Die Milchstraße wölbt sich über dem Bamburgh Lighthouse in Northumberland an der Nordostküste Englands.

2.000 Lichtjahre entfernt Neues Schwarzes Loch in der Milchstraße entdeckt

Stand: 16.04.2024 13:05 Uhr

Nach astronomischen Maßstäben ist es ganz nah: Forschende haben ein 2.000 Lichtjahre entferntes Schwarzes Loch aufgespürt. Sie staunen über die ungewöhnliche Masse ihrer Entdeckung inmitten der Milchstraße.

Auffällige Taumelbewegungen eines Sterns haben Forschende der Europäischen Südsternwarte (Eso) auf ein bislang unbekanntes Schwarzes Loch in der Milchstraße aufmerksam gemacht. Es handle sich um das bisher massereichste bekannte stellare Schwarze Loch in unserer Galaxie, teilte die Eso mit. Das "Gaia BH3" genannte Schwarze Loch hat die etwa 33-fache Masse unserer Sonne. Bisher gefundene stellare Schwarze Löcher in der Milchstraße messen im Schnitt nur das Zehnfache der Sonnenmasse, das zuvor größte bekannte "Cygnus X-1" etwa 21 Sonnenmassen.

Stellare Schwarze Löcher entstehen aus Sternen. "Niemand hat damit gerechnet, ein massereiches Schwarzes Loch zu finden, das in der Nähe lauert und bisher unentdeckt geblieben ist", zitiert die Eso den Astronomen Pasquale Panuzzo. "Diese Art von Entdeckung macht man nur einmal in seinem Forscherleben." Der Erde ist das Schwarze Loch mit einer Entfernung von 2000 Lichtjahren der Eso zufolge extrem nah. Ein Lichtjahr bezeichnet die Entfernung, die Licht in einem Jahr zurücklegt, das ist eine Strecke von 9,46 Billionen Kilometern. 

Begleitstern bringt Forschende auf die Fährte

Die Entdeckung im Sternbild Aquila machten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, als sie Beobachtungen der europäischen Sonde "Gaia" überprüften. Der Begleitstern des Schwarzen Lochs wird von seinem massigen Kompagnon in eine Art Taumelbewegung versetzt - und die fiel auf. Die 2013 begonnene "Gaia"-Mission der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) soll Positionen, Bewegungen, Entfernungen und Helligkeiten von fast zwei Milliarden Himmelskörpern erfassen.

Nach der zufälligen Entdeckung nutzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anschließend ein extrem leistungsfähiges Großteleskop der Eso in Chile und weitere erdgestützte Observatorien, um die Entdeckung zu bestätigen und die Masse von "Gaia BH3" genauer zu berechnen. Für die Untersuchung wurden den Angaben zufolge das "Very Large Telescope" der Eso in der Atacama-Wüste in Chile genutzt. Es besteht aus vier einzelnen Telekospen, die zusammengeschaltet werden können.

Schwarze Löcher saugen Licht auf

Schwarze Löcher sind Objekte mit einer so starken Schwerkraft, dass nicht einmal Licht aus ihnen entkommen kann. Stellare Schwarze Löcher wie "BH3" entstehen, wenn große Sterne mit der vielfachen Masse unserer Sonne am Ende ihrer Existenz als Supernova explodieren und der übrig gebliebene Sternenrest kollabiert.

Abgesehen von den stellaren Schwarzen Löchern gibt es sogenannte supermassereiche Schwarze Löcher, die in den Zentren fast aller Galaxien vermutet werden. Diese Schwarzen Löcher können die milliardenfache Masse unserer Sonne besitzen. Das massereichste in unserer Galaxie ist "Sagittarius A*" im Zentrum der Milchstraße, das etwa vier Millionen Mal so viel Masse wie die Sonne hat. Der Ursprung und die Entstehungsweise der supermassereichen Schwarzen Löcher ist bislang nicht vollständig geklärt.