Werbeplakat für Süßwaren an einer Bushaltestelle an der im Hintergrund eine Schülerin sitzt.

Foodwatch-Umfrage Mehrheit für Süßigkeiten-Werbeverbot

Stand: 17.07.2023 10:54 Uhr

Bundesernährungsminister Özdemir will die an Kinder gerichtete Werbung für Süßigkeiten einschränken. Die FDP stellt sich gegen diese Pläne. Dabei ist die Mehrheit der Deutschen dafür.

Eine Mehrheit der Deutschen unterstützt einer Umfrage zufolge die Pläne von Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne), die an Kinder gerichtete Werbung für Süßigkeiten einzuschränken. 66 Prozent der Befragten sind für weitgehende Einschränkung der Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt im Umfeld von Schulen, Kindergärten sowie im Fernsehen und Internet. Das ergab eine Umfrage für die Organisation Foodwatch, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

Werbeschranken unverzichtbar

67 Prozent der Befragten befürchten danach, dass Kinder und Jugendliche zu viele Snacks und Süßigkeiten zu sich nehmen könnten. Foodwatch wertete die Ergebnisse als klares Signal an die Ampel-Regierung, umfassende Werbeschranken auf den Weg zu bringen: "Nicht nur medizinische Fachgesellschaften, Kinderrechts- und Verbraucherorganisationen, sondern auch eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger hält Werbebeschränkungen für unausweichlich, um Fehlernährung bei Kindern zu bekämpfen", sagte Foodwatch-Verbraucherschutzexpertin Luise Molling dem RND.

Özdemir habe seine ursprünglichen Pläne aufgrund des Drucks der Liberalen bereits abgeschwächt, sagte sie. Jetzt müsse die FDP endlich ihre Blockadehaltung aufgeben: "Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sollte den Liberalen wichtiger sein als die Profitinteressen von Coca-Cola, Ferrero, McDonald's und Co."

Özdemir hatte Werbeverbote in "allen für Kinder relevanten Medien" vorgeschlagen - nicht nur für reine Kindersendungen, sondern von 6.00 Uhr bis in den späten Abend um 23.00 Uhr. Ende Juni hatte er den Entwurf präzisiert: Der Vorschlag sei nun, dass diese Werbeverbote werktags von 17.00 bis 22.00 Uhr, samstags zusätzlich von 8.00 bis 11.00 Uhr und sonntags von 8.00 bis 22.00 Uhr gelten sollten.

Özdemir fordert Beratungen im Bundestag

Für Özdemir ist die Umfrage eine Bestätigung seiner Gesetzespläne. "Damit Kinder gesund aufwachsen können", brauche es neben Aufklärung für Eltern, ausreichend Bewegung und gutem Essen in Kita und Schule "auch einen wirksamen Schutz vor Werbung für zu zuckrige, fettige oder salzige Lebensmittel", sagte der Minister dem RND. Viel zu viele Kinder entwickelten bereits in jungen Jahren Krankheiten wie etwa Adipositas oder Diabetes, an denen sie meist ihr Leben lang leiden.

Der Ernährungsminister appellierte an die Ampel-Fraktionen, das Gesetz möglichst bald im Bundestag zu beraten: "Unser Gesetzentwurf sollte zeitnah die nächsten Schritte gehen, um breit und unter Einbeziehung aller gesellschaftlich relevanten Akteure beraten werden zu können", sagte er dem RND. Nach der Sommerpause müsse die Expertenanhörung eingeleitet werden: "Diejenigen sollten endlich zu Wort kommen, die wissen, welche gravierenden Folgen eine ungesunde Ernährungsumgebung für Kinder hat."

Im Rahmen der Umfrage wurden laut RND Anfang Juli 2023 knapp 2.000 in Deutschland lebende Personen im Alter von über 14 Jahren telefonisch befragt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Kultur am 15. Juni 2023 um 07:20 Uhr.