Die Technik vom Astora Gasspeicher in Rehden.

Bundesnetzagentur Neue Tacho-Grafiken für die Gaslage

Stand: 25.11.2022 13:13 Uhr

Die Situation rund um die Gasversorgung auf einen Blick: Anhand von fünf neuen Indikatoren will die Bundesnetzagentur Hinweise geben, ob im Winter eine Mangellage in Deutschland droht. Derweil sinken die Speicherstände.

Die Gasversorgung in Deutschland steht aktuell im Fokus wie noch nie. Die Frage, ob im Winter eine Mangellage droht, entscheidet wohl, wie schlimm die drohende Rezession wird. Einen schnellen Überblick über die aktuelle Lage sollen ab sofort fünf Grafiken auf der Homepage der Bundesnetzagentur geben, die wie Tachometer aussehen.

Anders als beim Auto ist es aber nicht einer, sondern es sind fünf verschiedene Zeiger: einer für jeden Indikator, sagte Präsident Klaus Müller auf der heutigen Pressekonferenz. Diese sind die Temperaturprognose, der Gasverbrauch, die Speicherfüllstände, die Situation in den Nachbarländern sowie die Beschaffung der Regelenergie.

Keine automatische Notfallstufe

An jedem Werktag werden die Indikatoren, die den ausführlichen Gaslagebericht der Behörde ergänzen sollen, auf der Webseite aktualisiert. Für alle fünf gibt es die Stufen "stabil", "angespannt" und "kritisch". So soll jeder auf einen Blick schnell ablesen können, wie die aktuelle Gaslage momentan aussieht. "Die Indikatoren dienen als Anhaltspunkte bei einer Diskussion einer Gasmangellage und um die Ausrufung der Notfallstufe", sagte Müller weiter.

Heute bewertete die Behörde die Lage bei allen fünf Indikatoren als stabil - die Tachonadel zeigte jeweils in diesen Bereich. In den kommenden Monaten könnte der eine oder andere Zeiger aber durchaus vom stabilen in den angespannten oder sogar kritischen Bereich wechseln. Damit wird dann aber nicht automatisch eine Notfallstufe ausgerufen.

Auch seien die neuen Grafiken nicht geeignet, lokale Engpässe auszumachen, betonte der Behördenpräsident. Stattdessen sollen sie der Öffentlichkeit, der Politik und den Entscheidungsträgern eine schnelle Einschätzung und Prognose zur aktuellen Lage geben. "Das kontinuierliche Monitoring ermöglicht es, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen und gegenzusteuern." Wann die Bundesregierung schließlich die Notfallstufe ausruft, entscheidet sie selbst.

Füllstand der Gasspeicher gesunken

Ein wichtiger Indikator im neuen System der Bundesnetzagentur ist der Füllstand der Gasspeicher. Dieser ist zur kalten Jahreszeit passend weiter gesunken. Gestern Morgen lag er nach Angaben des europäischen Gasspeicherverbands GIE bei knapp 99 Prozent - 0,15 Prozentpunkte unter dem Vortageswert. Es war der sechste Tag in Folge mit einem Rückgang. Der größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden verzeichnete einen Füllstand von 93,3 Prozent, wie heute aus im Internet veröffentlichten Daten hervorging.

Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit ein Puffersystem für den Markt. Für gewöhnlich sind sie mit Beginn der Heizperiode im Herbst gut gefüllt. Bis zum Frühjahr nehmen die Füllstände dann ab. Am 1. Februar sollen sie laut Energiewirtschaftsgesetz noch zu 40 Prozent gefüllt sein. Zu beachten ist, dass weiterhin dauerhaft Gas durch Pipeline-Importe nach Deutschland fließt und der Gasverbrauch deutlich gesunken ist.

Mit diesen und den anderen Indikatoren sollen sich alle in Deutschland besser auf eine mögliche Gasmangellage vorbereiten können. Denn in so einem Fall drohen Eingriffe in die Versorgung. Für Unternehmen könnte das zum Beispiel bedeuten, dass ihnen der Gashahn in Teilen oder sogar ganz zugedreht werden müsste. Davon sollen sie dank der neuen Indikatoren zumindest nicht mehr ganz so überrascht werden.

Mit Informationen von Jörg Sauerwein, WDR.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 22. September 2022 um 07:40 Uhr.