Professor Peter Higgs im Londoner Science Museum.

Entdecker des "Gottesteilchens" Physik-Nobelpreisträger Peter Higgs ist tot

Stand: 09.04.2024 19:39 Uhr

Mit seiner Theorie zur Masse von Elementarteilchen wurde er weltberühmt: Jetzt ist Physik-Nobelpreisträger Peter Higgs im Alter von 94 Jahren gestorben. Sein Ruhm war dem Briten stets unangenehm.

Der britische Physik-Nobelpreisträger Peter Higgs ist tot. Der 94-Jährige starb am Montag zu Hause, wie die schottische Universität Edinburgh mitteilte. An der Hochschule hatte er den Großteil seiner Karriere verbracht.

Mit seiner Theorie zur Masse von Elementarteilchen wurde der Engländer weltberühmt. Die Entdeckung des Higgs-Bosons - auch "Gottesteilchen" genannt - am Europäischen Kernforschungszentrum CERN in der Schweiz katapultierte den Theoretiker in die Hall of Fame der Physik.

"Ein bemerkenswerter Mensch"

Seine Theorie befasst sich mit der Frage, wie subatomare Teilchen, die die Bausteine der Materie sind, ihre Masse erhalten. Dieses theoretische Verständnis ist ein zentraler Bestandteil des sogenannten Standardmodells, das die Physik des Aufbaus der Welt beschreibt.

Es sollte fast ein halbes Jahrhundert dauern, bis der Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider am CERN 2012 die Existenz der Higgs-Teilchen bestätigen konnte. Dies gilt als einer der größten wissenschaftlichen Durchbrüche in der Physik in den vergangenen Jahrzehnten. 2013 erhielt Higgs zusammen mit dem Belgier François Englert den Nobelpreis für Physik.

"Peter Higgs war ein bemerkenswerter Mensch - ein wirklich begabter Wissenschaftler, dessen Vision und Vorstellungskraft unser Wissen über die Welt, die uns umgibt, bereichert haben", sagte der Vizekanzler der Universität Edinburgh, Peter Mathieson. "Seine Pionierarbeit hat Tausende von Wissenschaftlern motiviert, und sein Vermächtnis wird noch viele weitere Generationen inspirieren."

Bescheiden und öffentlichkeitsscheu

Obwohl die beiden theoretischen Physiker Mitte der 1960er-Jahre etwa zeitgleich auf die Masse-Theorie gekommen waren, setzte sich Higgs als Namensgeber durch und nicht Englert - was dem öffentlichkeitsscheuen und bescheidenen Physiker eher unangenehm war. Er war der Ansicht, dass er mehr Ruhm bekomme, als ihm zustand.

Die Entwicklung der These und die Entdeckung der Teilchen sei eine Gruppenleistung gewesen. "Ich dachte nicht, dass es Zeit meines Lebens noch passiert", sagte Higgs dem Fachblatt "New Scientist" mit Blick auf die Bestätigung seiner Theorie. Die Lage habe sich aber geändert, als die großen Teilchenbeschleuniger gebaut wurden. Den Namen "Gottesteilchen" für seine Entdeckung lehnte der Atheist ab.

Higgs war sehr beliebt

Higgs wurde am 29. Mai 1929 in Newcastle upon Tyne im Nordosten Englands als Sohn eines Toningenieurs geboren. Als Kind litt er unter Asthma und wurde anfangs von seiner Mutter unterrichtet. Neben seiner wissenschaftlichen Laufbahn engagierte er sich auch politisch.

Bis zu seinem Tod stand der Wissenschaftler bei Kollegen und Medien hoch im Kurs. Mit der Zeit gab Higgs immer seltener Interviews, beschäftigte sich lieber mit Musik, Filmen und Büchern und vor allem mit seiner Familie, wie eine Sprecherin der Uni Edinburgh einmal sagte.

Thomas Bertsch, SWR, tagesschau, 09.04.2024 20:34 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 09. April 2024 um 19:40 Uhr.