Paketzusteller sortieren Pakete in einer Zustellbasis

Post- und Paketbranche Weniger Lohn und mehr Nachtarbeit

Stand: 14.12.2022 13:51 Uhr

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind die Gehälter in der Post- und Paketbranche seit 2011 deutlich weniger angestiegen als in der Gesamtwirtschaft. Vergleichsweise oft arbeiteten die Beschäftigten auch nachts.

Postboten haben vom Boom im Online- und Versandhandel der vergangenen Jahre kaum profitiert und mussten sich mit unterdurchschnittlichen Gehaltserhöhungen zufriedengeben. Vollzeitbeschäftigte von Post-, Kurier- und Expressdiensten verdienten 2021 durchschnittlich 3022 Euro brutto im Monat (nicht preisbereinigt) und damit sechs Prozent mehr als vor zehn Jahren, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. In der Wirtschaft insgesamt stiegen die Verdienste im selben Zeitraum nicht preisbereinigt allerdings um 23,8 Prozent und damit etwa viermal stärker.

Niedrigere Löhne, viel Nachtarbeit

Das durchschnittliche Bruttomonatseinkommen bei Post-, Kurier- und Expressdiensten lag im vergangenen Jahr rund 1000 Euro unter dem Schnitt der Gesamtwirtschaft, der bei 4100 Euro lag. Ein Grund dafür ist nach Angaben des Amtes der relativ geringe Anteil von Vollzeitbeschäftigten in leitender Stellung (vier Prozent) und herausgehobenen Fachkräften, also Arbeitnehmer mit vielgestaltigen Tätigkeiten (sieben Prozent). In der Gesamtwirtschaft lag deren Anteil im vergangenen Jahr deutlich höher bei zwölf beziehungsweise 24 Prozent der Vollzeitbeschäftigten.

In der Post- und Paketbranche arbeiteten Erwerbstätige zudem oft zu unüblichen Zeiten. Rund 60 Prozent dieser Beschäftigten mussten 2021 auch am Wochenende arbeiten, damit etwa doppelt so viele wie in der Gesamtwirtschaft. Zudem arbeitete 2021 jeder siebte Paketbote und jeder siebte Postangestellte (14 Prozent) zwischen 23 Uhr und 6 Uhr. Zum Vergleich: Über alle Branchen hinweg arbeitete nur jeder elfte Erwerbstätige nachts.

Befristung und Teilzeit in der Branche weit verbreitet

Häufiger als anderswo kommen auch sogenannte atypische Beschäftigungsverhältnisse vor. Danach war im Jahr 2021 fast ein Drittel (31 Prozent) der Hauptbeschäftigten in Post-, Kurier- und Expressdiensten entweder befristet oder in Teilzeit angestellt, geringfügig beschäftigt oder in Zeitarbeit. Gesamtwirtschaftlich trifft das nur auf gut 19 Prozent zu. In der Branche arbeiten mit knapp 27 Prozent deutlich mehr ausländische Staatsangehörige als in der Gesamtwirtschaft mit 13 Prozent.

Der Boom der Paketdienste spiegelt sich auch in der Zahl der Erwerbstätigen wider, die zwischen 2010 und 2020 um 19,4 Prozent auf rund 530.000 Personen gestiegen ist. Die Wirtschaft insgesamt wuchs nur um 9,4 Prozent. Im ersten Corona-Jahr 2020 setzte die Branche knapp 54,4 Milliarden Euro um und verdoppelte damit den Nominalumsatz im Vergleich zu 2010 (27,5 Milliarden Euro).

Bianca von der Au, HR, 14.12.2022 14:49 Uhr