Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Technologie-Rally stockt Die Zinssorgen sind zurück

Stand: 22.08.2023 22:11 Uhr

Der Wall Street ist ihr jüngster Aufwärtsdrang schon wieder abhanden gekommen. Zu groß ist die Unsicherheit vor dem wichtigen Notenbankertreffen in Jackson Hole.

Endet die Zinspause der Federal Reserve (Fed) vielleicht schon bald wieder? Und erhöht die US-Notenbank dann weiter den Leitzins in einem insgesamt wackeligen weltwirtschaftlichen Umfeld? Die Unsicherheit darüber lastet zunehmend auf den Aktienmärkten, je näher das Treffen der führenden Notenbanker im amerikanischen Jackson Hole rückt. Das zeigte sich an der Wall Street, wo der Leitindex Dow Jones zu Handelsende weitere 0,5 Prozent einbüßte.

Auch die Kurserholung der Technologietitel ist schon wieder unterbrochen. Der Technologieindex Nasdaq 100 fiel wieder leicht um 0,2 Prozent zurück.

Das Notenbankertreffen findet von Donnerstag bis Samstag statt, der wichtigste Termin dürfte dabei die Rede von Fed-Chef Jerome Powell am Freitag sein, von der sich die Marktteilnehmer die deutlichsten Hinweise auf den künftigen Zinskurs der Notenbank erhoffen.

Die Konjunkturdaten des Tages kamen nicht gut an. So fielen die Bestandsverkäufe von Häusern im Juli mit minus 2,2 Prozent stärker als erwartet. Die Jahresrate fiel damit auf den tiefsten Stand seit Januar. "Entscheidend für die aktuelle Verkaufsentwicklung sind die Verfügbarkeit von Häusern und die Hypothekenzinsen", sagte Lawrence Yun, Chefökonom des Immobilienmakler-Verbandes NAR. "Leider sind beide für Käufer ungünstig."

Zum deutschen Handelsschluss waren die New Yorker Börsen noch besser aufgelegt gewesen. Der DAX setzte seinen leichten Erholungskurs fort und schloss 0,66 Prozent höher, der Technologieindex TecDAX gewann sogar 1,46 Prozent.

Allerdings bleibt die technische Lage für den DAX weiter herausfordernd. So ist die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten immer noch fast zwei Prozent entfernt. "Sollte der DAX die 15.750 Punkte zurückerobern, springt die Börsenampel wieder auf gelb", sagte Analyst Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets.

Melanie Böff, HR, mit Informationen zur Börse

tagesschau, 22.08.2023 17:00 Uhr

Die Diskussion über etwaige weitere Zinsanhebungen in den USA belastet den Euro. Am späten Abend kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,0850 Dollar. Damit rutschte der Euro auf den tiefsten Stand seit Mitte Juni. "Unterhalb der Marke von 1,0834 US-Dollar droht dem Euro größeres Ungemach, denn dann dürfte sich eine Beschleunigung der Kursverluste bis in den Bereich des markanten Tiefs bei 1,0635 ergeben", so die technischen Analysten der Helaba.

Die Ölpreise gingen wieder zurück. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete zuletzt 84,02 US-Dollar. Das waren 44 Cent weniger als gestern. Zum einen sind die Exporte aus dem Iran zuletzt gestiegen. Zudem traf einem Medienbericht zufolge der irakische Ölminister in der türkischen Hauptstadt Ankara ein, um über die Wiederaufnahme der Lieferungen über den türkischen Ölhafen Ceyhan zu sprechen. Zum anderen bestehen weiterhin Bedenken hinsichtlich der Nachfrage in China, dem größten Importeur von Rohöl.

Der Software-Riese Microsoft unternimmt einen neuen Anlauf, die Übernahme des Videospiele-Riesen Activision Blizzard bei britischen Wettbewerbshütern durchzubekommen. Zu dem neuen Plan gehört es, die Cloud-Gamingrechte für 15 Jahre an den Spielekonzern Ubisoft abzutreten. Die britischen Wettbewerbshüter, die die letzte Hürde für den Megadeal sind, wollen die neuen Konditionen nun prüfen. Cloud-Gaming, bei dem die Spiele auf Servern im Netz laufen, war ihre größte Sorge bei der Übernahme.

Im DAX gestern noch größter Verlierer, war die Aktie des Immobilienkonzerns Vonovia heute Index-Spitzenreiter. Analysten sehen eine allgemeine Erholung bei Aktien aus dem Sektor. Auch Technologietitel sind Gewinner im Leitindex und folgen damit dem Trend in den USA. Infineon und SAP gewinnen jeweils mehr als zwei Prozent. Das Bankhaus Metzler hat die SAP-Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von 148 Euro in die Bewertung aufgenommen. Für den Softwarehersteller beginne eine neue Phase der Cloud-Ära, schrieb Analyst Oliver Frey in einer aktuellen Studie.

Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz soll die Lufthansa-App "Swifty" Geschäftsreisen von der Buchung über die Bezahlung bis zur Abrechnung vollständig organisieren. Das teilte die Lufthansa heute mit. Hinterlegt sind das Hotelangebot der Expedia Group sowie rund 90 Prozent der Flugoptionen aller US- und europäischen Airlines. Die Nutzer sollen mit dem Programm über einen Chat kommunizieren. Die Auswahl von Flügen und Unterkünften werde dann nach den persönlichen Vorgaben auf ein effizientes Minimum begrenzt. Künftig solle Swifty um Funktionen etwa für Züge, Taxifahrten oder CO2-Kompensation erweitert werden.

Die Deutsche Telekom und RTL gehen bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland eine umfassende Kooperation ein. Sie wollen unter anderem ein TV-Studio und weite Teile der Produktionsinfrastruktur gemeinsam am RTL-Standort Köln betreiben. Die Telekom hatte sich 2019 überraschend die kompletten Medienrechte für die EM in Deutschland von der Europäischen Fußball-Union UEFA gesichert und dabei unter anderem auch die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF hinter sich gelassen. ARD und ZDF erwarben Sublizenzen von der Telekom.

Die Münchener Rück könnte im September in den europäischen Index Stoxx Europe 50 aufsteigen. Das erwartet die US-Investmentbank JPMorgan. Zudem dürfte als zweite Nachrückerin auch die niederländische Großbank ING aufgenommen werden, wie Analyst Pankaj Gupta in einer Studie schreibt. Grund sind vor allem die Kursverluste der Adyen-Aktie. Dadurch wird der Zahlungsabwickler aller Wahrscheinlichkeit nach automatisch aus dem Index herausfallen. Adyen hatte die Anleger am vergangenen Donnerstag mit seinem Quartalsbericht und Ausblick geschockt.

Im TecDAX war die Nordex-Aktie gefragt. Der Windanlagenbauer hat den Zuschlag zur Lieferung der Turbinen für den kanadischen Windpark "Forty Mile" in der Provinz Alberta erhalten. Der Auftrag umfasst 49 Turbinen mit einer Leistung von je 5,7 Megawatt. Mit einer Leistung von insgesamt knapp 280 Megawatt würde dies der größte Windpark von Nordex in Nordamerika sein. Er soll im ersten Quartal 2025 fertiggestellt werden.

Die Aktie von SFC Energy legte im SDAX deutlich zu. Der Anbieter von Wasserstoff- und Methanol-Brennstoffzellen wächst schneller als erwartet. In den ersten sechs Monaten schaffte SFC Energy einen Umsatzsprung um die Hälfte auf 57,0 Millionen Euro. Das operative Ergebnis Ebitda wurde mit 7,3 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Der Auftragsbestand erreichte 85,7 (Ende 2022: 74,2) Millionen Euro.

Der weltgrößte Musikkonzern Universal Music und Googles Videoplattform YouTube wollen beim Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) zusammenarbeiten. Als Teil der Partnerschaft sollen Musiker Zugang zu KI-Technologien erhalten und damit experimentieren können. Universal Music und YouTube sind so einflussreich, dass ihre Kooperation die Regeln für die Branche etablieren könnte. Die Musikindustrie versucht, einen geordneten Weg für den Umgang mit KI-Werkzeugen zu finden, die das Geschäft umkrempeln können.

Der Chipdesigner ARM, dessen Technologie in praktisch allen Smartphones steckt, macht seinen Börsengang offiziell. Das zum japanischen Technologiekonzern Softbank gehörende Unternehmen veröffentlichte gestern seinen Börsenprospekt. Aus den Angaben geht etwa hervor, dass das ARM-Geschäft stabile Gewinne abwirft. Im Ende März abgeschlossenen vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete ARM 524 Millionen Dollar Gewinn bei rund 2,68 Milliarden Dollar Umsatz. Auf Basis der von ARM entworfenen Chip-Architekturen entwickeln unter anderem Apple und Samsung die Prozessoren für ihre Smartphones.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 22. August 2023 um 08:35 Uhr.