Joe Biden

Biden will strengere Waffengesetze "Wir können Leben retten"

Stand: 24.03.2021 15:01 Uhr

Nach dem Schusswaffenangriff im US-Bundesstaat Colorado mit zehn Toten hat Präsident Biden schärfere Waffengesetze gefordert. Inzwischen wurde ein 21 Jahre alter Verdächtiger in Gewahrsam genommen.

Erneut erschüttert ein schwerer Schusswaffenangriff die USA. Bei einer Attacke auf einen Supermarkt im US-Bundesstaat Colorado sind zehn Menschen gestorben. Die Rufe nach schärferen Waffengesetzen werden lauter - wieder einmal. Auch US-Präsident Joe Biden sprach sich nach den Anschlägen für strengere Regeln zum Schusswaffenbesitz aus.

"Wir müssen handeln", sagte Biden im Weißen Haus in Washington. "Wir können Leben retten." Der Demokrat rief den Senat auf, zwei vom demokratisch dominierten Repräsentantenhaus bereits beschlossene Gesetzentwürfe zu verabschieden, mit denen Waffenkäufer und -besitzer strenger überprüft werden sollen. "Das sollte keine parteipolitische Angelegenheit sein", mahnte Biden und forderte, auch kriegsartige Waffen wie Sturmgewehre zu verbieten. Beides wird in den USA schon seit längerem diskutiert, fand bislang jedoch nicht die nötigen Mehrheiten im Kongress. Viele Republikaner stehen einer Verschärfung der Waffengesetze zurückhaltend gegenüber.

21-jähriger Verdächtiger festgenommen

Am Montag hatte ein Schütze in Colorado zehn Menschen in einem Supermarkt getötet. Die Attacke ereignete sich in einem Einkaufskomplex mit mehreren Geschäften und Cafés in der Stadt Boulder. Die Todesopfer waren zwischen 20 und 65 Jahre alt. Unter den Toten ist auch ein Polizist. Er sei einer der ersten Beamten am Tatort gewesen und erschossen worden, sagte die örtliche Polizeichefin Maris Herold.

Ein 21 Jahre alter Verdächtiger wurde in Gewahrsam genommen und zunächst mit einer Verletzung am Bein ins Krankenhaus gebracht. Möglichst bald solle der Mann in ein Gefängnis überführt werden, hieß es. Ihm wird Mord in zehn Fällen vorgeworfen. Herold betonte, es sei noch zu früh, um etwas zum Motiv für die Tat zu sagen. Der zuständige Bezirksstaatsanwalt Michael Dougherty erklärte, die Ermittlungen stünden ganz am Anfang. "Wir müssen noch viel herausfinden."

"Im Moment ist noch vieles unklar", sagte Biden. Klar sei aber, dass zehn Menschen die Zukunft gestohlen worden sei. Er sei am Boden zerstört. Der Präsident ordnete an, im ganzen Land die US-Flaggen auf halbmast zu setzen, um der Opfer von Colorado zu gedenken. Dies gelte bis Samstag an öffentlichen Gebäuden, Militärstützpunkten und diplomatischen US-Vertretungen im Ausland.

Auch Pelosi und Obama für strengere Gesetze

Es war der zweite schwere Schusswaffenangriff mit mehreren Toten innerhalb einer Woche in den USA. Erst am vergangenen Dienstag waren in drei Massage-Salons in und um Atlanta im US-Bundesstaat Georgia acht Menschen erschossen worden.

Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, beklagte: "Zum zweiten Mal in einer Woche ist unsere Nation mit der Epidemie der Waffengewalt konfrontiert." Es müsse endlich gehandelt werden, "um zu verhindern, dass diese Geißel unsere Gemeinden weiterhin verwüstet".

Auch der frühere US-Präsident Barack Obama äußerte sich erschüttert über die Bluttat in Colorado und forderte schärfere Waffengesetze. Es sei lange überfällig, die Epidemie von Waffengewalt zu bekämpfen. Der "Widerstand feiger Politiker" und der Druck der Waffenlobby müssten und könnten überwunden werden. Es dürfe nicht sein, dass allein die Pandemie die Zahl an Schusswaffenattacken im Land verringere.

109 Schusswaffentote täglich

In den USA kommt es regelmäßig zu tödlichen Zwischenfällen mit Schusswaffen, die dort leicht zu kaufen sind. Die Gesundheitsbehörde CDC verzeichnete in ihrer jüngsten Statistik aus dem Jahr 2018 insgesamt 39.740 Schusswaffentote in den USA - also etwa 109 Tote pro Tag. Nach CDC-Angaben handelte es sich bei rund 60 Prozent dieser Todesfälle um Suizide.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. März 2021 um 12:00 Uhr.