
007 als Wirtschaftsfaktor Big Business Bond
Nicht nur die lange darbenden Kinos erhoffen sich von dem neuen James-Bond-Film "No Time to Die" einen gewaltigen Schub für ihr Geschäft. Die Marketing-Maschinerie rund um den Film kennt kaum Grenzen.
Dass James Bond gegen alle Widerstände die Welt rettet, ist Standard. Dieses Mal will sich von 007 aber mehr als je zuvor auch eine Branche retten lassen: die Filmindustrie und hier vor allem die Lichtspielhäuser. Die Kinobetreiber setzen darauf, dass der neue Bond-Blockbuster "No Time to Die" die Massen in die Kinos lockt und die Besucherzahlen wieder auf ein Vor-Corona-Niveau bringt.
Nach den langen Lockdowns stecken die Kinos tief in den roten Zahlen, der Superagent soll die Wende bringen. Tim Richards, Gründer und Chef der VUE Cinemas, ist begeistert, dass Bond nach anderthalb Jahren Verzögerung endlich an den Start geht. "Wir sind zurück, wir sind als Industrie wieder da", sagt Richards. "Und die Tatsache, dass ein so großer Film wie Bond so lange gewartet hat, spricht Bände, wie wichtig unsere Industrie ist. Wir brauchen uns gegenseitig: Die Studios brauchen uns, und wir brauchen die Studios."
Eine Milliarde Dollar Einnahmen?
Nach dem Corona-Lockdown wolle das Publikum "von zu Hause raus, die Leute wollen einen Film wie diesen mit anderen zusammen anschauen, ohne vom Amazon-Paketdienst unterbrochen zu werden", so der Kino-Unternehmer. Auch Olli Challiner von Everyman Cinema bestätigt die große Bedeutung des Bond-Films für die Kinos und erzählt, was alles rund um den Agententhriller geplant ist: Themen-Cocktails werde es geben, Partys, viele Vorstellungen, auch um Mitternacht, das sei alles sehr aufregend.
Keine Frage: James Bond ist Big Business. Die Produktionskosten von "No Time to Die" werden auf 250 Millionen US-Dollar geschätzt. Zugleich hoffen die Produzenten offenbar auf Einnahmen von rund einer Milliarde US-Dollar. Gelder fließen bei Bond-Produktionen in vielerlei Hinsicht, auch über Sponsoring und Produktplatzierungen. Bond-Filme präsentieren teure Markenprodukte, vom Aston Martin über das neuste Yacht-Modell von Spirit Yachts, bis hin zu Bollinger Champagner, Designeranzügen von Tom Ford und Omega-Uhren.

Ein bekanntes Automodell, prominent in Szene gesetzt: Welche Produkte wie lange zu sehen sind im Film, ist vertraglich geregelt.
Allein in dem zweieinhalbminütigen Film-Trailer ist mehrmals Bonds Armbanduhr zu sehen, eine "Omega Seamaster Diver 300M 007 edition" für 9000 Euro. Die Verträge regeln, welche Produkte für wie lange im Bild sein dürfen. Wie offensiv in James Bond-Filmen geworben wird, hat "Casino Royale", der James-Bond-Film von 2006, deutlich gezeigt. Damals fragte Vesper Lynd - die Frau, in die sich Bond unsterblich verliebt - ob er eine Rolex trage. "Omega", entgegnet Bond. Daraufhin sie: "Wunderschön."
Geheimagent als Uhren-Model
Omega ist schon seit 1995 offizieller Sponsor für die Armbanduhren von Bond, aber das sollte den Zuschauern 2006 wohl noch einmal mit Nachdruck ins Gedächtnis gerufen werden. Daniel Craig, der jetzt seinen letzten Auftritt als Bond feiert, durfte für das aktuelle Modell angeblich Designvorschläge machen. Und als die Uhr dann auf einer Party in New York präsentiert wurde, wurde Craig als Stargast nach der Bedeutung von Bonds Uhren befragt.
Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, was die "Sun" Anfang des Jahres meldete: dass einzelne Filmszenen noch einmal editiert oder sogar neu gedreht werden mussten, weil die gezeigten Markenprodukte nach all den Verzögerungen wegen Corona nicht mehr dem jeweils neuesten Modell entsprachen. Genau das aber wollen die Sponsoren im Film bewerben. Die Marketing-Maschinerie kennt kaum Grenzen. In London haben sich auch diverse Edelboutiquen und Einkaufspassagen ganz in 007-Design gehüllt, um ihre Produkte anzupreisen. Wie gesagt, Bond ist auch Big Business.