Fünf Jahre nach der Lehman-Pleite "Wir müssen wachsam bleiben"

Stand: 14.09.2013 09:41 Uhr

Fünf Jahre nach der Lehman-Pleite sehen sich die EU-Staaten bei der Bankenregulierung auf dem richtigen Weg. Mit strengeren Regeln für die Finanzhäuser sollen neue Krisen verhindert werden. Doch zahlreiche Baustellen bleiben.

Jahrelang konnten die Banken und Finanzinvestoren tun und lassen was sie wollten. Und dann schlitterte eine Bank nach der nächsten in die Pleite. Die Staaten retteten, was das Zeug hielt - mit Hunderten Milliarden Steuergeldern. Aber die Finanzkrise sei nicht vom Himmel gefallen, sagt EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn. Die Politiker hätten die Dinge laufen lassen.

Fünf Jahre nach der Lehman-Pleite: Der Jahrestag am Sonntag passt zum Treffen der EU-Finanzminister. Denn wieder einmal geht es um strengere Regeln für die Banken. Da hätten die Europäer schon einiges erreicht, so die Bilanz des finnischen Kommissars Rehn: "Ich glaube, wir haben viel von dieser Krise gelernt. Und wir sind jetzt viel besser gegen ein solches Schlamassel gerüstet."

EU-Staaten als Musterschüler?

In der G20-Runde legten die größten Wirtschaftsnationen fest, was sich ändern muss, damit Finanzjongleure nicht mehr ganze Länder in den Abgrund reißen. Die Europäer sehen sich hier als Musterschüler. Vieles habe die Europäische Union auf den Weg gebracht, sagt auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble: "Die Banken sind besser mit Kapital ausgestattet. Die Bankenaufsicht wird effizienter, daran arbeiten wir gerade."

W. Landmesser, ARD Brüssel, 14.09.2013 08:43 Uhr

Eine so genannte Bankenunion ist der richtige Schutz vor neuen Krisen, sind sich alle einig. Dazu gehört die neue zentrale Bankenaufsicht bei der Europäischen Zentralbank. Sie ist bereits beschlossene Sache. Die Regeln für die Abwicklung von Pleitebanken werden gerade mit dem Europäischen Parlament ausgehandelt. Und einen Abwicklungsfonds wollen die Europäer schaffen, der im Pleitefall einspringen soll.

Ein riesiger Fortschritt, findet der Chef der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem. Aber immer wieder gibt es Streit über die Details der Bankenregulierung. So soll der Europäische Rettungsfonds notleidende Banken auch direkt mit frischem Kapital versorgen können. Den Teufelskreis zwischen maroden Banken und klammen Staatsfinanzen will die EU so durchbrechen.

Mehr Transparenz

Länder wie Spanien oder Irland spekulieren auf Kapitalspritzen auch für Altlasten in ihrem Bankensektor. Der deutsche Finanzminister tritt immer wieder auf die Bremse. Und niemand weiß derzeit, welche Risiken noch in den Bilanzen schlummern. Bevor die neue Bankenaufsicht startet, wird die Europäische Zentralbank deswegen ihre Bücher der 130 größten Banken im Euroraum untersuchen. Ein unverzichtbarer Schritt, sagt EZB-Direktor Jörg Asmussen: "Die Wichtigkeit dieser Übung ist kaum zu überschätzen. Weil sie die außergewöhnliche und überfällige Möglichkeit bietet, Transparenz in den Bilanzen europäischer Banken zu schaffen.

Auch ein so genannter Stresstest ist geplant, um zu prüfen, wie widerstandsfähig sind die Banken gegen neue Krisen sind. Zwei Stresstests haben die Banken bereits durchlaufen. Für mehr Vertrauen hat das aber nicht gesorgt. Im Gegenteil: Der dritte Stresstest könnte die letzte Chance sein.

Fünf Jahre nach der Lehman-Krise gibt es also noch viele Baustellen. Die Politiker müssten wachsam bleiben, sagt Kommissar Rehn. Nur so werde die Lehman-Krise da bleiben, wo sie hin gehöre: in den Geschichtsbüchern.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 14. September 2013 um 07:33 Uhr im Deutschlandradio Kultur.