 18. Januar 2022 auf einem Testgelände in Zentralisrael gestartet.

"Arrow 3"-System für Deutschland Israels größter Rüstungsdeal steht bevor

Stand: 15.06.2023 21:46 Uhr

Für vier Milliarden Euro soll das israelisch-amerikanische "Arrow 3"-Raketenabwehrsystem an Deutschland geliefert werden. Dort soll es zu einem Pfeiler des NATO-Schutzschildes werden.

Für Israel ist das "Arrow 3" ein wichtiger Baustein zur Verteidigung des Landes, zum Beispiel in der Zukunft gegen mögliche Raketen mit Atomsprengköpfen aus dem Iran. Denn das Abwehrsystem kann feindliche Lang- und Mittelstreckenraketen in der Erdatmosphäre und oberhalb davon zerstören.

Angesichts der Bedrohung durch den Krieg in Osteuropa setzt nun auch Deutschland auf "Arrow 3" - und hat die Finanzierung auf den Weg gebracht: Fast vier Milliarden Euro soll das System am Ende kosten. Finanziert wird die Anschaffung aus dem "Sondervermögen Bundeswehr", das nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine aufgelegt wurde.

Netanyahu: "Was für eine unglaubliche Wendung"

Für Israel wäre das Ganze ein Erfolg - so groß, dass Premier Benjamin Netanyahu das Thema neulich am Rande einer Kabinettssitzung angesprochen hatte: "Wie ich den Führern der Welt und auch Bundeskanzler Scholz gesagt habe: Israel, der jüdische Staat, wird nicht noch einen Holocaust erlauben."

Diese Wende für das israelische Volk komme auch durch die Diskussionen über die Lieferung von "Arrow 3" an Deutschland zum Ausdruck. Im Holocaust seien die Juden ohne Schutz vor Nazi-Deutschland gewesen. "80 Jahre später möchte Deutschland Abwehrwaffen vom jüdischen Staat kaufen. Damals konnten wir uns nicht verteidigen. Heute helfen wir anderen, sich zu verteidigen. Was für eine unglaubliche Wendung."

Den Ausschlag gab am Ende wohl vor allem die Leistungsfähigkeit des Systems: Es kann Ziele in bis zu 100 Kilometer Höhe abschießen. Neben den Lenkwaffen kommt ein leistungsfähiger Radar zum Einsatz. "Arrow 3" ist deutlich flexibler einsetzbar als seine Vorgänger, sagte der Inspekteur der Luftwaffe, General Ingo Gerhartz, im israelischen Fernsehen: "Das System hat große Fähigkeiten - und es gibt die Bedrohung durch Langstreckenraketen. Wir haben uns verschiedene Systeme angeschaut. Wir haben uns für 'Arrow 3' entschieden."

Absprachen mit den USA notwendig

Deutschland hatte angekündigt, das System auch im Rahmen des Raketenabwehrsystems der NATO einzusetzen. Länder wie Polen, oder Rumänien und die Staaten des Baltikums sollen sich einklinken können. Doch zuvor müssen noch ein paar Fragen geklärt werden. Vor allem braucht es die Zustimmung der USA, denn an der Entwicklung waren nicht nur israelische Rüstungsunternehmen, sondern unter anderem der US-Rüstungskonzern Boeing beteiligt.

"Deutschland hat erklärt, man wolle einen Schutz für die Zivilbevölkerung. Dann, irgendwann in der Zukunft, soll das System in den NATO-Schutzschild integriert werden, das ist der nächste Schritt", erklärte der Chef der Israelischen Raketenabwehr, Moshe Patel. Wenn die Deutschen das machen wollten, könnten sie die Expertise aus Israel und den USA nutzen. "Die Anbindung dieser Systeme an die NATO übersteigt meine Kompetenzen. Diese Länder müssen all diese Fragen mit der NATO klären."

"Arrow 3" soll Ende 2025 einsatzfähig sein

Am Ende ist der Kauf von "Arrow 3" natürlich auch eine politische Frage. Auch Ron Prosor, Israels Botschafter in Berlin, spricht von einem großen Erfolg: "Der Verkauf des "Arrow 3"-Systems wertet die strategischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland auf, die dadurch neue Höhen erreichen werden."

Er begrüße, dass die politischen Bemühungen gegenüber dem Bundeskanzler, dem Verteidigungsminister und der Außenministerin Früchte getragen haben und zum wiederholten Male zeigten, dass Rüstungsgeschäfte einen starken politischen Rahmen benötigen.

Für Israel ist der "Arrow 3"-Verkauf an Deutschland der größte Rüstungsdeal seiner Geschichte. Das Land hat seine Rüstungsexporte in weniger als zehn Jahren verdoppelt und im letzten Jahr Waffen im Wert von 12,5 Milliarden Dollar verkauft. "Arrow 3" soll Ende 2025 einsatzfähig sein.

Jan-Christoph Kitzler, ARD Tel Aviv, tagesschau, 15.06.2023 19:48 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. Juni 2023 um 05:58 Uhr.