Eine Frau arbeitet in einer Wohnung mit einem Laptop.
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"Business Council for Democracy" Demokratie-Schulungen in Unternehmen begehrt

Stand: 29.02.2024 15:56 Uhr

Mit BC4D, dem "Business Council for Democracy", können Unternehmen ihre Mitarbeiter in Medienkompetenz und Demokratie schulen. Die angebotenen Kurse sind zunehmend begehrt.

Die Idee zu dem Projekt wurde schon vor ein paar Jahren geboren. 2020 überlegten sich Mitarbeiter der gemeinnützigen Hertie-Stiftung zusammen mit dem Institute for Strategic Dialogue (ISD) und der Robert Bosch Stiftung, wie man Desinformation begegnen könnte. Seinerzeit habe es viele Programme für Schülerinnen und Schüler gegeben, sagt Sophia Becker von der Stiftung zu tagesschau.de.

An Erwachsenen sei das jedoch vorbeigegangen. Daher die Idee: Ein konkretes Angebot auch für ältere Menschen. Und das für Unternehmen. Gerade große Konzerne aber auch viele Mittelständler seien eigentlich aktiv, wenn es um Fremdenhass und Hetze ginge, erzählt Becker. Aber eben nur regional vor Ort. Wichtig sei deshalb auch die Vernetzung der Unternehmen untereinander.

Eine Stunde Schulung pro Woche

Erlernt werden soll im "Business Council for Democracy (BC4D)" die Kompetenz, Fake News zu erkennen, und Hass sowie Hetze im Internet zu begegnen. Vermittelt werden etwa der Umgang damit und mögliche Strategien im digitalen Raum. Um am Ende soll das Ganze Demokratie und Weltoffenheit stärken.

Damit Erwachsene neben den acht Stunden Arbeit jeden Tag noch die Zeit für solche Schulungen finden, sind diese zeitlich begrenzt. Nur einmal in der Woche soll Wissen vermittelt werden. Nicht in Räumen der Firma, sondern online. Über einen Zeitraum von acht Wochen hinweg läuft ein solcher Kurs, 20 Mitarbeiter können daran teilnehmen.

Die ersten Schulungen wurden 2021 angeboten, die Nachfrage war damals den Angaben zufolge recht übersichtlich. Allerdings wohl auch wegen der besonderen Lage während der Corona-Pandemie. Im Schnitt seien jährlich 40 bis 50 Unternehmen hinzugekommen, heißt es von der Hertie-Stiftung.

Correctiv-Recherche lässt Nachfrage steigen

Die Nachfrage steigt allerdings inzwischen deutlich. Rund 125 Unternehmen haben sich bisher im "Business Council for Democracy" zusammengeschlossen - darunter große Konzerne wie VW, TUI oder Continental, aber auch viele Mittelständler. Sie alle eint neben dem Bekenntnis zur Demokratie auch die Sorge um Fachkräfte aus dem Ausland.

Besonders seit den Veröffentlichungen des Recherche-Netzwerks Correctiv zum Geheimtreffen Rechtsextremer in Potsdam - und den zahlreichen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus bundesweit - melden sich immer mehr Unternehmen, die nach Schulungen fragen, oder sich vernetzen wollen, wie Sophia Becker sagt. "Wir sind mit sehr vielen Unternehmen aktuell im Gespräch."

Einen Unterschied zwischen den Sorgen der Unternehmer in Ost- oder Westdeutschland kann sie dabei nicht erkennen. Zwar sei das Problem in einigen Regionen im Osten bekanntermaßen stärker verbreitet als andernorts. Die Sorgen der Unternehmen wegen Hetze und Fremdenhass seien aber überall gleich.