Das Uber-Logo vor dem Hauptsitz des Unternehmens in San Francisco, Kalifornien.

Sammelklage gegen Fahrdienst Uber wegen sexueller Übergriffe angeklagt

Stand: 14.07.2022 07:37 Uhr

Nach den Berichten über aggressives Geschäftsgebaren steht Uber erneut im Fokus: Dieses Mal wegen sexueller Übergriffe von Fahrern. Mehrere Frauen haben in den USA Klage eingereicht - das Problem ist seit Jahren bekannt.

Der Taxi-Rivale Uber ist in den USA wegen sexueller Übergriffe und Gewalt mit Klagen einer Reihe von Frauen konfrontiert. Das teilte die US-Kanzlei Slater Slater Schulman mit. Die Klägerinnen werfen dem Unternehmen vor, jahrelang nicht genug gegen diese Probleme unternommen zu haben. Dem Management sei der Ernst der Lage seit 2014 klar gewesen, trotzdem habe es seitdem viele weitere Fälle gegeben, die von Belästigungen bis hin zu Entführungen und Vergewaltigungen reichten.

Die Kanzlei vertritt nach eigenen Angaben etwa 550 Mandantinnen und prüft mindestens 150 weitere Fälle. Uber erklärte auf Nachfrage zunächst, sich zu offenen Rechtsverfahren nicht äußern zu können. Später gab der Fahrdienstvermittler doch noch eine Stellungnahme ab und erklärte: "Sexuelle Übergriffe sind ein entsetzliches Verbrechen und wir nehmen jeden einzelnen Bericht ernst".

Eine Sprecherin des Unternehmens wies zudem darauf hin, dass das Rechtsverfahren bereits seit Februar 2022 laufe. Zur konkreten Anzahl der bislang eingereichten Klagen und der Frage, wie viele der 550 von der Anwaltsfirma erwähnten Mandantinnen sich bereits daran beteiligten, machten Uber und die Kanzlei widersprüchliche Angaben.

Untersuchung: 3824 sexuelle Übergriffe in zwei Jahren

Die Probleme an sich sind seit Langem bekannt. Erst vor rund zwei Wochen veröffentlichte der Konzern das Ergebnis einer eigenen Untersuchung, wonach es allein in den Jahren 2019 und 2020 Berichte über 3824 sexuelle Übergriffe von Fahrern gab. Uber hatte sich deshalb auch in der Vergangenheit schon mit Klagen auseinandersetzen müssen. 2018 etwa akzeptierte das Unternehmen einen Vergleich mit zwei Frauen.

Uber teilte mit, die Probleme ernstzunehmen und Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Doch nicht alle kaufen dem Konzern das ab. "Uber könnte so viel mehr tun, um seine Mitfahrerinnen und Mitfahrer zu schützen", sagte Klägeranwalt Adam Slater. "Kameras, um Angriffe zu verhindern, robustere Background-Checks für Fahrer, ein Warnsystem, wenn Fahrer von ihren Routen abweichen." Doch das Unternehmen lehne diese Maßnahmen ab.

In der Vergangenheit hat Uber sich unter anderem damit verteidigt, nicht für das Verhalten von Fahrern zur Verantwortung gezogen werden zu können, da diese keine festen Mitarbeiter seien. Das Unternehmen behauptet aber auch, seine Fahrer gründlich zu überprüfen und bereits Sicherheitsmaßnahmen eingeführt zu haben - zum Beispiel einen Notfall-Button in der App.

US-Konzern wegen Uber Files unter Druck

Für den in der Vergangenheit schon häufig wegen seines aggressiven Geschäftsgebarens kritisierten US-Konzern kommen die Anschuldigungen zur Unzeit. Vor wenigen Tagen erst geriet Uber durch ein großes Datenleck unter Druck, das das ganze Ausmaß der umstrittenen und mitunter am Rande der Legalität stattfindenden Lobby-Arbeit der Jahre 2013 bis 2017 aufzeigte.

Die Unterlagen stammen allerdings aus der Ära von Mitgründer und Ex-Chef Travis Kalanick. Er trat 2017 nach Skandalen zurück, die von Sexismus und Diskriminierung über Technologie-Diebstahl bis hin zu Spionage-Affären reichten. Heute distanziert sich das Unternehmen von Kalanick und seinen Methoden.

Silke Hennig, DRK, 14.07.2022 15:00 Uhr


Anmerkung der Redaktion: Diese Meldung wurde am 04.08.2022 nachträglich korrigiert, nachdem die Nachrichtenagentur dpa fälschlicherweise berichtet hatte, dass über 500 Frauen Uber wegen sexueller Übergriffe von Fahrern verklagt hätten. Noch ist aber nicht klar, um wie viele Klagen und Klägerinnen es sich tatsächlich handelt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Nova am 14. Juli 2022 um 07:35 Uhr.