Interview

Zukunft der Computerspiel-Branche Mehr Spieler - weniger Geld

Stand: 15.08.2012 12:02 Uhr

Auf der Gamescom präsentieren Unternehmen die neuesten Computer-Spiele. Die Branche hat jedoch ein Problem: Immer mehr Menschen spielen, sie geben aber immer weniger dafür aus. Der Trend geht zu kleinen Spielen, meint Bernhard Rohleder von Bitkom im Gespräch mit tagesschau.de

tageschau.de: Computerspiele sind beliebt wie nie zuvor, dennoch rechnen Sie mit einem schrumpfenden Umsatz. Woran liegt das?

Bernhard Rohleder: Richtig, es spielen immer mehr Menschen, aber sie geben immer weniger Geld dafür aus. Das hat damit zu tun, dass viele Spiele sogenannte Casual-Games sind: kleine Spiele für zwischendurch. Viele spielen auch nur kostenlos. Etwa 40 Prozent spielen ausschließlich kostenlose Spiele aus dem Internet und das drückt natürlich auch auf den Markt.

Zur Person

Bernhard Rohleder ist Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands Bitkom. Dieser ist das Sprachrohr der IT-, Telekommunikations- und Neue-Medien-Branche. Bitkom vertritt nach eigenen Angaben mehr als 1.700 Unternehmen.

"Der Trend geht zu kleinen Spielen"

tageschau.de: Muss sich die Branche umorientieren?

Rohleder: Es gibt durchaus einen Trend weg von den Mehr-Millionen-Produktionen. Große Spiele, die in der Produktion soviel kosten wie große Fernsehfilme. Der Trend geht hin zu kleinen Spielen und das ist letztlich gut für Deutschland, denn genau dort hat die deutsche Spielebranche ihre Stärke.

tageschau.de: Kleine Spiele, die eher offline oder online gespielt werden?

Rohleder: Eher online, auch das ist ein Trend. Weg aus der offline-Welt, wo jemand allein am PC oder am Fernseher saß und spielte. Hin zur online-Welt, mit vielen Spielern, sogenannte Multi-Player-Games. Spielen am Computer wird online zu einem Gesellschaftsspiel.

"Jeder Vierte über 50 spielt"

tageschau.de: Früher haben ja hauptsächlich junge Männer Spiele gespielt. Das ändert sich zunehmend. Wie stellt sich die Spieleindustrie darauf ein?

Rohleder: Es werden mehr Angebote gemacht. Erstens für ältere Menschen, aber natürlich auch für Frauen. Hier meinen wir, folgt die Nachfrage, der Markt den Technologien. Also, es ist gar nicht so sehr die Branche, die sich auf die Frauen einstellt als umgekehrt. Die Frauen entdecken die Spielebranche für sich. Mittlerweile spielen 28 Prozent aller Frauen. Und es spielen auch immer mehr ältere Menschen. Jeder Vierte über 50 spielt. Das sind schöne Daten für die Branche, weil sie zeigen, dass die Branche auch neue Zielgruppen erschließen kann.

tageschau.de: Nur bereit zu zahlen sind viele nicht. Wie groß ist denn das Problem der illegalen Kopien?

Rohleder: Das Problem ist gar nicht mehr so groß. Wir haben das ganz aktuell abgefragt und sehen, dass nur zwei Prozent der Gamer, überwiegend junge Männer, überhaupt regelmäßig Raubkopien von Spielen machen. Weitere sieben Prozent tun das selten. 82 Prozent lehnen illegale Kopien aber strikt ab. Das heißt Raubkopien, die die Branche vormals sehr beschäftigten, werden zunehmend zum Randphänomen.

Das Interview führte Katrin Prüfig, tagesschau24.