Leere Lufthansa-Schalter am Münchener Flughafen.
faq

Streik des Bodenpersonals Was Flugreisende jetzt wissen müssen

Stand: 06.02.2024 14:40 Uhr

Für Lufthansa-Kunden steht der nächste Streik bevor: Das Bodenpersonal mehrerer Lufthansa-Gesellschaften wird am Mittwoch ganztägig die Arbeit niederlegen. Was Flugreisende jetzt wissen müssen - ein Überblick.

Wie ist die Ausgangslage?

Die Gewerkschaft ver.di hat für Mittwoch ab 4.00 Uhr das Lufthansa-Bodenpersonal zu einem Warnstreik bis Donnerstagmorgen aufgerufen. Der Streik soll bis Donnerstag um 7.10 Uhr andauern. Laut ver.di werden ausschließlich Lufthansa-Gesellschaften mit zusammen etwa 25.000 Beschäftigten bestreikt. Im Einzelnen wurden genannt: Deutsche Lufthansa, Lufthansa Technik, Lufthansa Cargo, Lufthansa Technik Logistik Services sowie Lufthansa Engineering and Operational Services.

Bei dem Warnstreik sollen Passagiere abgesagter Lufthansa-Flüge auf keinen Fall zum Flughafen kommen, warnt das Unternehmen: "Aufgrund des Streiks sind die Umbuchungsschalter leider nicht besetzt", schreibt die Fluggesellschaft auf ihrer Webseite.

Hat der Streik Auswirkungen auf Eurowings?

Die Lufthansa-Tochter Eurowings rechnet nicht mit Flugausfällen infolge des Streiks bei der Muttergesellschaft. Man gehe davon aus, das Flugprogramm im vollen Umfang fliegen zu können, teilte das Unternehmen mit. Man sei von der Ankündigung der Gewerkschaft nicht betroffen, schließe aber nicht aus, dass es wegen der Streikmaßnahmen vereinzelt zu Unregelmäßigkeiten kommen könne.

Dies betrifft insbesondere Dienstleistungen, die Eurowings bei einzelnen Abläufen von Lufthansa-Konzerngesellschaften bezieht. Beispielsweise werden in Düsseldorf Eurowings-Jets von Fahrzeugen der Lufthansa Engineering and Operational Services (LEOS) auf ihre Position gebracht. Für dieses am Mittwoch bestreikte Unternehmen gibt es aber Alternativen am Standort. An anderen Flughäfen wie dem Lufthansa-Drehkreuz München nutze man externe Dienstleister, ergänzte ein Eurowings-Sprecher.

Welche Flughäfen sind betroffen?

Bestreikt werden die Lufthansa-Standorte Frankfurt, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf. Die Auswirkungen auf Flüge anderer Fluggesellschaften innerhalb und außerhalb des Lufthansa-Konzerns sind noch unklar.

Insbesondere in München und Frankfurt könne es dazu kommen, dass streikendes Schalterpersonal der Lufthansa auch für Kunden anderer Konzerngesellschaften wie Swiss oder Austrian nicht zur Verfügung steht, so ver.di. Die Technik wartet auch Maschinen anderer LH-Konzerngesellschaften, und die in Düsseldorf bestreikte Gesellschaft Lufthansa-LEOS agiert auch als Bodenverkehrsdienstleister anderer Gesellschaften.

Welche Folgen hat der Streik an den genannten Flughäfen?

Die Lufthansa-Kerngesellschaft rechnet damit, dass 80 bis 90 Prozent ihrer für Mittwoch geplanten Flüge ausfallen. Von rund 1.000 geplanten Flügen sollen 100 bis 200 Verbindungen angeboten werden können. Das Unternehmen sprach von mehr als 100.000 betroffenen Passagieren, die ihre Pläne ändern müssen.

Der Flugplan enthält bereits für den späten Dienstagabend erste Streichungen nach Fernost ab Frankfurt und München. Stattfinden sollen zehn bis 20 Prozent der Flüge der Kernmarke von und nach Frankfurt und München, sowohl interkontinentale Verbindungen als auch Europa-Flüge. Die Details würden in die Datenbank der Webseite lufthansa.com eingepflegt und die Passagiere entsprechend informiert.

Was können Passagiere tun?

Passagiere, die infolge des ver.di-Streiks von Flugstreichungen betroffen seien, würden per E-Mail oder über die Lufthansa-App informiert, heißt es von der Lufthansa. Das Unternehmen rät außerdem, sich über den aktuellen Status des Fluges zu informieren.

Die Lufthansa bietet auf lufthansa.com kostenlose Umbuchungen an. Kunden können Flüge ferner über die App selbstständig umbuchen oder sich an ein Service-Center wenden, heißt es von der Lufthansa. Wer einen innerdeutschen Flug gebucht habe, könne darüber hinaus sein Ticket auf lufthansa.com in einen Bahnvoucher wandeln.

Bekomme ich mein Geld zurück, wenn der Flieger ausfällt?

Grundsätzlich haben Reisende nach EU-Recht die Möglichkeit, bei kurzen Flügen bis zu 250 Euro einzufordern, wenn ihre Verbindung gestrichen und keine angemessene Alternative angeboten wird. Das gilt für Flüge unter 1.500 Kilometer; bei längeren Strecken steigt die Entschädigungshöhe.

Wenn sich die Airline aber auf außergewöhnliche Umstände berufen kann, haben Passagiere kein Recht auf Entschädigung. Darunter versteht man Umstände, die für die Airline nicht beherrschbar sind. Das kann auch ein Streik sein - vor allem dann, wenn es nicht die Angestellten der Airline selbst sind, die streiken, sondern externe Beschäftigte.

Wie sind die Positionen von ver.di und Lufthansa?

Ver.di will mit dem Warnstreik den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Die Gewerkschaft fordert 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem soll es eine konzernweit einheitliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro geben.

Die Lufthansa beziffert ihre Offerte auf gut 13 Prozent über drei Jahre, zusätzlich zu Inflationsausgleichsprämien von 3.000 und 2.000 Euro. Einschließlich der Erhöhungen in der vorangegangenen Tarifrunde hätten die Beschäftigten rund 25 Prozent mehr Geld.

Die Gewerkschaft hält dieses Angebot für unzureichend. Konkret bemängelt werden acht Nullmonate, niedrige Erhöhungsschritte ab September, die 36-monatige Laufzeit sowie gänzlich unbeantwortete Forderungen. Das Angebot sehe im ersten Jahr beispielsweise eine durchschnittliche Erhöhung von weniger als zwei Prozent vor, so ver.di. Beschäftigten außerhalb der Wartungstochter Lufthansa Technik wolle die Lufthansa eine geringere Inflationsausgleichsprämie zahlen.

Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann warf der Gewerkschaft Verantwortungslosigkeit vor. "Wir tragen alle gemeinsam Verantwortung für gute und zukunftsfähige Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und Kollegen in einem harten internationalen Wettbewerbsumfeld."

Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 12. Februar in Frankfurt am Main geplant. Drei weitere Runden sind laut ver.di vereinbart.

Mit Informationen von Christoph Kehlbach, ARD-Rechtsredaktion

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 06. Februar 2024 um 09:33 Uhr.