Unterschiedliche Flaschen Öl, Essig, Toilettenpapier und ein Korb mit Kartoffeln.

Kleinstes Plus seit fast zwei Jahren Erzeugerpreise steigen weniger schnell

Stand: 20.04.2023 12:14 Uhr

Der Preisanstieg auf Herstellerebene in Deutschland verlangsamt sich weiter. Hinsichtlich der Inflation macht das Hoffnung. 2022 waren die Erzeugerpeise zeitweise noch um 45,8 Prozent gestiegen.

Die Erzeugerpreise in Deutschland sind im März so langsam gestiegen wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Die Hersteller gewerblicher Produkte verlangten 7,5 Prozent mehr für ihre Produkte als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Angaben heute mitteilte. Dies stellt den niedrigsten Wert seit Mai 2021 dar.

Ökonomen, die von Reuters befragt wurden, hatten lediglich mit einem Rückgang auf 9,8 Prozent gerechnet, nachdem die Erzeugerpreise im Februar noch um 15,8 Prozent gestiegen waren. Damit sank die Teuerungsrate seit ihrem Höhepunkt im August und September 2022 mit jeweils 45,8 Prozent bereits das sechste Mal in Folge. Im Vergleich zum Vormonat Februar fielen die Erzeugerpreise unerwartet stark um 2,6 Prozent, während ein Rückgang von lediglich 0,5 Prozent erwartet wurde.

Nimmt der Inflationsdruck ab?

Die Entwicklung sei ein Indiz dafür, "dass der Inflationsdruck deutlich und zügig abnimmt", erklärte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Denn die Erzeugerpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der Lebenshaltungskosten der Verbraucher. Dies bedeutet, dass Erhöhungen oder Senkungen der Herstellerpreise in der Regel auch bei den privaten Haushalten ankommen, wenn auch verzögert und nur teilweise.

In der Statistik werden die Preise geführt, noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen, etwa Zement, Metalle und Papier, aber auch Toilettenartikel aus Papier. Daneben werten die Statistiker die Erzeugerpreise für Investitionsgüter wie Maschinen, Gebrauchsgüter und Verbrauchsgüter wie Nahrungsmittel aus. 

Die Inflation hat sich im März bereits auf 7,4 Prozent abgeschwächt, nachdem sie im Januar und Februar noch jeweils 8,7 Prozent betragen hatte. Dullien zufolge dürfte die Inflationsrate im Jahresschnitt bei 5,4 Prozent liegen und im Jahr 2024 bei 2,4 Prozent.

Energiepreise sinken im Vormonatsvergleich

Die Ergebnisse sind laut den Statistikern vorläufig, da die Wirkung der seit Januar geltenden Energiepreisbremsen, die erst seit März umgesetzt wurden, nur teilweise berücksichtigt werden konnten. Hauptverantwortlich für den Anstieg der Erzeugerpreise seien weiterhin die Energiepreise, jedoch habe ihr Anstieg sich in den letzten Monaten deutlich verlangsamt.

Im März stiegen die Erzeugerpreise für Energie verglichen mit dem Vorjahresmonat nur noch um 6,8 Prozent, wobei der Basiseffekt eine Rolle spielte. "Da die Energiepreise bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im März 2022 stark gestiegen waren, führte dies nun gemeinsam mit den Preisrückgängen der vergangenen Monate zu einem nur noch vergleichsweise moderaten Anstieg im Vorjahresvergleich", erklärten die Statistiker.

Leichtes Heizöl war sogar ein Drittel billiger als im März 2022, Kraftstoffe waren um 19,4 Prozent günstiger zu haben. Dagegen verteuerten sich Nahrungsmittel um 19,2 Prozent, wobei insbesondere die Preise für Zucker mit 89,2 Prozent stark angestiegen sind.