Anleger halten sich zurück Märkte finden keine gemeinsame Richtung
In den USA warten Anleger gespannt auf die am Donnerstag anstehenden Inflationsdaten. Neue Rezessionsängste nach enttäuschenden Konjunkturdaten haben derweil die deutschen Indizes ins Minus gedrückt.
Die US-Börsen haben im heutigen Verlauf einen unterschiedlichen Weg eingeschlagen. Die an der Nasdaq konzentrierten Technologiewerte schafften es moderat ins Plus, während die Standardwerte das bisher durchwachsene Börsenjahr 2024 mit Verlusten fortsetzten. Der Dow Jones beendete den Handel 0,42 Prozent tiefer bei 37.525 Punkten.
Der marktbreite S&P 500 verlor 0,15 Prozent auf 4.756 Zähler. Der schwächer gestartete Nasdaq 100 legte hingegen um 0,17 Prozent auf 16.678 Punkte zu. Damit knüpfte der technologielastige Index ein Stück weit an seine schwungvolle Vortagserholung an.
Unter den Einzelwerten fiel vor allem Juniper Networks mit einem Kurssprung um mehr als 22 Prozent auf. Diesen gab es nach einem Bericht im "Wall Street Journal", wonach der IT-Konzern Hewlett Packard Enterprise (HPE) an dem Netzwerkausrüster interessiert ist. Die Rede ist von fortgeschrittenen Gesprächen und einer 13 Milliarden US-Dollar schweren Transaktion. Bei HPE waren die Anleger allerdings gar nicht begeistert, wie das Minus von rund acht Prozent bei der Aktie zeigt.
"Die Technologieaktien in den USA haben gestern ihren Ausverkauf der vergangenen Woche vorläufig beendet", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Diese Erholung konnten sie weiter fortsetzen. Ob aber weitere Anleger in den Markt einsteigen, hänge auch von den am Donnerstag anstehenden Inflationsdaten aus den USA ab. Sie dürften über den Kurs der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) mitentscheiden.
Dennoch halten es Experten wie Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets für möglich, dass auch nach der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten am Donnerstag ungewiss bleibt, wann die Fed 2024 zum ersten Mal die Zinsschraube nach unten dreht.
In Europa könnte es dagegen schon früher als gedacht zu Zinssenkungen kommen: Portugals Notenbankchef Mario Centeno sagte am Dienstag in einem Interview mit Econostream Media, dass die Europäische Zentralbank mit ihrer Entscheidung über eine Zinssenkung nicht bis Mai warten sollte, da es keine Anzeichen für zusätzlichen Inflationsdruck gebe.
Anleger in Europa konnte das aber nicht mehr beruhigen: Schwache Industriedaten aus Deutschland haben sie wieder etwas vorsichtiger gestimmt. Der DAX ging am Dienstag mit 16.688 Punkten 0,2 Prozent tiefer aus dem Handel. Der EuroStoxx50 verlor 0,4 Prozent auf 4.468 Zähler. Marktexperte Andreas Lipkow verwies vor allem auf die schwachen Daten zur Industrieproduktion in Deutschland, die bei den Investoren nicht gut ankämen.
Deutsche Unternehmen haben im November überraschend den sechsten Monat in Folge 0,7 Prozent weniger hergestellt als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. "Der Tiefpunkt bei der Produktion kommt wohl erst noch. Bei der Regierung müssten die Alarmglocken lauter schrillen denn je", sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe.
Insbesondere die zyklischen Chemie-Aktien wurden haben nach dieser Nachricht mit Verlusten zu kämpfen. Wacker Chemie, im MDAX gelistet, verloren rund vier Prozent. Auch der im DAX gelistete Ludwigshafener Konzern BASF, der - auch belastet von einer Abstufung durch Bernstein Research - heute mehr als drei Prozent verlor, gehörte zu den DAX-Verlierern.
Das Wachstum der globalen Wirtschaft wird sich nach Ansicht der Weltbank 2024 das dritte Jahr in Folge verlangsamen. Das weltweite Bruttoinlandsprodukt werde voraussichtlich nur um 2,4 Prozent zulegen, heißt es in der heute veröffentlichten Prognose. Damit dürfte das Wachstum schwächer ausfallen als in den Jahren um die weltweite Finanzkrise 2008/09 oder nach der geplatzten Internetblase Anfang der 2000er Jahre, sagte der stellvertretende Weltbank-Chefvolkswirt Ayhan Kose.
Zunächst stabil, im Tagesverlauf aber schwächer gegenüber dem Dollar bewegt sich der Euro am Devisenmarkt. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0942 US-Dollar und damit etwas weniger als am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0940 (Montag: 1,0946) Dollar fest.
Überraschend schwache Konjunkturdaten aus Deutschland bremsten den Euro. Zusammen mit den fallenden Einzelhandelsumsätzen deute laut Ökonomen immer mehr auf ein erneutes Schrumpfen der größten Volkswirtschaft der Eurozone im vierten Quartal hin.
Nach den deutlichen Verlusten an den vergangenen Handelstagen legt der Ölpreis inzwischen wieder zu. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet am Abend mit 77,93 Dollar rund zwei Prozent mehr als gestern. Zuletzt hatte die Ankündigung Saudi-Arabiens, den Verkaufspreis für wichtige Handelspartner in Asien zu reduzieren, die Preise belastet. Dies unterstreiche die sich verschlechternden globalen Aussichten für die Ölnachfrage, hieß es von Marktbeobachtern.
Kurz nach Börsenschluss in New York am Dienstagabend meldeten Nachrichtenagenturen, die US-Börsenaufsicht SEC mache den Weg frei für einen neuen Bitcoin-Fonds des US-Vermögensverwalters Blackrock, mit dem Anleger direkt in den Bitcoin investieren können. Eine endgültige Genehmigung sei das aber nicht. Kurz nach Ankündigung verlor der Bitcoin deutlich an Wert, stabilisierte sich dann aber wieder.
Spekulationen um eine mögliche Zulassung eines Bitcoin-Fonds in den USA hatten den Kurs der Digitalwährung in den vergangenen beiden Tagen deutlich schwanken lassen. Zuletzt pendelte er sich bei rund 46.800 Dollar ein und lag damit nur knapp unter dem Wert von Montagabend.
Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat die geplante Rückkehr von Astronauten zum Mond um fast ein Jahr auf September 2026 verschoben. Betroffen sei auch ein Vorbereitungsflug, bei der eine bemannte Umrundung des Trabanten geplant sei, sagte Nasa-Chef Bill Nelson am Dienstag. Dieser Einsatz soll nun im September 2025 stattfinden. Damit solle den Entwicklern der Artemis-Missionen mehr Zeit eingeräumt werden. Die Missionen Artemis 2 und 3 basieren auf Kapseln und Raumschiffen von Lockheed Martin und SpaceX des Tesla-Chefs Elon Musk.
Der US-Flugzeughersteller Boeing hat trotz anhaltender Probleme mit seinen Mittelstreckenjets im vergangenen Jahr mehr Flugzeuge ausgeliefert als 2022. Insgesamt fanden 528 Passagier- und Frachtjets den Weg zu ihren Käufern und damit zehn Prozent mehr als im Vorjahr, wie Boeing mitteilte. Von den Mittelstreckenjets der 737-Reihe lieferte Boeing 396 Exemplare aus. Damit erreichte der Konzern fast das obere Ende seiner im Oktober auf 375 bis 400 Maschinen gesenkten Zielspanne.
Tesla hat die Schätzungen für die Reichweite seiner Fahrzeuge gesenkt. Hintergrund ist das Inkrafttreten einer neuen Verordnung der US-Regierung über Fahrzeugtests. Diese soll sicherstellen, dass Autobauer Angaben zur Leistung ihrer Produkte bei normaler Nutzung und nicht nur unter Laborbedingungen bekanntgeben.
Eine neue Regelung in den USA drückt die Aktien von Lyft und Uber, sie verlieren bis zu 2,5 und knapp ein Prozent. Das US-Arbeitsministerium hat eine endgültige Regelung erlassen, die Unternehmen dazu zwingt, einige Arbeitnehmer als Angestellte und nicht als unabhängige Auftragnehmer zu behandeln. Die Regelung könnte die Arbeitskosten in der Branche in die Höhe treiben.
Die Commerzbank startet am Mittwoch mit ihrem angekündigten Aktienrückkauf im Umfang von bis zu 600 Millionen Euro. Der Rückkauf laufe bis spätestens zum 4. April. Die so erworbenen Aktien sollen eingezogen werden. Das Frankfurter Geldhaus will mit dem Schritt sein Grundkapital verringern.
Die Beteiligung des US-Softwarekonzerns Microsoft an OpenAI von über zehn Milliarden Dollar, die im vergangenen Jahr beschlossen worden war, hat die EU-Wettbewerbshüter auf den Plan gerufen. Die Europäische Union wolle prüfen, ob die Investition von Microsoft in den Entwickler der Chatbot-Software ChatGPT möglicherweise der EU-Fusionsverordnung unterliege, teilte die EU-Kommission heute mit.
Der Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech erwartet angesichts eines schrumpfenden Absatzes des Covid-19-Impfstoffs im Geschäftsjahr 2024 einen deutlich sinkenden Umsatz. Es werde mit Erlösen von insgesamt rund drei Milliarden Euro gerechnet, teilte das Unternehmen heute mit. Die Zahlen für 2023 will BioNTech am 20. März vorlegen, zuletzt wurde ein Umsatz von rund vier Milliarden Euro erwartet.
BMW hat für 2023 einen neuen Absatzrekord gemeldet. Der Konzern habe mehr als 2,5 Millionen Fahrzeuge der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce ausgeliefert und damit 6,5 Prozent mehr als im vorherigen Jahr, so das Unternehmen. Besonders stark legten demnach die Verkäufe von elektrischen Modellen zu, deren Anteil auf 15 Prozent stieg.
Volkswagen hat 2023 mehr Autos seiner Kernmarke VW verkauft. Der Absatz legte um 6,7 Prozent auf rund 4,87 Millionen Autos zu. In allen Regionen hätten die Auslieferungszahlen das Vorjahresniveau übertroffen. Volkswagen hatte zudem gemeldet, dass das Unternehmen den populären Chatbot ChatGPT in seine Fahrzeuge integrieren will.
Airbus hat einen Großauftrag aus Taiwan erhalten. EVA Air habe 18 Langstreckenflieger des Typs A350-1000 sowie 15 Maschinen des Mittelstreckenjets A321neo bestellt, hieß es vom Unternehmen.
Der Windenergie-Spezialist Nordex hat einen Auftrag über insgesamt 16 Windturbinen für drei Windparks in Schottland erhalten. Die Turbinen mit einer Nabenhöhe zwischen 83 und 125 Metern sollen laut Nordex ab 2026 im Norden des Landes errichtet werden.
Der Elektronik-Riese Samsung hat das sechste Quartal in Folge einen Rückgang des operativen Ergebnisses verzeichnet. Das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit fiel im vierten Quartal 2023 im Jahresvergleich um 35 Prozent auf 2,8 Billionen Won (etwa 1,95 Milliarden Euro), hieß es auf Basis vorläufiger Zahlen.