Passagiere stehen mit ihren Koffern vor der Anzeigetafel im Terminal 1 des Flughafens. (Archivbild vom 20. Februar 2024)
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Neue Streiks an Flughäfen Was Flugreisende wissen müssen

Stand: 07.03.2024 09:04 Uhr

Fluggäste müssen sich heute und morgen erneut auf einen Streik des Lufthansa-Bodenpersonals einstellen. Zudem streikt das Sicherheitspersonal an den Airports Frankfurt, Hamburg und auch Düsseldorf. Das sollten Flugreisende jetzt beachten.

Wie lange wird gestreikt?

Seit dem frühen Morgen wird an deutschen Flughäfen wieder gestreikt: Zum einen legte das Bodenpersonal der Lufthansa die Arbeit nieder. In Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt ging zum anderen das Sicherheitspersonal in den Ausstand.

"Auch die Osterferien werden in Sachen Streik nicht ausgelassen", Heiko Neumann, HR, über Lufthansa-Streiks

tagesschau24, 07.03.2024 15:00 Uhr

Der Streik bei der Lufthansa soll insgesamt 59 Stunden dauern. Am Mittwochabend waren bereits die Beschäftigten der technischen Abteilungen der Fluggesellschaft in den Warnstreik getreten. Sämtliche Streikmaßnahmen sollen am Samstagmorgen um 07.10 Uhr enden.

Laut Lufthansa sind mehr als 200.000 Passagiere von dem Ausstand betroffen. Nur zehn bis 20 Prozent der geplanten Flugverbindungen könnten angeboten werden, teilte das Unternehmen mit. Im laufenden Tarifkonflikt hatte es bereits zwei Warnstreikwellen gegeben, die den Passagierverkehr jeweils für rund einen Tag lahmlegten.

Der Streik in der Personen- und Warenkontrolle, der Frachtkontrolle und in Servicebereichen an den Flughäfen Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf soll um Mitternacht enden. In Hamburg und Frankfurt sind wegen des Ausstands keine Abflüge möglich. Ankommende Reisende könnten jedoch umsteigen. Vom Flughafen in Hamburg hieß es, dass auch bei den Ankünften mit Flugstreichungen oder Verspätungen gerechnet werden müsse.

Warum wird wieder gestreikt?

Mit dem Streik des Bodenpersonals der Lufthansa will die Dienstleistungsgewerkschaft den Druck auf die Fluggesellschaft vor der geplanten fünften Tarifrunde am 13. und 14. März erhöhen. Hintergrund der wiederholten Arbeitsniederlegungen sind die konzernweiten Vergütungstarifverhandlungen für die laut ver.di rund 25.000 Beschäftigten am Boden, die unter anderem bei der Deutschen Lufthansa, Lufthansa Technik, Lufthansa Cargo, Lufthansa Technik Logistik Services, Lufthansa Engineering and Operational Services sowie weiteren Konzerngesellschaften arbeiten. Lufthansa spricht von rund 20.000 Beschäftigen.

In den Tarifverhandlungen beim Sicherheitspersonal wolle man den Arbeitgebern signalisieren, dass das bisherige Angebot verbessert werden müsse, heißt es von ver.di. In den bisher fünf Tarifverhandlungsrunden mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) sei bislang keine Einigung auf höhere Löhne für die bundesweit rund 25.000 Beschäftigten der Branche gelungen. Die Gespräche würden am 20. März weitergehen.

Was sind die Positionen?

Ver.di fordert mit Verweis auf Rekordgewinne der Lufthansa sowie auf die Arbeitsverdichtung für das Bodenpersonal eine Erhöhung der Gehälter um 12,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro im Monat, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Dazu soll eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von einmalig 3.000 Euro kommen. Zudem soll die Schichtarbeit aufgewertet werden.

Die Lufthansa bot zuletzt eine sofortige Vergütungserhöhung in Höhe von vier Prozent sowie eine zeitgleiche Inflationsausgleichsprämie von 2.000 Euro an. Dazu kämen weitere steuerfreie 1.000 Euro vor Weihnachten und wenig später eine zusätzliche Gehaltssteigerung von sechs Prozent - insgesamt "über zehn Prozent nachhaltige Gehaltserhöhung in zwölf Monaten und 3.000 Euro steuerfrei". Die Laufzeit soll nach dem Wunsch des Konzerns eine Laufzeit von 28 Monaten haben.

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Worum geht es bei den Luftsicherheitskräften?

Die jüngste Offerte der Arbeitgeber sieht laut ver.di eine Anhebung der Stundenlöhne in drei Schritten vor - zum 1. März um 1,20 Euro, zum 1. Oktober um 0,75 Euro und zum 1. April 2025 erneut um 0,75 Euro - bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von 24 Monaten. "Das reicht nicht", sagte ver.di-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper.

Zudem sei das Angebot zur Mehrarbeit nicht annehmbar, da von den Beschäftigten mehr als 1,5 Monate zuschlagsfreie Mehrarbeit von den Arbeitgebern verlangt werde. Ver.di fordert 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde, höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten.

Was können Passagiere jetzt tun?

Passagiere, die infolge des ver.di-Streiks bei der Lufthansa von Flugstreichungen betroffen sind, würden per E-Mail oder über die Lufthansa-App informiert, heißt es von der Lufthansa. Das Unternehmen rät außerdem, sich über den aktuellen Status des Fluges zu informieren - etwa auf ihrer Webseite.

Grundsätzlich können Kunden streikbedingt gestrichene Flüge stornieren, sie bekommen dann ihr Geld zurück. Dafür hat die Airline sieben Tage Zeit. Wer trotzdem fliegen will, hat Anspruch auf einen späteren Flug. Das kann aber dauern, bis der Streik vorbei ist, eventuell auch länger, da ein Rückstau entstehen kann. 

Fluglinien müssen alles Zumutbare tun, um ihre Passagiere trotz Ausfällen bei Streiks kostenlos auf alternativen Wegen zu vergleichbaren Konditionen an ihr Ziel zu bringen. Je nach Umständen und Entfernung kann ein alternativer Transport auch durch Bereitstellung von Bahnfahrten oder Mietwagen erfolgen.

Auf der Seite der Lufthansa heißt es unter dem Punkt "Flugunregelmäßigkeiten", dass Kundinnen und Kunden ihr Flugticket für bestimmte Strecken kostenlos in eine Fahrkarte der Deutschen Bahn umwandeln können, wenn das Unternehmen keinen passenden Ersatzflug anbieten kann. Das geht online, eine Anreise zum Flughafen ist dafür nicht notwendig. Allerdings wird bei der Deutschen Bahn ebenfalls gestreikt - und zwar noch bis Freitagmittag, sodass diese Möglichkeit entfallen dürfte.

Bekommt man eine Entschädigung, wenn der Flug ausfällt?

Grundsätzlich haben Reisende nach EU-Recht die Möglichkeit, bei kurzen Flügen bis zu 250 Euro Entschädigung einzufordern, wenn ihre Verbindung gestrichen und keine angemessene Alternative angeboten wird. Das gilt für Flüge unter 1.500 Kilometer. Bei längeren Strecken steigt die Entschädigungshöhe.

Wenn sich die Fluggesellschaft aber auf außergewöhnliche Umstände berufen kann, haben Passagiere kein Recht auf Entschädigung. Darunter versteht man Umstände, die für die Airline nicht beherrschbar sind. Das kann auch ein Streik sein, vor allem dann, wenn es nicht die Angestellten der Airline selbst sind, die streiken, sondern externe Beschäftigte. Experten betonen aber, dass immer der konkrete Fall geprüft werden müsse. So kann sich ein Unternehmen beispielsweise durch rechtzeitige Informationen oder besondere Umstände entlasten.

Dietrich Lehmann, NDR, tagesschau, 06.03.2024 10:41 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Das Erste in der Sendung "Brisant" am 04. März 2024 um 17:15 Uhr.