
Raumsonde DART NASA testet Asteroiden-Abwehr im All
Es ist ein spektakuläres Experiment zur Asteroiden-Abwehr: In Kalifornien ist eine Rakete mit der Raumsonde DART gestartet, die auf einem Asteroiden einschlagen soll.
Was würde die Menschheit tun, wenn ein riesiger Asteroid auf die Erde zurast? Darauf fand bislang nur Hollywood eine Antwort. US-Schauspieler Bruce Willis machte sich vor gut 20 Jahren in dem Katastrophenfilm "Armageddon" todesgewiss auf den Weg ins All, um einen Asteroiden zu sprengen. Nun versucht die Wissenschaft zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt, die Flugbahn eines Asteroiden zu verändern.
Dazu ist die kühlschrankgroße Sonde DART (Double Asteroid Redirection Test) von der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien zu ihrer Mission gestartet. Ziel der Sonde ist der Doppelasteroid Didymos - griechisch für "Zwilling". Er besteht aus einem größeren Asteroiden, der der Namensgeber ist, und einem kleineren Asteroiden. Der heißt Dimorphos, hat einen Durchmesser von 160 Metern und kreist in einer Entfernung von 1,1 Kilometer als Mond um den größeren. Auf dem kleineren Asteroiden soll die DART-Sonde einschlagen.

Aus der Umlaufbahn schubsen?
"Nächstes Jahr werden wir Ende September oder in der ersten Oktoberwoche den Asteroiden erreichen und direkt hineinfliegen, um zu erforschen, wie stark wir ihn so verschieben können", erklärt Thomas Zurbuchen, Wissenschaftsdirektor der NASA. "Anschließend wird die ESA mit einer Sonde starten und sich den Krater ansehen, um zusätzliche Informationen über das Experiment zu erlangen."
Gelingt es, mit solch einem Einschlag die Umlaufbahn von Asteroiden zu verändern? Kann man sie einfach wegschubsen? Und könnte man zukünftig so auch Asteroiden ablenken, die Kurs auf die Erde nehmen? Das wollen die Wissenschaftler herausfinden.
Auf der Erde muss sich wegen des Doppel-Asteroiden niemand Sorgen machen: Er dient als "Testobjekt" und fliegt im kommenden Jahr in zehn Millionen Kilometer Entfernung an der Erde vorbei.
ESA-Sonde HERA folgt 2024
Nach dem erfolgten Einschlag der NASA-Sonde soll im Oktober 2024 die ESA-Sonde HERA - benannt nach der griechischen Göttin - in einer Folgemission zu dem Doppelasteroiden fliegen.
Michael Küppers, ESA-Projektwissenschaftler für HERA, erklärt: "Mit dem NASA-Experiment und den Beobachtungen des Doppelasteroiden von der Erde aus würde man schon sehen, wie sich die Umlaufperiode des kleinen Asteroiden um den großen ändert. Allerdings: Um dann daraus auch die Effizienz des Impulsübertrags von der Sonde auf den Asteroiden zu bestimmen, muss man die Masse des Monds kennen."
Dazu wird die ESA-Sonde den Asteroiden mit wissenschaftlichen Instrumenten und Kameras genau untersuchen. Auch zwei sogenannte CubeSats - schuhkartongroße Satelliten - sollen auf dem Asteroiden landen. "HERA misst dann die Masse von dem Asteroiden, um zu sehen, wie effizient die Bahnänderung wirklich ist. HERA wird sich auch genau den Einschlagkrater anschauen. Außerdem wollen wir die Eigenschaften von Dimorphos studieren, um die Ergebnisse des Einschlags skalieren zu können", erklärt Küppers.
Die Wissenschaftler wollen also herausfinden, wie übertragbar die Ergebnisse wären, wenn wirklich ein Asteroid auf die Erde zurast.

So soll der Aufprall der DART-Sonde auf Dimorphos aussehen.
Asteroiden ablenken oder sprengen
Zurzeit sind etwa 27.000 sogenannte NEOs (Near-Earth-Objects) bekannt, also erdnahe Asteroiden und Kometen. Auch Didymos gehört dazu. Allerdings besteht laut ESA-Wissenschaftler Küppers bei weniger als zehn Prozent die Gefahr, dass sie auf der Erde einschlagen. Viele von ihnen stellten zudem keine größere Gefahr dar, da sie nur ein paar Meter groß seien.
"Wenn es ein kleiner Asteroid wäre, sagen wir von der Größe eines Fußballstadions, der mit einer moderaten Geschwindigkeit fliegt, wäre Ablenkung die einfachste Idee", sagt NASA-Wissenschaftsdirektor Zurbuchen. "Um einen großen Asteroiden abzuwehren, gibt es viele Ideen. Eine wäre, den Asteroiden zu spalten, etwa durch eine Explosion mit einer Bombe. Aber das hat noch nie jemand praktisch versucht."
Früh auf Risiken vorbereitet sein
Welche gravierenden Folgen es haben kann, wenn ein großer Gesteinsbrocken auf der Erde einschlägt, erklärt Klimawissenschaftler Georg Feulner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: "Vor 66 Millionen Jahren löste ein gewaltiger Asteroiden-Einschlag ein großes Massenaussterben aus, dem vor allem auch die Dinosaurier zum Opfer fielen."
Je besser man Risiken kenne, desto besser könne man sich vor ihnen schützen - das lehrten nicht zuletzt Klimakrise und Corona-Pandemie.
Sollte die Asteroidenabwehrmission von NASA und ESA Erfolg haben, hätte man ein Instrument an der Hand, um den Planeten Erde im Ernstfall gegen Asteroiden zu verteidigen.