
Nachhaltige Immobilien Günstiger bauen bei mehr Klimaschutz
Die Immobilienbranche kämpft mit den Folgen steigender Bauzinsen. Gleichzeitig soll sie einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Folge: Vielfach gibt es bessere Kreditkonditionen beim Kauf nachhaltigerer Immobilien.
Die Sorgen sind groß in der Immobilienbranche: Im Fokus stehen besonders die rasant steigenden Bauzinsen. In der ersten Jahreshälfte sind sie von unter einem Prozent auf mehr als drei Prozent gestiegen. In der Folge werden Hauskredite deutlich teurer.
Hermann-Josef Tenhagen von "Finanztipp" rechnet das vor: "Wenn ich einen 400.000-Euro-Kredit aufnehme, dann habe ich vor einem Dreivierteljahr 1300 Euro im Monat bezahlen müssen, jetzt muss ich 2000 Euro im Monat bezahlen", sagt er.
Weiter steigende Zinsen wahrscheinlich
Insgesamt wird das Bauen teurer - auch wegen der dramatisch gestiegenen Kosten für Material und Rohstoffe. Für viele ist der Traum vom Eigenheim in weite Ferne gerückt. Weil sich Banken bei den Bauzinsen an den Inflationserwartungen orientieren, könnten die Zinsen sogar noch weiter steigen. Vier bis fünf Prozent halten Experten für realistisch.
Immer wichtiger werden da Fördermittel - etwa von der staatlichen Förderbank KfW. Die Nachfrage ist so groß, dass viele Mittel bereits ausgeschöpft sind. Doch gerade beim Thema nachhaltiges Bauen gibt es Bewegung. Immer mehr Banken räumen Kunden Zinsvorteile ein, wenn sie sich für energieeffiziente Häuser oder Wohnungen entscheiden.
Das gilt auch für die GLS Bank. "Die Zinsen setzen sich ja aus Refinanzierungskosten und Risikokosten zusammen", erklärt Benedikt Altrogge, Branchenkoordinator im Bereich Wohnen bei der GLS: "Da gehören natürlich auch Nachhaltigkeitsrisiken mit rein, weil wir schon davon ausgehen: Wenn wir eine nachhaltige Immobilie haben, haben wir auch ein geringeres Ausfallrisiko in der Kreditgewährung. Und damit können wir auch andere Konditionen anbieten, als bei rein konventionellen Gebäuden."
Sanierung von Gebäuden gewinnt an Bedeutung
Das ist lukrativ für Kunden und hilft noch dazu, den Klimazielen näher zu kommen. Denn bislang gehören Immobilien eher zu den großen Problemfällen im Klimaschutz. Wie die Uni Stuttgart berechnet hat, sind Gebäude für ein gutes Drittel des weltweiten Energieverbrauchs verantwortlich.
Noch wichtiger als sparsames Bauen sei dabei die Sanierung von bestehenden Gebäuden, sagt Wolfgang Schuster vom Institut für nachhaltige Stadtentwicklung in Stuttgart. "Das Entscheidende ist, dass wir den Bestand ökologisch, aber auch sozial sanieren. Ich sage das ganz bewusst. Denn technisch kann man natürlich beliebig etwas machen", so Schuster. "Aber letztlich muss sich das rechnen. Rechnen dadurch, dass der Mieter ganz wesentlich das mitfinanzieren muss und das muss sozial verträglich sein."
Immobilienkonzerne mit Problemen
Zu schaffen macht das auch Immobilienkonzernen wie Vonovia. Die Sanierung von Bestandswohnungen wird komplizierter und Neubauprojekte wegen der schwierigen Finanzierung unattraktiver. Das zeigt sich auch an der Börse. Die Aussicht auf höhere Zinsen vertreibt Anleger aus Immobilienpapieren. Seit Anfang des Jahres haben Aktien von Vonovia knapp ein Viertel an Wert eingebüßt. TAG Immobilien sogar die Hälfte.
Ein weiteres Problem für die Branche sind die Immobilienpreise. Sie kannten in den vergangenen Jahren nur eine Richtung: und zwar nach oben. Das ändert sich jetzt. Steigende Zinsen hätte nämlich auch Einfluss auf die Preise, sagt Ralph Henger, Immobilienexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft IW. "Wir können uns auf jeden Fall vorstellen, dass die Preise zurückgehen werden beziehungsweise stagnieren werden in den nächsten Monaten und auch dann vielleicht mittel- bis langfristig", sagt Henger. Nicht nur weil die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern zurückgeht, sondern auch weil für Investoren andere Formen der Geldanlage attraktiver werden.