Menschen laufen an Schildern des US-Senders Fox News vorbei.

Kapitol-Erstürmung Fox News erneut wegen Verschwörungstheorie verklagt

Stand: 13.07.2023 07:23 Uhr

Dass Fox News im Zusammenhang mit Trumps Wahlniederlage immer wieder die Unwahrheit berichtet hat, hat Eigentümer Murdoch selbst eingeräumt. Nun ist der rechte US-Sender erneut verklagt worden.

Wer ist Ray Epps? Vor dem Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 konnte diese Frage kaum jemand in den USA beantworten. Danach jedoch waren Zuschauer von Fox News - und speziell der Sendung von Starmoderator Tucker Carlson - sehr schnell mit dem Namen vertraut.

Epps sei auf Videomitschnitten des Kapitol-Sturms zu sehen, erzählte Carlson seinerzeit, wie er zu Aufruhr, Straftaten und den Einbruch ins Parlamentsgebäude aufrufe. So weit, so wahr: Der Trump-Anhänger Epps war tatsächlich an jenem 6. Januar aus Arizona nach Washington gereist. In der festen Überzeugung, dem bisherigen US-Präsidenten Donald Trump sei die Wahl gestohlen worden und nun müsse die Zertifizierung eines gefälschten Wahlergebnisses verhindert werden. Epps, ein ehemaliges Mitglied der rechtsextremen "Oathkeepers"-Miliz, war Überzeugungstäter.

Rechter Mythos längst widerlegt

Fox News jedoch, und vor allem Carlson, behaupteten, er sei in Wahrheit etwas anderes gewesen: nämlich ein verdeckter Agent, den das FBI nach Washington geschickt habe, um den Aufstand zu provozieren. Diesen rechten Mythos hat der Untersuchungsausschuss zum Kapitol-Sturm längst widerlegt.

"Ist Ihnen bekannt, dass Ray Epps ein Geheimagent der Regierung gewesen ist?", wurde diese Woche der Direktor des FBI, Christopher Wray, bei einer Parlamentsanhörung gefragt. "Nein", sagte der FBI-Chef. Die Idee, dass die Gewalt vom 6. Januar irgendwie Teil einer von der Bundespolizei organisierten Operation war, sei lächerlich.

Epps musste umziehen

Nun also die Klage vor einem Gericht im Bundesstaat Delaware: Epps‘ Anwalt Michael Teter schildert beim US-Sender CNN, was die Folgen der Fox-Verschwörungstheorie für seinen Mandanten waren: Unmittelbar nachdem Carlson mit seinen Verleumdungen begonnen hatte, habe es Morddrohungen gegen Epps und seine Frau gegeben. Das Ehepaar verkaufte aus Angst sein Haus in Arizona und zog nach Ohio, an einen unbekannten Ort.

Sollte die Klage zugelassen werden, dann dürfte es bei dem Prozess auch darum gehen, was Carlson, den Fox News inzwischen gefeuert hat, und den Sender getrieben hatte, die Kampagne zu starten.

Auf Schmerzensgeld verklagt

"Carlson ist besessen von mir. Er versucht alles, mein Leben zu zerstören", sagt Epps selbst in einem Interview mit dem Sender CBS. "Aber warum? Um von den wahren Verantwortlichen abzulenken", sagt Epps. Gemeint sind Trump und die republikanische Partei, die mehrheitlich die Falschbehauptung von der gestohlenen Wahl mitträgt.

Die politischen Implikationen werden bei dem möglichen Prozess aber wohl eher zweitrangig bleiben. Epps hat den Sender auf Schadensersatz und Schmerzensgeld verklagt.

Sebastian Hesse, ARD Washington, tagesschau, 13.07.2023 06:54 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 13. Juli 2023 um 13:22 Uhr.