König Charles III. sitzt an seinem Schreibtisch

König Charles III. wird 74 Nicht nur die Regierung bereitet ihm Sorgen

Stand: 14.11.2022 11:18 Uhr

König Charles III. feiert heute seinen 74. Geburtstag, es ist sein erster als Monarch. Neun Wochen ist er im Amt und hat bereits zwei Premierminister erlebt. Doch nicht nur die britische Regierung bereitet ihm Sorgen, sondern auch seine Familie.

Von Gabi Biesinger, ARD-Studio London

König Charles III. besucht seine Untertanen, reist eifrig durchs Königreich. Aber nicht immer geht das ganz reibungslos ab: In York wurden Charles und Königin Camilla mit Eierwürfen empfangen.

Polizisten zwangen den Eierwerfer zu Boden, die Menge rief "God save the King". Charles und Camilla hielten sich fabelhaft - sie verzogen keine Miene, als die Eier an ihnen vorbeiflogen.

Reise zum Klimagipfel vermasselt

Gut neun Wochen ist Charles nun im Amt, hat bereits zwei Premierminister erlebt: Liz Truss und Rishi Sunak haben dem König eine geplante Reise zum Weltklimagipfel COP27 nach Ägypten vermasselt.

Dabei wäre der Monarch, den seine Biografin, die Journalistin Catherine Mayer, einen Umweltaktivisten nennt, dort sehr gerne aufgetreten: "Da hat die Regierung einen großen Fehler gemacht. Aber im Grunde könnte man sagen, das ist zum Vorteil der Monarchie, denn derzeit machen die britischen Regierungen so viele furchtbare Fehler, dass die Monarchie im Vergleich dazu ziemlich gut dasteht."

"Unmöglich, dass Menschen bei Tafeln anstehen"

Mayer hat ihre Charles-Biografie von 2015 überarbeitet und pünktlich zu Thronbesteigung und Geburtstag neu herausgebracht. Ihrer Meinung nach haben sich inzwischen die Positionen von Regierung und Königshaus grundlegend verschoben, weil die aktuellen Regierungen nach dem Brexit sehr weit nach rechts gerückt seien.

"Die Monarchie findet sich plötzlich links von der konservativen Partei wieder", sagt Mayer. "Charles findet es unmöglich, dass in diesem angeblich reichen Land nicht nur Menschen bei Tafeln Schlange stehen, sondern es inzwischen normal geworden ist, dass viele hungern müssen. Er wird sich mit der Regierung überwerfen." 

Knatsch zwischen Buckingham-Palast und 10 Downing Street mit Ansage gab es zu Zeiten von Queen Elizabeth II. nicht. Mayer meint, man könne Charles' subtile Abneigung gegen die Regierung an kleinen Gesten beobachten.

Probleme mit Andrew, Harry und Meghan

Doch der Umgang mit dem Premierminister ist nicht die einzige Herausforderung, die König Charles künftig meistern muss. Auch in seiner Familie muss er ein paar gefährliche Klippen umschiffen: "Einmal die Probleme mit Prinz Andrew, den die Familie angesichts der sexuellen Missbrauchsvorwürfe zu lange beschützt hat", sagt Mayer.

"Dann der Bruch mit Harry und Meghan: Das ist ein größeres Problem, als die Familie wahrhaben will, denn diese Geschichte hat junge Menschen und People of Colour gegen die Monarchie aufgebracht. Und mit seiner nachlässigen Art, Geld von zweifelhaften Spendern für seine Stiftungen anzunehmen, schafft Charles sich selbst Probleme."

Wie groß wird die Krönung?

Am 6. Mai kommenden Jahres sollen Charles und seine Frau Camilla in Westminster Abbey offiziell gekrönt werden. Dass die Feier im Vergleich zur Krönungszeremonie der Queen 1953 deutlich abgespeckt werden soll, deutet sich bereits an. Tradition und Moderne sollen sich verbinden, wenn der mit 74 Jahren älteste bei den Briten je gekrönte Monarch den Thron besteigt.

Wie viel royalen Glamour wollen die Briten dann sehen, fragt sich der Königshaus-Historiker Robert Lacey: "Will das Land angesichts von Obdachlosigkeit, Armut und steigernder Energiepreise wirklich einem Königspaar in der goldenen Kutsche zujubeln? Manche werden sagen: Genau das wollen wir."

Gabi Biesinger, Gabi Biesinger, ARD London, 14.11.2022 08:25 Uhr