Angehörige der 43 Studenten, die am 26. September 2014 verschwunden waren, protestierten am 26. April 2023 in Mexiko-Stadt

2014 in Mexiko verschwunden Verschleppte Studenten - acht Soldaten in U-Haft

Stand: 27.06.2023 10:26 Uhr

In Mexiko sind acht Soldaten festgenommen worden, die 2014 am Verschwinden von 43 Studenten beteiligt gewesen sein sollen. Die Verschleppten wurden mutmaßlich ermordet - bis heute ist der Fall nicht aufgeklärt.

Vor fast neun Jahren waren 43 Studenten in Südmexiko verschleppt und mutmaßlich ermordet worden. Nun sind acht Soldaten in Untersuchungshaft genommen worden, die an der Verschleppung mitgewirkt haben sollen. Das teilte der Staatssekretär im Innenministerium, Alejandro Encinas, auf Twitter mit. Ihnen werde "erzwungenes Verschwindenlassen" zur Last gelegt.

Vier weitere Armeeangehörige sitzen bereits in U-Haft - darunter ein Kommandeur, der die Ermordung von sechs der jungen Männer angeordnet haben soll. Gegen acht weitere Soldaten liegen Haftbefehle vor.

Die Festnahme der acht Verdächtigen erfolgte eine Woche nachdem die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft 16 Haftbefehle gegen Armeemitglieder reaktiviert hatte, die im September 2022 ausgestellt und später wieder aufgehoben worden waren.

Sie erfolgte zudem rund einen Monat bevor eine 2015 ins Leben gerufene unabhängige Kommission zur Untersuchung des Verschwindens ihre Ergebnisse veröffentlichen möchte. Ende März hatte die Kommission dem mexikanischen Militär vorgeworfen, vorsätzlich Informationen über das Verschwinden der Studenten vor fast zehn Jahren zurückzuhalten.

Drei Opfer bisher identifiziert

Sicherheitskräfte hatten die Studenten am 26. September 2014 in Iguala aus Bussen entführt und sie einer lokalen Drogenbande ausgehändigt, die sie offenbar tötete und verbrannte. Der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt, ein Motiv für die Entführung ist unklar. Nach mexikanischem Recht wird wegen Verschwindenlassens ermittelt, weil lediglich sterbliche Überreste von drei der Opfer identifiziert werden konnten. Immer mehr Hinweise deuten darauf hin, dass Polizei und Militär mit Drogenhändlern zusammengearbeitet hatten.

Präsident Andres Manuel López Obrador hatte wegen der vielen offenen Fragen die Untersuchungskommission eingesetzt. Die sogenannte Wahrheitskommission hatte im August vergangenen Jahres die Tat als Staatsverbrechen bezeichnet und die Studenten für tot erklärt. Zahlreiche Mitglieder der Drogenbande Guerreros Unidos sowie Polizisten und Beamte wurden verhaftet.

Der damalige Generalstaatsanwalt soll die Ermittlungen manipuliert haben, um den Fall schnell abzuschließen. Ihm wird auch vorgeworfen, Foltermethoden geduldet zu haben und Mitschuld am Verschwinden der Studenten zu tragen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 27. Juni 2023 um 13:00 Uhr.