
50 Jahre Bobby Car Rutschauto für Generationen
Für viele ist es das erste eigene Auto: Das Bobby Car begleitet inzwischen Generationen. Mehr als 20 Millionen Mal wurde es schon verkauft. Danach sah es am Anfang keineswegs aus.
Erstmals vorgestellt wurde das neue Kinderrutschauto 1972 auf der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg. Erfunden hatte es in der Nachbarstadt Fürth der Spielwarenhersteller Ernst Bettag. Seine Firma hieß BIG, und so bekam auch das neue Spielzeug einen englischen Namen: "Bobby Car", was übersetzt etwa "wippendes Auto" heißt. Der englische Name war bewusst für eine internationale Karriere gewählt worden, denn für Kleinkinder gab es damals lediglich Dreiräder.
Die Idee für diesen ersten fahrbaren Untersatz für Kleinkinder setzte der fränkische Holzbildhauer Christian Meyer in die Tat um. Doch der erhoffte Erfolg blieb zunächst aus. Das Bobby Car sah aus wie ein Oldtimer und begeisterte kaum. Selbst Firmenchef Bettag bezeichnete es als ein "hässliches Entlein".
Durchbruch dank der Ergonomie
Doch die ergonomische Funktionalität verhalf ihm zum Durchbruch. Bobby Car fahren dient der richtigen Körperhaltung, es beeinflusst das Wachstum und vor allem die Entwicklung der Kindergelenke positiv - das fanden Wissenschaftler in den 1990er-Jahren heraus. Zahlreiche Kindergärten wurden zu Studienzwecken mit Bobby Cars ausgestattet. Therapeutisch eingesetzt wird es bei Hüftgelenksluxationen.
Produziert hat den kleinen Flitzer von Anfang an der Spielwarenhersteller BIG in Fürth. Doch ein Großbrand zerstörte 1998 das Werk. Danach wurde ein neuer Produktionsstandort im Burghaslach oberhalb der Autobahn A3 aufgebaut, auf halber Strecke zwischen Würzburg und Nürnberg. Hier produzieren die etwa 140 Mitarbeiter täglich immer noch 2000 Bobby Cars. Inzwischen nicht nur den Klassiker in rot, sondern auch mehr als 100 Sondermodelle, von denen manche durch Stardesigner mitentwickelt wurden.

Täglich laufen im Werk in Burghaslach etwa 2000 Bobby Cars vom Band.
Karosserie aus 1,5 Kilo Kunststoff
An der Karosserie darf jedoch nichts verändert werden. Hergestellt wird sie aus 1,5 Kilogramm thermoplastischem Kunststoff. Das rote Polyethylen-Granulat wird mittels heißer Luft weich und so in Form geblasen. Kunststoffreste aus diesem Produktionsprozess werden recycelt und zu Rädern verarbeitet - inzwischen vor allem zu geräuscharmen. "Flüsterreifen" waren für viele Bobby-Car-Fans ein sehnlicher Wunsch.
Ein Bobby Car besteht aus 30 Einzelteilen und ist so robust gebaut, dass es oft weitergegeben wird. Vielleicht auch, weil es dafür einen Ersatzteilservice gibt. Dennoch wurde es inzwischen mehr als 20 Millionen Mal verkauft.

Jedes Bobby Car besteht aus 30 Einzelteilen.
Rennsport mit dem Bobby Car
Wer als Kind ein Bobby Car hatte, vergisst es meist auch als Erwachsener nicht. Als Jugendliche knien manche darauf. Für Erwachsene gibt es Meisterschaften und sogar eine WM - auf der sie eher in liegender Position um die Wette rasen. Der kleine Flitzer erreicht bergab ohne Antrieb bis zu 80 Kilometer pro Stunde. Der Weltrekord mit einem umgebautem Bobby Car liegt bei 119 Kilometern pro Stunde. Gebremst wird aber immer - wie beim Original - mit den Füßen. Deshalb tragen die Bobby-Car-Rennprofis meist Schuhe, deren Sohlen aus Autoreifen bestehen.
Das Bobby Car genießt heute Kultstatus und ist das Synonym für Kinderrutschauto. Ähnlich wie Tesa, Tempo oder Uhu hat es sich einen festen Platz unter den Markennamen erobert, die für eine ganze Produktkategorie stehen. Es sei, so heißt es manchmal, der "Ferrari unter den Spielzeugen". Deshalb hat sogar die Automobilindustrie dem Bobby Car zum 50. Geburtstag gratuliert. Ziemlich neidvoll, wie es manchen Kommentaren in den Sozialen Netzwerken heißt - denn das Bobby Car fährt garantiert komplett emissionsfrei.