
Grenzgebiet USA-Kanada US-Militär schießt weiteres Flugobjekt ab
Das US-Militär hat erneut ein Flugobjekt abgeschossen, dieses Mal über dem Huronsee an der Grenze zu Kanada. Wegen des mutmaßlichen chinesischen Spionageballons sollen Washington und Peking nun erstmals miteinander gesprochen haben.
Das US-Militär hat ein weiteres Flugobjekt abgeschossen. Das bestätigte das US-Verteidigungsministerium. Diesmal habe es sich um ein Objekt über dem Huronsee nahe der kanadischen Grenze gehandelt, sagten zwei US-Regierungsbeamte, ohne weitere Details zu nennen. US-Präsident Joe Biden habe den Abschuss als Vorsichtsmaßnahme angeordnet. Das Objekt sei nicht als "militärische Bedrohung" eingestuft worden.
Die demokratische Kongressabgeordnete Elissa Slotkin aus Michigan twitterte, dass "das Objekt von Piloten der US Air Force und der Nationalgarde abgeschossen" worden sei. "Wir sind alle daran interessiert, was genau dieses Objekt war und welchen Zweck es erfüllte."
Der republikanische Kongressabgeordnete Jack Bergmann aus dem Bundesstaat Michigan, in dem sich der See teilweise erstreckt, schrieb auf Twitter, er habe mit dem Verteidigungsministerium Kontakt gehabt wegen Einsätzen in der Region. "Ich begrüße das entschlossene Handeln unserer Kampfpiloten", schrieb er. Und: "Das amerikanische Volk verdient weit mehr Antworten, als wir haben."
Dritter Abschuss binnen weniger Tage
US-Kampfjets hatten bereits am Freitag und Samstag zwei nicht näher identifizierte Flugobjekte abgeschossen: eines vor der Küste des US-Bundesstaats Alaska, das andere über dem Norden Kanadas. Bislang ist unklar, um was für Objekte es sich handelte, woher sie kamen und welches Ziel sie verfolgten. Die Bergung von Überresten der Flugobjekte soll Aufschluss geben.
Eine Woche zuvor hatte die US-Luftwaffe vor der Küste des Bundesstaates South Carolina einen mutmaßlich für Spionagezwecke eingesetzten chinesischen Ballon vom Himmel geholt.
Erste Kontaktaufnahme zwischen den USA und China
Inzwischen haben die USA erstmals mit China über den Fall kommuniziert. Es habe "Kontakte zur Volksrepublik China wegen des Höhenballons" gegeben, gab die stellvertretende Verteidigungsministerin Melissa Dalton am Sonntag vor Journalisten bekannt. Sie machte keine Angaben dazu, wer an dem Kontakt beteiligt war oder welchen Inhalt er hatte.
Zunächst hatte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin vergeblich um ein Gespräch mit dem chinesischen Verteidigungsminister gebeten. Am Donnerstag hatte Peking bestätigt, ein Telefonat mit Austin nach dem Abschuss des Ballons abgelehnt zu haben. "Die unverantwortliche und ernsthaft irrtümliche Herangehensweise der USA hat keine passende Atmosphäre für den Dialog und Austausch zwischen den beiden Armeen geschaffen", erklärte das chinesische Verteidigungsministerium.
Spionage- oder nur Wetterballon?
Der tagelange Überflug des chinesischen Ballons über die USA hatte zu einem Eklat zwischen Washington und Peking geführt. US-Außenminister Antony Blinken sagte eine geplante Chinareise kurzfristig ab. Vergangene Woche hatte Washington erklärt, der abgeschossene Ballon habe zu einer ganzen Flotte von Spionageballons gehört, die über fünf Kontinente geflogen seien.
China hatte nach der Entdeckung des Ballons den Spionagevorwurf zurückgewiesen. Peking sprach stattdessen von einem zivilen Ballon für meteorologische Zwecke, der vom Kurs abgekommen sei.