Tucker Carlson

Gefeuerter Fox-News-Starmoderator Was der Rauswurf von Carlson bedeutet

Stand: 28.04.2023 08:35 Uhr

Fast 800 Millionen Dollar hat Fox News wegen Berichten zur angeblich gefälschten US-Wahl 2020 gezahlt - und kurz darauf seinen Starmoderator Carlson gefeuert. Für die Republikaner könnte sein Weggang Folgen haben.

Tucker Carlson, ein Phänomen in der US-Medienlandschaft. Er gilt als ultrakonservativer Hetzer, Quotengarant und Starmoderator. Zwei Tage nach seinem Rausschmiss beim rechten Fernsehsender Fox News meldet sich der 53-Jährige persönlich zu Wort: in einem Twitter-Video, mit bitteren - und recht diffusen - Vorwürfen gegen die Medien, allerdings ohne Fox News beim Namen zu nennen.

"Wenn ehrliche Menschen die Wahrheit sagen, ruhig und ohne peinlich zu sein, gewinnen sie an Stärke. Gleichzeitig werden Lügner, die versuchen andere auszuschalten, schwächer", so Carlson. "Das ist das eiserne Gesetz des Universums. Die Wahrheit siegt."

Was er genau damit meint, ist unklar. Fakt ist, dass er sich selbst jahrelang in seiner täglichen Abendsendung antisemitisch, rassistisch und homophob geäußert sowie Verschwörungserzählungen und Falschmeldungen verbreitet hat. 2021 spricht Carlson von der dreistesten Wahleinmischung, die je in den USA versucht wurde.

Verleumdung und Frauenfeindlichkeit

Geschasst wurde der rechte Quotenkönig kurz nachdem sein Sender sich mit dem Wahl-Computer-Hersteller Dominion auf einen Vergleich von über 787 Millionen Dollar geeinigt hat, um einen Verleumdungsprozess zu vermeiden. An dieser Verleumdung hatte Carlson großen Anteil. Immer wieder stellte er nach der vergangenen Wahl die Sicherheit der Wahlmaschinen in Frage.

Nicht nur die dreistellige Millionenzahlung könnte zu seinem Rausschmiss geführt haben, angeblich waren es - laut "Los Angeles Times" - Fox-Eigentümer Rupert Murdoch und sein Sohn persönlich, die Carlson feuerten. Mitverantwortlich waren offenbar auch seine sexistischen Textnachrichten, die nun publik wurden. Darin zog er aufs Übelste über weibliche Vorgesetzte und Kolleginnen her.

"Frauen wurden zu Objekten gemacht. Es war ein Spiel, ein Sport. Er machte sich lustig über Politikerinnen, die in seiner Sendung zu Gast waren", so Abby Grossberg, eine ehemalige Fox News-Producerin bei CNN. "Sie haben darüber diskutiert, mit wem sie eher schlafen würden. Und immer wieder das C-Wort." Das C-Wort ist ein sehr vulgäres Schimpfwort gegen Frauen.

Großer Verlust für die Republikaner

Für Fox News ist Carlsons Weggang zumindest finanziell erstmal ein Verlust. Die abendlichen Einschaltquoten stürzten ab und Fox-Aktien verloren vier Prozent. Noch schlimmer dürfte der Verlust für die republikanische Partei sein.

"Was wir im Moment sehen, ist die Spaltung der republikanischen Partei. Fox hat großen Einfluss darauf, in welche Richtung sie sich bewegen wird", so Medienexperte Brian Stelter auf PBS. "Bleiben die Murdochs auf dem radikalen Tucker-Carlson-Kurs? Oder bringen sie Fox zurück auf einen eher realitätsnahen, nachrichtenbasierten Kurs?"

Und was macht der Starmoderator jetzt? Es gibt Gerüchte darüber, dass er Angebote aus Russland erhalten hat. Wahrscheinlicher ist, dass Carlson entweder zur Konkurrenz geht oder seinen eigenen News-Kanal aufmacht. Sicher ist jedenfalls, dass er nicht aufhören wird, seine radikalen Überzeugungen zu verbreiten.

 

Claudia Sarre, ARD Washington, tagesschau, 28.04.2023 06:54 Uhr