
Sanierung von Gebäuden Abschied vom Gaskessel
Die Ampel-Regierung will beim Klimaschutz in Gebäuden schneller vorankommen. So ist ein neues Programm zum Austausch von Öl- und Gasheizungen geplant. Doch wie schnell kann der gelingen?
Klimaschutz in Gebäuden: Das kann dauern. Veit Bürger vom Öko-Institut forscht schon lange dazu. Er weiß, wer heute das Dach saniert, wird "die nächsten 40 Jahre an dem Dach nichts machen. Das gleiche gilt für die Außenwand." Auch Fenster und Heizkessel lebten oft 25, 30 Jahre lang. "Deshalb dauert das so lange, auch wenn man heute neue Politikmaßnahmen ergreift, bis man eine spürbare Wirkung sieht."
Mehr Fläche, mehr heizen
15 Prozent des deutschen CO2-Ausstoßes kommt aktuell durch das Heizen von Gebäuden zustande. Die Emissionen sinken zwar, aber nur sehr langsam. Heizungen werden zwar effizienter, und es gibt mehr Wärmepumpen, die mit grünem Strom laufen, bloß: Der Trend in Deutschland geht auch hin zu immer mehr Wohnfläche pro Person. Und mehr Fläche heißt: mehr heizen. Dazu kommt, dass es zum Beispiel beim Kohleausstieg letztlich um die Entscheidungen von ein paar wenigen großen Kraftwerksbetreibern geht.
Wer baut die Wärmepumpen ein?
Beim Klimaschutz im Gebäudebereich ist die Sache komplexer. Da entscheiden letztlich Millionen Häuslebauer- und Besitzer einzeln. Und die gehen nicht nur danach, ob sich die neue Heizung oder die neuen Fenster langfristig lohnen. Von "nicht-finanziellen Hemmnissen" spricht Klimaschutzexperte Bürger. "Sanierungsmaßnahmen machen Lärm, Schmutz, sie dauern. Man muss sich kümmern, jemanden finden, der das überhaupt macht. Stichwort: Fachkräftemangel." Es gebe etwa zu wenige Techniker, die sich mit Wärmepumpen auskennen.
Die neue Regierung will beim Klimaschutz in Gebäuden Tempo machen. Sie versucht es dabei nicht nur mit Zuckerbrot - also mit Förderung -, sondern auch mit der Peitsche: zum Beispiel mit härteren Effizienz-Vorgaben für Neubauten. Die Norm EH-55 soll schon vom nächstem Jahr an Standard sein. "Wer billig baut, baut doppelt", erklärte Bundesbauministerin Klara Geywitz von der SPD vergangene Woche im Bundestag. "Wer heute so baut, dass Menschen niedrige Mieten haben, der kann nicht so bauen, dass sie in Zukunft hohe Nebenkosten haben." Man brauche beides zusammen: sozialen Wohnraum, der klimagerecht ist.
Kritik an Neubau-Förderung
Ein Streitthema ist schon seit längerem die staatliche Förderung beim Neubau. Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen hatte die Förderung von neuen Effizienzhäusern im Januar wegen zu großer Nachfrage vorübergehend gestoppt. In den kommenden Monaten will er einen Reformvorschlag machen. Veit Bürger vom Öko-Institut hält Förderung im Neubau generell für rausgeschmissenes Geld. "Gebäudeeigentümer nehmen Fördergelder mit, obwohl sie ohnehin so gebaut hätten", sagt er.
Das deutlich größere Klimaproblem sind aber sowieso Bestandsgebäude, "insbesondere die Gebäude, die nach dem 2. Weltkrieg gebaut wurden, 1945 bis 1970", sagt Experte Bürger. Da sei in der Regel günstig und schnell gebaut worden. Die Folge: eine schlechte Energiebilanz. An diese Gebäude müsse man schnellstens ran. "Worst first" heißt das Prinzip, die schlechtesten zuerst. Bei Sanierungen werde es ganz ohne Zuschüsse nicht gehen, meint Bürger. Sonst könnten zu viele Kosten an Mietern und Vermietern hängenbleiben. Oder Eigentümer haben nicht genug Anreiz, überhaupt was zu tun.
Neues Austauschprogramm für Heizungen geplant
Neben besserer Dämmung, neuen Dächern und Fenstern, geht es beim Klimaschutz in Gebäuden vor allem um die Art der Heizung. Nach dem Koalitionsgipfel vergangene Woche kündigte die Regierung an, dass neu eingebaute Heizungen schon ab 2024 zu mindestens zwei Dritteln mit Erneuerbaren Energien betrieben werden sollen - ein Jahr früher als bisher vorgesehen. Wärmepumpen, Holz-Pellet-Heizungen und Solarkollektoren werden noch mehr Aufschwung bekommen. Darüber hinaus will die Regierung auch ein neues Austauschprogramm für Öl- und Gasheizungen auflegen. Grünen-Chefin Ricarda Lang spricht bereits vom "Abschied von der fossilen Gasheizung".
Auch wenn Gas- und Ölkessel nicht von jetzt auf gleich verschwinden werden und der Fachkräftemangel ein Flaschenhals bleibt, bei der Ampel-Regierung erkennt Experte Bürger vom Öko Institut zumindest den Willen, beim Klimaschutz in Gebäuden nicht nur im Klein-Klein zu verharren. "Spannend" werde es, sagt Bürger, "wenn die ersten Konzepte und Gesetzentwürfe auf dem Tisch liegen. Ob es gelingt, diese gegen größere Widerstände aus der Wohnungswirtschaft und Verbänden durchzubringen." Aber auch ganz unabhängig vom Handeln der Politik könnte sich der Trend zu klimafreundlicheren Heizungen beschleunigen. Durch den Krieg in der Ukraine und die hohen Preise für Öl und Gas.