Anleger zahlen Prämie fürs Geldleihen Deutschland verdient Geld mit neuen Schulden

Stand: 09.07.2012 14:02 Uhr

Bundeswertpapiere gelten als sicherer Hafen in der Schuldenkrise: Erneut gelang es nun Deutschland, sich Geld zu leihen, ohne dafür Zinsen zahlen zu müssen. Doch nicht nur das: Die Anleger, bei denen der Bund 3,3 Milliarden Euro einsammelte, zahlen faktisch eine Prämie dafür, dass sie Deutschland Kredit geben.

Deutschland profitiert erneut massiv von seinem Ruf als sicherer Hafen in der Schuldenkrise. Bei einer Versteigerung von Bundeswertpapieren gelang dem Bund ein weiteres Mal das Kunststück, mit dem Schuldenmachen Geld zu verdienen. Eine Auktion von Schatzanweisungen mit sechsmonatiger Laufzeit erbrachte 3,29 Milliarden Euro. Die Investoren drängten Deutschland dabei ihr Geld auf und nahmen dabei eine sogenannte negative Rendite von durchschnittlich 0,0344 Prozent in Kauf, um in den Besitz der als ausfallsicher geltenden Papiere zu kommen.

Hohe Nachfrage

Die Anleger zahlen damit dem Bund faktisch eine Prämie dafür, dass sie Deutschland Geld leihen. Denn bei der Rückzahlung des Geldes am Ende der Laufzeit bekommen sie weniger zurück, als sie nun bei der Auktion für die Papiere bezahlt haben. Bei dieser Art von Bundeswertpapieren, den sogenannten unverzinslichen Schatzanweisungen, ergibt sich die Verzinsung allein durch die Differenz aus dem Kaufpreis und dem Nennwert, den der Bund am Ende zurückzahlt. Liegt der Kaufpreis höher als der Nennwert, dann machen die Anleger einen Verlust und der Bund einen Gewinn.

Die für das Schuldenmanagement des Bundes zuständige Finanzagentur sprach nach der Versteigerung von einer positiven Resonanz der Anleger. Ungeachtet der faktischen Verluste der Investoren hätte die Nachfrage gereicht, um bei der Auktion 1,7 Mal mehr Bundeswertpapiere zu verkaufen.

Die Zinsen für Bundeswertpapiere sind seit Monaten auf Talfahrt. Deutschland gilt im Gegensatz zu vielen anderen Staaten der Eurozone als Schuldner allererster Güte. Um Geld sicher anzulegen, sind vor allem große Investoren wie Versicherungen bereit, deutliche Abschläge bei der Rendite hinzunehmen. Im Januar war es dem Bund zum ersten Mal gelungen, bei den Anlegern Geld einzusammeln und dafür de facto noch zu kassieren. Der Bund muss sich in diesem Jahr insgesamt rund 252 Milliarden Euro bei Investoren leihen, um Altschulden zu tilgen und neue Schulden zu finanzieren.

Spanien muss erneut mehr Zinsen zahlen

Im Gegensatz zu Deutschland kämpfen Spanien und Italien unverändert mit hohen Zinsen, wenn sie sich Geld leihen möchten. Investoren verlangen hohe Risikoaufschläge, weil sie fürchten, dass beide Länder langfristig ihre Schulden nicht vollständig zurückzahlen können. Die Verzinsung spanischer Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren kletterte am Vormittag über die Marke von sieben Prozent. Sie gilt als kritischer Grenzwert. Höher liegende Zinsen sind nach Meinung von Experten langfristig nicht tragbar, weil damit die Kosten des angehäuften Schuldenbergs den Haushalt eines Landes kollabieren lassen könnten. Vor dieser Entwicklung fürchtet sich auch Italien. Die Verzinsung von Anleihen des Landes mit einer zehnjährigen Laufzeit stieg im Lauf des Tages auf deutlich über sechs Prozent.