Lam Man Chung in den Redaktionsräumen der "Apple Daily" bei den Arbeiten an der finalen Ausgabe (Archiv).

Hongkong Ex-Chefredakteur der "Apple Daily" festgenommen

Stand: 21.07.2021 11:12 Uhr

Die Hongkonger Polizei geht weiter hart gegen die inzwischen eingestellte Zeitung "Apple Daily" vor: Ex-Chefredakteur Lam Man Chung ist bereits die achte Person mit Verbindungen zu der Zeitung, die festgenommen wurde.

Die Polizei in Hongkong hat einen Ex-Chefredakteur der inzwischen eingestellten prodemokratischen Zeitung "Apple Daily" festgenommen. Lam Man Chung stehe unter dem Verdacht, in Absprache mit ausländischen Kräften die nationale Sicherheit gefährdet zu haben, berichtete das Blatt "South China Morning Post" unter Berufung auf eine nicht näher genannte Quelle. Er ist die achte Person mit Verbindungen zu "Apple Daily", die in den vergangenen Wochen in Gewahrsam genommen wurde.

Die Polizei behauptete, es gebe stichhaltige Beweise dafür, dass mehr als 30 in der "Apple Daily" veröffentlichte Artikel darauf abgezielt hätten, andere Staaten zu Sanktionen gegen China und Hongkong zu bewegen. Die Rede war von einer "Verschwörung mit dem Ausland". Im Juni hatte die Polizei bei einer Razzia in der Redaktion Festplatten und Laptops mitgenommen.

"Apple Daily" stellte Ende Juni den Betrieb ein

Festnahmen von Topmanagern, leitenden Redakteuren und Journalisten sowie das Einfrieren von Vermögenswerten des Blatts im Umfang von umgerechnet rund 1,9 Millionen Euro führten dazu, dass "Apple Daily" Ende Juni den Betrieb einstellte. Man sorge sich um die Sicherheit der Mitarbeiter und könne sie nicht mehr bezahlen, hieß es damals zur Begründung. Die letzte Ausgabe der Zeitung verkaufte sich eine Million Mal.

Nach monatelangen regierungskritischen Protesten 2019 setzte China im vergangenen Jahr ein umfassendes Sicherheitsgesetz in der halbautonomen Stadt durch, das aus Sicht von Kritikern Freiheiten einschränkt, die der einstigen britischen Kolonie zugesagt worden waren. Mehr als 100 prodemokratische Aktivisten sind festgenommen worden, viele andere sind ins Ausland geflohen.

Seit dem 1. Juli 1997 gehört die frühere britische Kronkolonie wieder zu China und soll eigentlich nach dem Grundsatz "Ein Land, zwei Systeme" eigenständig regiert werden. Auch wurde den sieben Millionen Hongkongern damals zugesagt, über 50 Jahre noch bis 2047 "ein hohes Maß an Autonomie" und viele politische Freiheiten genießen zu können. Seit dem Erlass des Sicherheitsgesetzes reden viele aber nur noch von "Ein Land, ein System".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. Juli 2021 um 11:00 Uhr in den Nachrichten.