Ein Mann betrachtet die Kunstwerke des Künstlers Beeple in einer Cryptoart Ausstellung

Digitale Bilder "Kryptokunst" erzielt Millionen

Stand: 24.04.2021 15:59 Uhr

Ein digitales Kunstwerk ist zum Rekordpreis von 69 Millionen Dollar versteigert worden. Sammler entdecken den virtuellen Raum zunehmend als Geldanlage - mithilfe der Blockchain-Technologie.

Für den Digitalkünstler Beeple ist die Sache ganz logisch. "Jeder kann ein Foto von der Mona Lisa machen. Das heißt nicht, dass er die Mona Lisa auch besitzt", sagt er. Dasselbe gilt für mp3-Musikdateien: "Du kannst eine Kopie von Michael Jacksons 'Thriller' haben, aber Du wirst die Leute nicht davon überzeugen, dass Du eine Master-Aufnahme hast." 

Ob Bilder, ob Songs - jeder kann noch so viele Kopien haben. Ohne Echtheitszertifikat sind sie nichts wert. Aber mit einem digitalen Stempel können sie Millionen bringen. Beeple - der mit bürgerlichem Namen Mike Winkelmann heißt - weiß, wovon er spricht. Seine Foto-Collage "Everydays" ging gerade als erstes vollständig digitales Kunstwerk im New Yorker Auktionshaus Christie's unter den Hammer - zum Rekordpreis von 69 Millionen Dollar. Eben, weil es dieses Zertifikat hat.

Das Cryptoart Kunstwerk "Everydays: The First 5.000 Days" des Künstlers Beeple

Ein Investor aus Singapur kaufte es für 69 Millionen Dollar: Das Krypto-Kunstwerk "Everydays".

"Die Blockchain, das NFT, ist der Beweis, dass du es besitzt", sagt der Künstler. "Und jeder erkennt das an." NFT- "Non-Fungible Token" heißt das Zauberwort, mit dem digitale Kunstwerke wie das von Beeple zu millionenschweren Sammlerstücken werden. Obwohl sie im Netz tausendfach kopiert werden können.

Das Echtheitszertifikat funktioniert über eine sogenannte Blockchain - im Grunde eine Datenbank, die alle Transaktionen mit einem digitalen Artikel speichert und die auf viele Rechner im Netz verteilt ist, was sie fälschungssicher macht. Solche NFTs, leger "Nifties" genannt, erleben gerade einen Boom. Die Rockband "Kings of Leon" veröffentlichte als erste ihr neues Album auf diesem Weg. 

Niedrige Zinsen - hohes Risiko

"When you see yourself" gibt es nicht nur physisch oder zum Streamen - Fans können auch mehrere NFT-Versionen der neuen Platte  kaufen. Auch die kanadische Sängerin Grimes verkaufte auf diese Weise eine Reihe Videos für rund sechs Millionen Dollar. Künstlerin Krista Kim entwickelte sogar ein digitales Haus für Krypto-Währungs-Freaks. Das echte Leben wird sich ihrer Meinung nach immer stärker mit dem virtuellen verweben und digitale Lebensräume zu Anlageobjekten machen. "Du kannst den Times Square virtuell kaufen", sagt Kim. "Und dann immer mehr digitale Assets dazu."

Auch Sammler von Sport-Relikten gehören zur Klientel. Ein Clip, in dem Basketball-Star LeBron James den Ball in den Korb hämmert, wechselte für mehr als 200.000 Dollar den Besitzer. CNBC-Analyst Jon Fortt schüttelt den Kopf. "Haben Sie jemals etwas Verrückteres gehört, als dass jemand 200.000 Dollar für ein Video von einem Wurf zahlt, das sich jeder auf YouTube ansehen kann?", sagt Fortt. "Oder eine halbe Million für ein Haus, das es nicht gibt?"

Überrascht über den NFT-Boom ist Fortt jedoch nicht. "Wir haben superniedrige Zinsen, die die Leute zu hohen Risiken ermuntern", sagt er. "Jetzt nutzen die Anleger aufgeblasene Kryptowährungen, um neue Märkte von Kryptokunst und Sammlergegenständen aufzublasen."

Käufer will Trendsetter sein

Vignesh Sundaresan ist einer der Pioniere. Der Investor aus Singapur ist nun stolzer Besitzer der Beeple-Collage. Mit dem Erwerb des Kunstwerks sei er ein Trendsetter geworden. "Ich hatte die Chance, einen Teil von dieser wichtigen Verschiebung zu sein - weg davon wie Kunst über Jahrhunderte gehandelt wurde", sagt Sundaresan. "Hunderttausende Menschen in der ganzen Welt werden das Medium annehmen." 

Schon zog das Auktionshaus Sotheby’s nach: Unter den Hammer kamen NFTs des Digital-Künstlers Pak. Darunter "The Pixel" - das digitale Bild eines einzelnen Pixels. Nach einem 90-minütigen Bieterwettstreit wechselte es für knapp 1,4 Millionen Dollar den Besitzer.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. April 2021 um 13:53 Uhr.