Printausgaben der Zeitungen "Bild" und "Bild am Sonntag" liegen auf einem Tisch.

Digitalisierung und Sparpaket Springer-Verlag will Stellen bei "Bild" abbauen

Stand: 19.06.2023 14:01 Uhr

In den kommenden Jahren will der Axel-Springer-Verlag digitaler werden und dadurch Millionen Euro einsparen. Im Zuge dessen will der Konzern auch Stellen bei der "Bild"-Zeitung abbauen, wie aus einer Mail an die Belegschaft hervorgeht.

Der Axel-Springer-Verlag will bei der "Bild"-Zeitung einige Stellen streichen und Redaktionen schließen. Die Zahl der Regionalausgaben soll von 18 auf zwölf verringert und kleinere Standorte sollen komplett geschlossen werden. Das geht aus einer Mail der "Bild"-Spitze an die Belegschaft hervor, die den Nachrichtenagenturen dpa und Reuters vorliegt. Zuerst hatte das "Handelsblatt" über die neuen Einsparmaßnahmen berichtet.

In dem Schreiben heißt es demnach: "Wir trennen uns von Produkten, Projekten und Prozessen, die wirtschaftlich nie wieder erfolgreich werden können." Dies betreffe auch Personal, deren Aufgabe in der "digitalen Welt" etwa durch Künstliche Intelligenz ersetzt werde. Ein Konzernsprecher sagte auf Nachfrage der Nachrichtenagentur KNA, es sei eine "niedrige dreistellige Zahl" von Beschäftigten von den Sparmaßnahmen betroffen.

Springer schrieb in der Mail an die Belegschaft: "Wir bemühen uns, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und sozialverträgliche Lösungen zu finden." Man beginne Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung und starte das mit dem Konzernbetriebsrat im März 2023 vereinbarte Freiwilligenprogramm für alle "Bild"-Standorte deutschlandweit.

Unternehmerkreise sprechen von niedrig dreistelliger Zahl

Aus Unternehmenskreisen hatte es zuvor geheißen, über dieses Programm solle eine niedrige dreistellige Zahl an Mitarbeitenden abgebaut werden. Dies gelte für "Bild", "Welt", die Verwaltung und den Bereich Technik. Ein Teil der Freiwilligenprogramme sei abgeschlossen. Weiter hieß es den Nachrichtenagenturen zufolge, dass auch die Führungsebene verschlankt werden solle. "Die Funktionen der Redaktionsleiter, Blattmacher, Korrektoren, Sekretariate und Foto-Redakteure wird es so wie heute nicht mehr geben."

"Digital only"-Strategie soll Millionen einsparen

Die schlankere Struktur, mit der die im Februar verkündete "Digital only"-Strategie umgesetzt werden soll, solle zum 1. Januar 2024 kommen. "Bild" und "Welt" sollen demnach digitaler werden und mittelfristig keine gedruckten Zeitungen mehr herstellen. Bis 2025 will der Verlag hier rund 100 Millionen Euro sparen - durch geringere Kosten etwa beim Personal und mehr Umsatz.

Die stärkere Nutzung von Künstlicher Intelligenz spiele ebenso eine Rolle: "Wir müssen uns damit leider auch von Kollegen trennen, die Aufgaben haben, die in der digitalen Welt durch KI und/oder Prozesse ersetzt werden oder sich in dieser neuen Aufstellung mit ihren derzeitigen Fähigkeiten nicht wiederfinden", hieß es in der Mail.

Kritik vom Journalistenverband

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) übte scharfe Kritik an den Maßnahmen. "Wenn (Konzernchef) Mathias Döpfner die Milchkuh des Konzerns schlachten will, ist das nicht nur unsozial gegenüber den Beschäftigten, sondern wirtschaftlich extrem dumm", erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. Die "Bild"-Zeitung sei nach wie vor der Gewinnbringer von Axel Springer. "Weniger Regionalberichterstattung bedeutet weniger Leserservice und damit weniger Leserinnen und Leser", so Überall.

Wenn Stellenstreichungen wirklich unvermeidbar seien, dürfe es keine Kündigungen geben. "In einem so großen und breit aufgestellten Medienkonzern müssen den betroffenen Beschäftigten alternative Arbeitsplätze angeboten werden."