Fußgänger gehen an Wohnhäusern in Harlem (New York, USA) vorbei.

Immobilienmarkt in den USA Hälfte aller US-Mieter finanziell überlastet

Stand: 05.02.2024 15:48 Uhr

Seit der Pandemie sind die Immobilienpreise in den USA durch die Decke gegangen. Einer Harvard-Studie zufolge kann sich bereits die Hälfte aller Mieter die hohen Ausgaben fürs Wohnen nicht mehr leisten.

Die junge Familie Angela und Jonathan Patterson sowie ihr Baby mussten berufsbedingt von Miami nach Orlando im US-Bundesstaat Florida ziehen. Im Jahr 2021 kostete ihre Drei-Zimmer Wohnung noch 1.600 Dollar inklusive der Nebenkosten.

"Dann ging die Miete um 400 Dollar hoch, das war ein Schock. Es hat vorher auch gar keine Ankündigung gegeben", erzählt Angela Patterson im Interview mit dem Sender NBC. Plötzlich musste das Paar eine Miete von 2000 Dollar schultern - und zwar ohne Nebenkosten. "Das war hart, ehrlich gesagt, wir haben dann jeden Monat eisenhart gespart", so die junge Frau.

Mieten so hoch wie noch nie

So wie der Patterson-Familie geht es vielen Amerikanern und Amerikanerinnen. Zwar steigen die Mieten jetzt nicht mehr, stagnieren jedoch auf einem Rekordniveau.

Laut einer neuen Studie der Elite-Universität Harvard können sich 50 Prozent aller Mieter die hohen Mietausgaben nicht mehr leisten. Das heißt, sie geben mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die monatliche Miete aus, wie Sophia Wedeen, Wissenschaftlerin am Forschungszentrum für Wohnungsstudien in Harvard, erklärt. "22,4 Millionen Mieter in den USA waren 2022 kostenmäßig belastet. Die Hälfte aller Mietenden. Das ist ein Rekord."

Familien mit geringen Einkommen besonders belastet

Seit 2019 sind die Mieten in Apartmentgebäuden um rund 15 Prozent jährlich gestiegen, in höherwertige Wohnungen sogar um 18 Prozent. Das sei vor allem für Menschen mit geringerem Einkommen kaum mehr machbar, sagt Wedeen: "Mieten sind nicht mehr bezahlbar. Die Kosten für Wohnraum sind auf einem Allzeithoch. Und Familien mit geringem Einkommen haben am Monatsende weniger übrig als jemals zuvor."

Verantwortlich für die hohen Immobilienpreise sind die Wohnraumknappheit und natürlich die Inflation. Nach der Corona-Pandemie haben die Vermieter auf die steigenden Verbraucherpreise reagiert und die Mieten drastisch erhöht.

Vor allem für die junge Generation ist das prekär. Gut ein Drittel der Mieter sind junge Leute unter 30, und es werden immer mehr, weil sie sich wegen der derzeitigen hohen Zinsen keinen Kredit für eine Eigentumswohnung beziehungsweise ein Haus leisten können.

Löhne steigen nicht im gleichen Maß

Auch in Florida gibt es immer weniger günstigen Wohnraum. Sheena Rolle von der Bürgerrechtsorganisation "Florida Rising" setzt sich für Mieterrechte ein. Die Löhne steigen einfach nicht im gleichen Maße wie die Mieten, beklagt sie im NBC-Interview. Für einige Familien habe das schlimme Konsequenzen.

"Wir sehen jetzt schon Obdachlosigkeit in der Mittelschicht", so Rolle. "Dann sind zwei Kinder hier und ein Kind dort, und die Eltern müssen an unterschiedlichen Orten schlafen. Oder ein Elternteil schläft im Auto."

Angela Patterson und ihre Familie hatte mehr Glück. Sie konnte mit ihrem Vermieter einen Rabatt aushandeln und in der Wohnung bleiben - trotz Mieterhöhung. "Ich bin dankbar, dass wir bleiben und Strom und Wasser bezahlen können", sagt sie. "Es ist eng, aber irgendwie kriegen wir es hin."

Claudia Sarre, ARD Washington, tagesschau, 05.02.2024 12:38 Uhr