Ein dekorierter Esstisch mit vergoldetem Silber aus dem großen Service von George IV im State Dining Room in Schloss Windsor.
analyse

Der König als Wirtschaftsfaktor Was die Briten für ihre Monarchie zahlen

Stand: 06.05.2023 08:38 Uhr

Die britischen Steuerzahler kostet ihr Königshaus etwa doppelt so viel wie die Deutschen ihr Bundespräsident - mindestens. Royale Befürworter rechnen Einnahmen dagegen, etwa im Tourismus. Die Bilanz? Undurchschaubar.

Es gibt eine einfache Rechnung, wie viel die britische Monarchie kostet und eine komplizierte. Die einfache geht so: Im Jahr 2022 hat der Steuerzahler dem Palast 86 Millionen Pfund (also 98 Millionen Euro) überwiesen für die Beschäftigten des Königshauses, Reisen des Monarchen und weitere Kosten. Umgerechnet auf alle Briten kommt man so auf 1,40 Euro - so viel wie ein Pint Milch.

Das war jahrelang die Formulierung, mit der die Pressestelle des Palastes die Kosten illustrieren wollte: klingt wenig, das wird sich das Vereinigte Königreich ja wohl leisten können. Zum Vergleich: Im Bundeshaushalt sind 2023 für den Bundespräsidenten und das Bundespräsidialamt knapp 45 Millionen Euro eingeplant.

Gewinne aus der Verpachtung von Land

Die kompliziertere Rechnung sieht etwas anders aus. Denn König Charles III. hat noch andere Einkünfte als nur die direkten staatlichen Zuwendungen. Er hat Einkünfte aus dem Herzogtum Lancaster. Das sind Gewinne aus der Verpachtung von Land und anderem Besitz. Etwa 20 Millionen Pfund pro Jahr wirft das Herzogtum ab. Die Königsfamilie besitzt auch noch das Herzogtum Cornwall, auch hier fallen Gewinne in ähnlicher Höhe an, die an Prinz William ausgeschüttet werden. Eine Besonderheit für den König: Er muss keine Steuern zahlen, also weder Einkommens- noch Kapitalertragssteuern oder gar Erbschaftssteuer. Seit 1993 zahlte die Königin jedoch auf freiwilliger Basis Steuern.

"Krönung aus Staatskasse bezahlt", Annette Dittert, ARD London, zur Krönung von König Charles III.

tagesthemen, 06.05.2023 23:15 Uhr

Eine ganz andere Rechnung legt die Organisation "Republic" vor, die sich für ein Ende der Monarchie einsetzt und für ein gewähltes Staatsoberhaupt. Im Jahr 2017 legte die Interessengruppe einen Bericht vor, in dem die Autoren zu dem Schluss kamen, dass das Königshaus den Steuerzahler pro Jahr 345 Millionen Pfund kostet (393 Millionen Euro). In der Kalkulation tauchen auch die Kosten für die Sicherung der Royals und der Liegenschaften auf. Außerdem werden die Ausgaben einbezogen, die beispielsweise für die Gebäude aufgewendet werden müssen, die zwar im staatlichen Besitz sind, aber von der Königsfamilie genutzt werden.

Tausende offizielle Termine im Jahr

Zur Rechtfertigung der Ausgaben für den König gibt es unterschiedliche Argumente. Die insgesamt elf "working royals", also für das Königshaus arbeitenden Familienmitglieder, haben vor der Corona-Pandemie etwa 3200 offizielle Termine pro Jahr wahrgenommen. Dazu gehören vor allem Auftritte bei Wohltätigkeitsorganisationen (Schirmherrschaften), Hilfsprojekten, Vereinen, die den Zusammenhalt der Gesellschaft unterstützen. Außerdem ist der König das Staatsoberhaupt in insgesamt 15 Ländern, Vorsitzender des Commonwealth (Staatenbund mit 56 Mitgliedern) und das Kirchenoberhaupt der anglikanischen Kirche.

Befürworter der Monarchie argumentieren zudem, dass das Königshaus ein Wirtschaftsfaktor sei und den Tourismus beflügele. Demnach kommen so viele Besucher nach London oder Großbritannien, weil es den König gibt, die Glanz-Welt um die royale Familie ein wichtiger Anziehungspunkt ist. Dieser Effekt ist aber nur schwer zu berechnen, und die Gegner sagen, das Vereinigte Königreich habe genug andere Sehenswürdigkeiten, und die so beliebte britische Identität definiere sich eben nicht allein über einen Monarchen.

Geschätztes Vermögen von zwei Milliarden Euro

In den vergangenen Wochen hat es eine breite Berichterstattung über das Vermögen des Königs gegeben. Die Tageszeitung "The Guardian" hat mit einem Reporterteam und Vermögensspezialisten errechnet, wie viel Charles III. besitzt. Demnach verfügt der König über 1,8 Milliarden Pfund (2,05 Milliarden Euro). Er besitzt einen Fuhrpark mit 23 Autos, zahlreiche Kunstgegenstände, sehr wertvollen Schmuck, Pferde und Firmenanteile. Das Schloss Balmoral in Schottland gehört der Familie ebenso wie der Sitz in Sandringham und das Herzogtum Lancaster. Offizielle Zahlen gibt es nicht. Der Palast kommentierte die Schätzungen nicht, nannte die Zahlen jedoch "einen kreativen Mix aus Spekulation, Annahmen und Ungenauigkeit".

In der Debatte um die Finanzen des Königs und die Kosten der Monarchie fällt vor allem auf: Es fehlt an Transparenz. Die würde einer ehrlichen Debatte guttun.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 08. Mai 2023 um 11:47 Uhr.