Euro-Skulptur am Willy-Brandt-Platz in Frankfurt am Main

25 Jahre Euro Vom politischen Projekt zur zweitwichtigsten Währung

Stand: 01.01.2024 11:27 Uhr

Vor 25 Jahren wurde der Euro eingeführt - zunächst als Buchwährung, später auch als Bargeld. Vielen gilt er als Symbol gemeinsamer Ideale und Stabilität. Kritik an der Währung gibt es bis heute.

Von Claudia Wehrle, ARD-Finanzredaktion

Dass es einmal eine gemeinsame Europäische Währung geben sollte, war keine ausgemachte Sache. Zu groß waren die Vorbehalte. Vor allem aus Deutschland kamen immer wieder kritische Stimmen. Die Landeswährung damals, die D-Mark, galt als stabile, harte Währung. Und das alles aufgeben? Viele Bundesbürger konnten oder wollten sich das nicht vorstellen.

Doch die Vorzüge einer gemeinsamen europäischen Währung lagen auf der Hand: Kein Geldumtausch mehr, keine Währungsumrechnungen - auch nicht bei Reisen ins europäische Ausland. Die Preise für Waren und Dienstleistungen wurden durch eine gemeinsame Währung vergleichbarer. Vor allem sollte der Handel zwischen den einzelnen Staaten der Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft einfacher werden. Das war ein Wettbewerbsvorteil.

Politisches Projekt Helmut Kohls

Die Einführung des Euro sei ein politisches Projekt, so der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl. "Die Zukunft unseres Landes ist eben gerade in dieser Zeit nur mit Mut und mit Grundsatztreue und mit Weitsicht zu gewinnen", sagte er.

Die Verwirklichung der Wirtschafts- und Währungsunion ist die konsequente Fortentwicklung des europäischen Einigungswerkes.

Hitzige Debatten über gemeinsame Währung

Erste Pläne zur Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung gab es bereits in den 1970er-Jahren. 1979 wurde das Europäische Währungssystem eingerichtet. Damit sollten Schwankungen von nationalen Währungen jenseits einer gewissen Bandbreite verhindert werden. Der "ECU" wurde geschaffen. Das war zwar kein Bargeld, aber immerhin eine Verrechnungseinheit. Bis zur Einführung einer "richtigen" europäischen Währung sollte es noch Jahre dauern.

Es gab hitzige Debatten. Eine Währung? In unterschiedlichen Staaten? Mit unterschiedlicher Wirtschaftskraft? Und unterschiedlichen politischen Führungsstilen? Zahlreiche Ökonomen hatten davor gewarnt, wollten - zumindest was Deutschland betrifft - lieber die D-Mark behalten. Als Stabilitätsgarant gegen hohe Inflationsraten. Doch die Befürworter des Gemeinschaftsprojektes sollten am Ende die Oberhand behalten.

Politischer Diskurs

Der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher wehrte sich dagegen, von "Überhastung" oder "Frühgeburt" zu sprechen. "Es geht darum, Vertrauen zu schaffen, weil dieses Vertrauen auch gerechtfertigt ist," sagte er in der Bundestagsdebatte am 23. April 1998, als es um die Einführung des Euro als neue europäische Gemeinschaftswährung ging.

Nach Ansicht Joschka Fischers, damals Fraktionsvorsitzende der Grünen, ging es darum, "dass wir begreifen, dass die Einbindung Deutschlands, dieses großen Landes in der Mitte Europas gelegen, in die europäischen Interessen, dass unsere nationalen Interessen immer nur durch europäische Interessen definiert werden". Die Geldwertstabilität ist das eine, so Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth damals. "Unsere politische Zukunft, die Zukunft unserer Menschen, ist das Ausschlaggebende."

Herausforderungen und Bedeutung des Euros

Der Euro - ein Synonym für Europa, eine Chance für ein friedliches Zusammenwachsen vieler europäischer Staaten. Am 1. Januar 1999 wurde der Euro dann eingeführt, zunächst als Buchwährung, drei Jahre später, am 1. Januar 2002, auch als Bargeld. Heute ist die europäische Gemeinschaftswährung im Welthandel nicht mehr wegzudenken, auch wenn es schwer ist, die unterschiedlichen Interessen der einzelnen Mitgliedsstaaten der Währungsunion unter einen Hut zu bekommen, auch wenn es immer wieder zu Zerreißproben kam, oder wenn es Momente gab, an denen die Währungsunion auseinanderzufallen drohte.

Für Chris-Oliver Schickentanz von der Capitell AG kam die Einführung des Euro zu früh. Sie kam "vor einer einheitlichen Finanz- und Wirtschaftspolitik, vor einem klaren Rahmen. Und diesen Geburtsfehler haben wir eigentlich nie wirklich korrigiert."

Aber allen Herausforderungen zum Trotz: Aus einem politischen Projekt ist, neben dem US-Dollar, die zweitwichtigste Reservewährung der Welt geworden. Reservewährungen sind Währungen, die in der Welt als besonders stabil gelten und leicht zu tauschen sind. Die Bedeutung des Dollar nimmt derzeit ab. Das ist eine gute Perspektive für Europas Währung.

Claudia Wehrle, HR, tagesschau, 01.01.2024 11:44 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. Dezember 2023 um 13:42 Uhr.