Hauptsitz der russischen Zentralbank im Zentrum von Moskau.

Leitzins kräftig erhöht Russische Notenbank kämpft gegen Rubel-Sturz

Stand: 15.08.2023 10:38 Uhr

In einer Krisensitzung hat Russlands Zentralbank auf den Verfall der Landeswährung reagiert. Sie erhöhte den Leitzins drastisch auf nunmehr zwölf Prozent. Bislang bleibt eine große Wirkung aus.

Um den Absturz des Rubel zu stoppen, hat die russische Notenbank den Leitzins von 8,5 auf zwölf Prozent erhöht. Das teiten die Währungshüter nach einer Krisensitzung mit. Hintergrund ist die Talfahrt der Landeswährung, die zu Wochenbeginn zum Dollar zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit fast 17 Monaten abgerutscht war und auch zum Euro kräftig verloren hatte.

Die nächste reguläre geldpolitische Sitzung steht erst am 15. September an. Offenbar brachte der Verfall des Rubel die Notenbank nun unter Zugzwang. Sie hatte bereits für September eine Zinserhöhung signalisiert.

Es baue sich ein Inflationsdruck auf, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters aus einer Erklärung der russischen Notenbank. "Die Entscheidung zielt darauf ab, die Risiken der Preisstabilität zu begrenzen." Die Inlandsnachfrage sei höher als die Wirtschaftsleistung des Landes, und die erhöhte Nachfrage nach Importen beeinträchtige den Kurs des Rubel. "Folglich gewinnt die Weitergabe der Rubelabwertung an die Preise an Dynamik und die Inflationserwartungen steigen", so die Zentralbank.

Kreml und Notenbank uneins?

Zuletzt war es zu Unstimmigkeiten zwischen dem Kreml und der Notenbank gekommen. Maxim Oreschkin, der Wirtschaftsberater von Präsident Wladimir Putin, hatte kritisiert, dass die lockere Geldpolitik die Hauptursache für die Schwächung des Rubel und die Beschleunigung der Inflation sei.

Die Notenbank hatte indes die Ansicht vertreten, Zinsschritte hätten keinen direkten Einfluss auf den Wechselkurs. Die Präsidentin der Notenbank, Elvira Nabiullina, machte für die Rubel-Schwäche vor allem die verschlechterten Bedingungen für den Außenhandel verantwortlich. 

Rubel-Reaktion verhalten

Die Währungshüter haben mit einer flexiblen Zinsreaktion versucht, die wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Kriegs gegen die Ukraine und der westlichen Sanktionen für Russland abzufedern. Bereits wenige Tage nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine Ende Februar 2022 hatten sie unter dem Eindruck des Rubel-Kurssturzes den Leitzins von 9,5 Prozent auf 20 Prozent gesetzt. Anschließend wurde der Zinssatz bis auf 7,5 Prozent gesenkt, zuletzt erstmals am 22. Juli auf 8,5 Prozent wieder erhöht.  

Bereits vor der erwarteten Zinserhöhung hatte sich der Rubel von seinen gestrigen Tiefständen zum Euro und zum Dollar wieder etwas erholt. Ihr höheres Niveau kann die Währung aber nicht verteidigen. Im Winter 2022 war der Rubel bereits auf bis zu 130 zu eins zum Dollar abgestürzt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. August 2023 um 12:00 Uhr.