Arbieter in Klettermontur bei der Montage eines 5G Mobilfunksender

5G-Technologie aus China Balance zwischen Sicherheit und Innovation

Stand: 03.08.2023 16:55 Uhr

Die EU fordert bereits seit einiger Zeit einen besseren Schutz der 5G-Mobilfunknetze. Vodafone warnt nun davor, dass ein übereilter Verzicht auf chinesische Mobilfunktechnologie die Netze langfristig schädigen könnte.

Die Markmacht von Technologiegiganten wirft Bedenken auf. Angesichts der Debatte über den Einsatz von Mobilfunktechnik von chinesischen Anbietern wie Huawei und ZTE hat die EU-Kommission bereits im Juni ihre Mitgliedstaaten aufgefordert, ihre 5G-Mobilfunknetze vor aus ihrer Sicht risikobehafteten Anbietern besser zu schützen.

Während es der EU bereits gelungen sei, die Abhängigkeiten in anderen Sektoren wie dem Energiesektor in Rekordzeit zu verringern, stellte EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton klar: "Bei 5G sollte es nicht anders sein: Wir können es uns nicht leisten, kritische Abhängigkeiten aufrechtzuerhalten, die zu einer 'Waffe' gegen unsere Interessen werden könnten." Aber welche Folgen hätte so ein Ausschluss?

Funklöcher bei Verzicht auf 5G-Technik aus China?

Der Telekommunikationsriese Vodafone warnt nun davor, dass ein rascher Verzicht auf Mobilfunktechnologie von chinesischen Anbietern erhebliche Auswirkungen auf die Stabilität und Übertragungsqualität der deutschen Handynetze haben könnte. Laut einer internen Studie sei es in Ländern, in denen Technologieanbieter schnell und ungeplant ausgeschlossen wurden, zu spürbaren Qualitätsverlusten in den Mobilfunknetzen gekommen.

Vodafone betonte, dass diese Folgen nicht nur kurzfristig auftreten, sondern sich auch langfristig negativ auswirken könnten. "Noch bis zu einem Jahr nach Austausch der Antennen kann die Netzqualität negativ beeinflusst werden", erklärte der Mobilfunkanbieter. Zudem sei der Fortschritt beim Ausbau der 5G-Mobilfunknetze in den meisten dieser Länder deutlich verlangsamt.

Deutschland brauche sichere und leistungsfähige Netze. "Wir müssen über technische Möglichkeiten sprechen, wie wir beides auch in Zukunft möglich machen - und aus den Erfahrungen in anderen Ländern lernen", sagte die Technik-Chefin von Vodafone Deutschland, Tanja Richter.

Sie verwies auf den "5G-Observatory-Bericht" der Europäischen Kommission, in dem Länder, die chinesische Unternehmen wie Huawei und ZTE frühzeitig ausschlossen oder stark einschränkten, am unteren Ende des Rankings zur 5G-Abdeckung der Bevölkerung landeten. Dazu zählen Estland, Lettland, Belgien, Rumänien und Schweden.

Technologie-Rückbau und hohe Kosten

Die Telekom setzt Hersteller aus Europa, Amerika und Asien ein - darunter auch Huawei. "Die Verpflichtung zu einem kurzfristigen umfassenden Rückbau bestehender Technologie könnte je nach Rahmenbedingungen über Jahre den weiteren Ausbau der Mobilfunknetze verhindern, da alle Ressourcen, vor allem Fachpersonal, für die Umrüstung benötigt würden", sagt ein Telekom-Sprecher. Zudem sei fraglich, ob alternative Hersteller kurzfristig lieferfähig seien. Abhängig vom Rückbauszenario könne somit auch die Qualität der Netzversorgung über einen längeren Zeitraum abnehmen.

Kommunikationsanbietern drohen durch das Verbot Kosten in Milliardenhöhe. Wenn bestimmte Komponenten ausgeschlossen oder Anbieter abgelehnt werden muss es ausreichend Zeit für den Austausch betroffener Teile eingeplant werden, heißt es auf Anfrage von tagesschau.de von o2 Telefónica. "Für einen rückwirkend notwendigen Umbau des Netzes würde Telefónica zudem Schadensersatzansprüche gegen die Bundesrepublik Deutschland prüfen". Zudem bestehe die Möglichkeit, eine Untersagung von Komponenten gerichtlich überprüfen zu lassen.

Zwischen Sicherheit und Innovation

Nach Ansicht von Thomas Magedanz, Leiter des Fachgebiets Architekturen der Vermittlungsknoten an der TU Berlin, sollte ein Ausschluss solcher Großanbieter, insbesondere kurzfristig, auch im Hinblick auf das Entstehen neuer Abhängigkeiten bedacht werden. "Ein offener Wettbewerb ist elementar für Innovationen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere dann, wenn ein nicht unerheblicher Teil deutscher Exporte in Länder geht, die Netzwerk- und Systemlösungen von chinesischen Herstellern einsetzen", so Magedanz im Gespräch mit tagesschau.de. Eine Strategie zur Sicherung der Mobilfunknetze müsse daher ein Ansatz mit mehreren Lieferanten sein - und das brauche Zeit, so Magedanz.

Vor allem die USA werfen Huawei und ZTE enge Verbindungen zur chinesischen Regierung vor und haben die Unternehmen mit Sanktionen belegt. Huawei und ZTE weisen die Vorwürfe zurück.

Mit Informationen von Aylin Dülger, tagesschau.de