Vorsichtsmaßnahme wegen Abgasskandals VW-Verkaufsstopp in Südkorea

Stand: 22.07.2016 14:13 Uhr

Volkswagen stoppt wegen des Abgasskandals den Verkauf der meisten Modelle in Südkorea. Damit solle der "Verunsicherung unter Händlern und Kunden" entgegengewirkt werden. An nächster Woche will die Regierung über einen möglichen Entzug der Zulassungen entscheiden.

Vor dem Hintergrund der Ermittlungen zum Abgas-Skandal setzt Volkswagen den Verkauf von 79 seiner Modelle in Südkorea aus. "Wir stoppen den Verkauf freiwillig, um der Konfusion im Markt entgegenzutreten", sagte eine Sprecherin von Audi Volkswagen Korea. Die Maßnahme, die in einem Schreiben an die örtlichen Händler angekündigt worden sei, werde von Montag an für zunächst unbestimmte Zeit wirksam.  

Hintergrund des Schrittes ist, dass das Umweltministerium in Seoul die Zertifizierung für Dutzende von VW- und Audi Modellen zurückziehen und ihre Auslieferung stoppen will. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, Hunderte von Dokumenten über Emissionswerte, Kraftstoffverbrauch und Lärmtests geschönt zu haben, um so die Zulassung von Importautos zu erlangen.

Streit um entzogene Zulassungen

Es geht um Wagen wie den VW Golf und Audi-Modelle, die seit 2010 in Südkorea verkauft wurden. Die Dokumente wurden bei Durchsuchungen von Firmenbüros sichergestellt. Die Behörden des ostasiatischen Landes hatten in den vergangenen Monaten ihre Ermittlungen gegen VW wegen des Skandals um manipulierte Diesel-Abgaswerte deutlich ausgeweitet.

In den kommenden Wochen will das südkoreanische Umweltministerium entscheiden, ob es die Zulassung von 32 Modellen der Marken VW, Audi und Bentley rückgängig macht. Die Staatsanwaltschaft hatte dazu bereits eine Liste mit über 70 VW- und Audi-Modellen vorgelegt, die trotz gefälschter Dokumente zugelassen worden sein sollen. Eine Wiederzulassung könnte Monate dauern. VW will nach einer Anhörung am Montag über eine Klage gegen das Ministerium entscheiden.

Südkorea machte eigene Tests

Nach eigenen Abgastests bei mehreren Modellen der Marken VW und Audi hatte das Umweltministerium Behörden im vergangenen November eine Rückrufaktion angeordnet. Betroffen sind Autos mit Dieselmotoren der Bauart EA 189, die vor allem zwischen 2008 und 2015 verkauft wurden. Allerdings wird dem Unternehmen vorgeworfen, bislang nur mangelhafte Rückrufpläne für mehr als 125.000 Diesel-Fahrzeuge eingereicht zu haben.

VW hatte bei mehr als elf Millionen Fahrzeugen weltweit Abgastests manipuliert. Südkorea ist für den VW-Konzern ein vergleichsweise kleiner Markt. Allerdings ist das Land der zweitgrößte Markt für Dieselfahrzeuge in Asien.

In der ersten Hälfte 2016 hatten Audi und VW in Südkorea nach Angaben eines Branchenverbands mit über 2500 Autos zusammen einen Marktanteil bei Importwagen von etwa 22 Prozent. Der Absatz beider Marken ging in dieser Zeit im Vergleich zum Vorjahr zurück.