
Drei Monate Brexit "EU nun schwierigster Markt der Welt"
Drei Monate nach Ende der Brexit-Übergangsregeln kämpfen britische Spediteure und Fischer mit den Folgen. Sie klagen über Papierberge, Mehrkosten und die EU als schwierigsten Markt der Welt.
Es ist ein ruhiger Morgen im Fischerhafen von Eyemouth. Der Sturm über Schottland ist abgezogen, aber der Seegang ist für die Krustentierfischer noch zu stark um rauszufahren. Ivan sitzt am Kai und flickt seine Netze. Ivan wollte den Brexit. Jetzt muss er für ihn bezahlen. "Es ist härter geworden, die Waren zu exportieren. Das ist ein Problem für die Spediteure. Für uns macht das nicht viel Unterschied, aber die Preise sind viel niedriger, weil es diese Erschwernisse beim Export gibt."
David, der auf seinem Boot ein neues Netz montieren muss, bestätigt das. Er verdiene derzeit nur noch die Hälfte dessen, was er im Januar und Februar 2020 für seinen Fang bekomme habe. Das liegt allerdings nicht nur am Brexit, sondern auch an der niedrigen Nachfrage wegen der Corona-bedingten Lockdown in Europa.
Export in die EU erschwert
Was die Fischer in Eyemouth und anderen schottischen Küstenstädten an Fisch und Meeresfrüchten anlanden, exportiert das Speditionsunternehmen D.R. Collin & Son. James Cook ist Managing Director der Speditionsfirma. Er macht keinen Hehl daraus, wie frustriert er ist.
"Europa ist jetzt zum schwierigsten Markt in der Welt geworden, wenn man Fisch- oder Krustentierprodukte exportieren will", sagt Cook. "Wir können nach China exportieren, Amerika, mehr oder minder überallhin, aber Europa ist jetzt der schwierigste und komplizierteste und bürokratischste Markt. Das erscheint verrückt, aber so ist die Situation."
Anlaufschwierigkeiten wegen neuer Auflagen
D.R. Collin & Son ist in das Jahr mit einem Verlust von rund 2,4 Millionen Pfund gestartet, für die das Unternehmen keine Entschädigung vom Staat erhält. In den ersten drei Wochen konnten sie überhaupt nichts auf den europäischen Kontinent exportieren, weil sie immer einen Teil der neuen Bestimmungen nicht erfüllt hätten, erzählt Cook. Inzwischen beschäftigt die Spedition den 14. Zollagenten.
"Es ist ein bürokratischer Alptraum. Es hat den Schwerpunkt unseres Geschäfts verschoben", so Cook. "Jetzt machen wir den Papierkram zuerst, für sieben oder acht Angestellte hat das höchste Priorität, nur damit unsere Fahrzeuge losfahren können. Damit sind auch ziemlich viele Kosten verbunden. Das sind ungefähr 500 bis 600 Euro zusätzliche Kosten pro Ladung, nur für den Papierkram."
Aktenordner mit Papiere für eine Ladung
Und der wird - auch im digitalen Zeitalter - größtenteils tatsächlich auf Papier erledigt. Auch ein Umstand, der James Cook frustriert. Er muss seinen Fahrern für die Touren nun einen Aktenordner mitgeben, damit sie die nötigen Dokumente an Bord haben.
Das bestätigt auch Marc, der für die Spedition Touren nach Frankreich fährt. Aber immerhin funktioniert bei dem derzeit geringen Transportvolumen wieder die Lieferung über Nacht - zumindest für jene Meeresfrüchte, die lebend exportiert werden müssen. "Wenn wir den Eurotunnel nutzen, sind wir eine Nacht unterwegs", erzählt der Fahrer. "Wir fahren hier um 17 Uhr los und sind in den frühen Morgenstunden in Frankreich."