
Verkauf von Stromspeichern Das Geschäft mit der "Blackout-Angst"
Warnungen vor möglichen Stromausfällen im Winter wegen der Energiekrise verunsichern viele Menschen. In Baumärkten finden mobile Stromspeicher reißenden Absatz. Doch ist ein Kauf wirklich sinnvoll?
Die Energiekrise bereitet vielen Menschen Sorgen. Strom- und Gaskunden fragen sich, wie sie die kommenden Rechnungen bezahlen - und ob sie sich für mögliche Ausfälle rüsten sollten. Im Internet werden "Notfallpakete" verkauft. Videos mit Tipps zur Blackout-Vorsorge werden in nur wenigen Wochen zehntausendfach geklickt.
Und in Baumärkten versprechen Angebote für Heizpaneele, Wärmestrahler, Stromgeneratoren, Solarplatten und mobile Stromspeicher den Kundinnen und Kunden mehr Unabhängigkeit. Prominent in den Eingangsbereichen der Märkte platziert, erfreuen sich die Produkte großer Beliebtheit.
Von Powerstations und Solarmodulen
Im Kassenbereich eines Schwabacher Baumarktes liegen verschieden große faltbare Solarmodule aus; zudem rund ein halbes Dutzend mobile Stromspeicher: mit schwarzem und grauem Kunststoff verkleidete Kästen - je nach Speicherkapazität in der Größe einer Autobatterie bis hin zu der einer kleinen Kühlbox.
"Das Interesse ist sehr, sehr groß", sagt Frank Vieweg, der in dem Schwabacher Baumarkt als Assistent der Marktleitung arbeitet. Die Kundinnen und Kunden seien an den Stromspeichern für den Urlaub oder als Lösung für den Kleingarten interessiert, um dort ihre Handys oder Laptops aufzuladen. "Oder eben, weil sie einfach Angst haben, es könnte irgendwann ein Stromausfall da sein", so Vieweg.
Unterschied zwischen Blackout und Stromausfall
Doch wie groß ist die Gefahr, dass im Laufe des anstehenden Winters wegen der Energiekrise kein Strom mehr aus der Steckdose kommt und man sich mit Stromspeichern behelfen muss? Christoph Maurer vom Lehrstuhl für Elektrische Energiesysteme an der Universität Erlangen-Nürnberg hält die Wahrscheinlichkeit für "relativ gering". Er sagt aber: "Man kann einen Blackout im Energieversorgungssystem nie vollständig ausschließen. Das ist ein technisches System, das nicht 100 Prozent sicher ist. Aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, was man ja auch daran sieht, dass wir ein solches Ereignis noch nie hatten."
Maurer verweist dabei auf den Unterschied zwischen einem Blackout und einem Stromausfall. "Jeder Blackout ist ein Stromausfall, aber nicht jeder Stromausfall ist ein Blackout", sagt er. Unter einem Blackout verstehe man "einen Regionen übergreifenden, ungeplanten und sehr viele Verbraucher betreffenden Stromausfall". Und für ein solches Ereignis gebe trotz Energiekrise "auch im kommenden Winter aus meiner Sicht keine erhöhte Wahrscheinlichkeit".
Mögliche lokale Ausfälle für einige Stunden
Was es allerdings gebe, ist eine "etwas angespannte Versorgungslage", so Maurer. So sei nicht auszuschließen, "dass man gegebenenfalls einzelne Städte oder Stadtteile temporär - möglichst auch angekündigt und kontrolliert - vom Netz nehmen" müsse. Das wäre für die betroffenen Verbraucherinnen und Verbraucher unangenehm, aber "nicht vergleichbar mit einem flächendeckenden Blackout".
Ähnlich stuft es der Chef der Nürnberger Berufsfeuerwehr ein, Volker Skrok. In seiner Funktion als oberster Katastrophenschützer der Stadt befasst er sich auch mit möglichen Blackouts und Stromausfällen. Wenn das Szenario vereinzelte Stromausfälle von vielleicht mehreren Stunden seien, müsse sich jeder selbst überlegen, ob es verhältnismäßig sei, sich darauf etwa mit dem Kauf von mobilen Stromspeichern aus dem Baumarkt vorzubereiten. "Einem Kühlschrank beispielsweise macht das nichts aus, weil die Kühlung über 24 Stunden erhalten bleibt", so Skrok.
Eine Frage der Kosten-Nutzen-Rechnung
Stromspeicher aus dem Baumarkt könnten sich im Fall eines Stromausfalls oder gar Blackouts durchaus als nützlich erweisen. Es gibt Geräte mit einer Speicherkapazität von bis zu 3600 Wattstunden (Wh). Eine Powerstation mittlerer Größe reicht den Hersteller-Angaben zufolge für über 100 Handy-Ladungen - oder um einen Mini-Kühlschrank 19 Stunden lang zu betreiben. Auf seiner Internetseite wirbt ein Hersteller explizit mit dem Satz: "Perfekt für den Fall eines Stromausfalls."
Doch wegen der hohen Kosten zwischen mehreren hundert und mehreren tausend Euro schränkt Baumarkt-Mitarbeiter Vieweg ein: Wer eine solche Powerstation für den Urlaub, die Baustelle oder die Kleingartenanlage kaufe, könne sie im Falle eines Stromausfalls natürlich gut gebrauchen. "Wenn ich das wirklich nur für irgend ein Worst-Case-Szenario kaufe, ist einfach der Kosten-Nutzen-Faktor nicht da."