Ölförderung in Saudi-Arabien

Rezessionsgefahr IEA kritisiert Ölkartell OPEC+

Stand: 13.10.2022 13:57 Uhr

Die Internationale Energieagentur IEA warnt, das Ölkartell OPEC+ könnte mit seiner Förderpolitik die Weltwirtschaft in eine Rezession treiben. Gleichzeitig senkte sie ihre Prognose für die Ölnachfrage.

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat die starke Förderkürzung durch den Ölverbund OPEC+ ungewöhnlich scharf kritisiert und vor Folgen der Maßnahme gewarnt. "Die massive Senkung des Angebots durch die OPEC+ erhöht die Risiken für die globale Energiesicherheit", heißt es in dem heute in Paris veröffentlichten Monatsbericht des Interessenverbands führender Industriestaaten.

Die Förderkürzung führe zu einem höheren Preisniveau auf dem Ölmarkt und belaste die Weltwirtschaft. "Die Ölpreise könnten der Kipppunkt für die Weltwirtschaft sein, die sich bereits am Rande einer Rezession befindet", schreiben die IEA-Experten. Die Kritik richtet sich gegen die jüngste Entscheidung der OPEC+. Die Öl-Allianz aus 23 Förderstaaten hatte beschlossen, ab November zwei Millionen Barrel (je 159 Liter) Rohöl pro Tag weniger zu fördern.

Die Maßnahme des Kartells werde außerdem Auswirkungen auf die globalen Ölreserven haben, warnen die IEA-Experten. Die Kürzung werde den dringend benötigten Aufbau von Lagerbeständen an Rohöl für den Rest des laufenden Jahres stark beeinträchtigen. Die IEA wies darauf hin, dass die Ölreserven in den Industriestaaten derzeit deutlich niedriger seien als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.

USA kündigt Konsequenzen für Saudi-Arabien an

Zuvor hatte bereits US-Präsident Joe Biden in einem Fernsehinterview scharfe Kritik an Saudi-Arabien nach der jüngsten Förderkürzung geäußert. Biden sagte, er werde die Beziehungen zu dem führenden OPEC-Land überdenken und kündigte nicht näher genannte Konsequenzen an. Regierungssprecherin Karine Jean-Pierre warf Saudi-Arabien vor, mit Russland gemeinsame Sache zu machen: "Dies ist nicht die Zeit, sich mit Russland zusammenzutun." Aus Sicht der USA würde die Angebotsverknappung den Ölpreis hochtreiben, was Moskau dabei helfen würde, mit dem Erlös den Krieg gegen die Ukraine weiterzufinanzieren.

Das Königreich kritisierte die Versuche, die Entscheidung mit dem russischen Angriff in Verbindung zu bringen. Wirtschaftliche Herausforderungen erforderten einen Dialog, der nicht politisiert werden dürfe, schrieb das Außenministerium heute.

Auswirkungen der Förderkürzung noch unklar

Die Maßnahme der OPEC+, in dem Russland und Saudi-Arabien als die führenden Kräfte gelten, war eine Reaktion auf die gesunkenen Ölpreise. Welche Folgen sie tatsächlich hat, ist umstritten. Weil der erweiterte Verbund seit längerem Probleme hat, die vereinbarte Fördermenge einzuhalten, fällt die Verknappung in der Realität Beobachtern zufolge faktisch geringer aus.

"Denn von der beschlossenen Produktionskürzung würde in Realität nur rund die Hälfte umgesetzt werden", schrieben die Rohstoffexperten der Commerzbank in der vergangenen Woche. Schließlich würden viele Länder ohnehin weniger produzieren als vereinbart und ein reduziertes Produktionsziel würde für sie keinen Unterschied machen.

IEA senkt Nachfrageprognose für 2023

Wegen der Sorgen vor einer globalen Rezession und damit einer sinkenden Nachfrage, dem starken Dollar sowie steigenden Zinsen waren die Ölpreise zuletzt zeitweise auf 90 Dollar je Barrel gefallen. Zum Vergleich: Vor drei Monaten lagen sie noch bei 120 Dollar. Auf die Warnung der IEA zeigten die Ölpreise heute vorerst keine größere Reaktion nach unten. Stattdessen stiegen sie leicht und konnten die jüngsten Kursverluste etwas reduzieren.

Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete gegen Mittag 92,94 US-Dollar. Das waren 49 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 38 Cent auf 87,65 Dollar. In den vergangenen drei Handelstagen hatte vor allem die Prognosesenkung des Internationalen Währungsfonds (IWF) für das globale Wirtschaftswachstum belastet.

Passend dazu senkte die IEA heute die Prognose für das Wachstum der globalen Ölnachfrage im kommenden Jahr um 470.000 Barrel pro Tag, wie aus dem Monatsbericht hervorgeht. Die Experten begründeten diese Entscheidung mit einem "stärkeren konjunkturellen Gegenwind", der auch aus der hohen Inflation in vielen Industriestaaten und den stark steigenden Zinsen resultiere.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 13. Oktober 2022 um 11:41 Uhr.