Börsenhändler in Frankfurt
Marktbericht

Aktienindex leicht im Plus DAX-Anleger wagen sich etwas vor

Stand: 01.02.2023 18:04 Uhr

Zur Wochenmitte herrscht am deutschen Aktienmarkt vorsichtiger Optimismus. Der DAX schließt mit einem kleinen Tagesgewinn. Ganz vorne im Leitindex rangiert die Deutsche Post.

Der DAX hat zur Wochenmitte mit leichten Gewinnen geschlossen. Am Ende des Tages erreichte der deutsche Leitindex 15.180 Punkte, ein moderater Tagesgewinn von 0,35 Prozent.

In Erwartung eines gedrosselten Zinstempos der US-Notenbank hatten sich die Anleger am Nachmittag etwas stärker aus der Deckung gewagt und den DAX im Tageshoch bis auf 15.222 Punkte nach oben getrieben. Dieses Niveau konnte letztlich aber nicht behauptet werden.

Insgesamt blieb die Handelsspanne wie schon in den vergangenen Handelstagen überschaubar, das Tagestief lag bei 15.107 Zählern. Immerhin entfernt sich der DAX damit von seiner technischen Unterstützungsmarke bei 15.000 Punkten nach oben, wenn auch in eher kleinen Schritten.

Hauptthema war wie schon seit Tagen die Zinssitzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Dass die US-Notenbank das Zinstempo drosseln und den US-Leitzins nur noch um 25 Basispunkte erhöhen würde, galt bei Experten seit längerem als sicher.

Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners, bezeichnete den weiteren Zinsausblick von Fed-Chef Jerome Powell als entscheidend: "An den Börsen wird noch immer mit ersten Zinssenkungen ab dem Spätsommer oder Herbst gerechnet. Es ist gut möglich, dass Jerome Powell diesen Hoffnungen ein jähes Ende bereitet."

"Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass die Zinserhöhungen zur Abkühlung der Wirtschaft, der Inflation und des Arbeitsmarktes beigetragen haben. Die Frage ist jedoch, ob die Fed glaubt, dass sie dies in ausreichendem Maße getan hat, insbesondere bei der Kerninflation, die sich als hartnäckiger erweisen könnte", erklärt Craig Erlam vom Broker Olanda. Bei der Kerninflation werden die besonders volatilen Lebensmittel- und Energiepreise ausgeklammert.

Update Wirtschaft vom 01.02.2023

Anne-Catherine Beck, HR, tagesschau24

Weniger Zuversicht als hierzulande herrscht zur Eröffnung in New York. Der Leitindex Dow Jones verliert rund 0,3 Prozent, die Nasdaq rund 0,1 Prozent. Zudem tendieren die US-Märkte derzeit deutlich volatiler als die Märkte in Europa. Gestern hatten der Dow-Jones-Index und der Index der Technologiebörse Nasdaq klare Gewinne verbucht.

Unter den Berichten aus dem Unternehmenssektor stehen heute besonders die Zahlen der Facebook-Mutter Meta im Fokus, die nachbörslich erwartet werden. Sie bilden den Auftakt für die Bilanzen der großen Tech-Konzerne. Alphabet, Amazon und Apple folgen morgen.

ADP-Zahlen deutlich schwächer

Die US-Unternehmen haben zu Jahresbeginn einer Umfrage zufolge weit weniger Jobs geschaffen als erwartet. Unter dem Strich entstanden im Januar nur 106.000 Arbeitsplätze, wie der private Personaldienstleister ADP heute zu seiner Firmenbefragung mitteilte. Befragte Experten hatten mit einem Stellenzuwachs im Privatsektor von 178.000 gerechnet, nach revidiert 253.000 im Dezember.

Am Freitag veröffentlicht die US-Regierung ihren Arbeitsmarktbericht, der auch Jobs im öffentlichen Dienst erfasst. Ökonomen erwarten für Januar ein Stellenplus von 185.000 nach 223.000 im Dezember.

"Was Sie hier sehen, ist ein abrupter Rückgang bei den Einstellungen, was bedeutet, dass die Fed erfolgreich ist bei dem, was sie sich vorgenommen hat - eine erhöhte Arbeitslosigkeit zu schaffen und die Nachfrage zu reduzieren, was die Inflation effektiv senken wird", sagte Thomas Hayes, Vorsitzender der Investmentfirma Great Hill Capital.

Die Stimmung in der US-Industrie hat sich im Januar den fünften Monat in Folge eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex ISM fiel im Vergleich zum Vormonat um 1,0 Punkte auf 47,4 Zähler, wie das Institute for Supply Management (ISM) am Nachmittag in Tempe mitteilte.

Dies ist der tiefste Stand seit Mai 2020. Der Rückgang war stärker als erwartet. Analysten hatten im Schnitt einen Wert von 48,0 Punkten erwartet. Der Indikator ist damit noch weiter unter die Schwelle von 50 Punkten gefallen. Wie schon in den beiden Vormonaten deutet er damit eine schrumpfende Wirtschaft an.

Der Kurs des Euro ist vor den wichtigen geldpolitischen Entscheidungen der Notenbanken gestiegen. Am späten Nachmittag erreichte die Gemeinschaftswährung ein Tageshoch bei 1,0919 Dollar. Das ist mehr als ein halber Cent höher als am frühen Morgen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0894 (Dienstag: 1,0833) Dollar fest.

Der Devisenmarkt erwartet ebenfalls nur einen kleinen Zinsschritt der Fed von 25 Basispunkten. Von der EZB wird allerdings morgen eine Erhöhung um 50 Basispunkte erwartet, so dass sich die Leitzinslücke zwischen dem Dollar- und dem Euroraum verringern sollte. Das kommt dem Euro zugute.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) wird morgen aller Voraussicht nach noch einmal den Leitzins deutlich anheben, um die Inflation in der Eurozone weiter einzudämmen. Zu Beginn dieses Jahres hat sich die Teuerung weiter abgeschwächt. Die Verbraucherpreise erhöhten sich im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Experten hatten eine Rate von 8,9 Prozent erwartet. Die Kerninflation, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, verharrte im Januar auf 5,2 Prozent.

Die Aussicht auf weniger stark steigende Zinsen in den USA sorgt für höhere Nachfrage am Ölmarkt. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet derzeit rund 0,2 Prozent mehr. Ein Anstieg der Ölreserven in den USA konnte die Ölpreise hingegen am Morgen nicht belasten. Am Vorabend war bekannt geworden, dass der Interessenverband American Petroleum Institute (API) in der vergangenen Woche einen Anstieg der Lagerbestände an Rohöl um 6,3 Millionen Barrel verzeichnet hat.

Post-Aktien stark im Plus

Aktien der Deutschen Post gehörten im DAX zu den größten Gewinnern. Sie reagierten damit auf die gestern veröffentlichten guten Quartalsergebnisse des US-Konkurrenten UPS, der angekündigt hatte, seine Dividende deutlich zu erhöhen. Auch MTU Aero und Infineon gehören zu den Gewinnern im DAX.

Die Telekom-Tochter T-Mobile US hat den Gewinn zum Jahresende trotz eines Umsatzrückgangs deutlich erhöht. Im vierten Quartal stieg das bereinigte Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im Jahresvergleich um 8,3 Prozent auf 6,8 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen vor dem New Yorker Börsenstart mitteilte. Unterm Strich gewann T-Mobile 927.000 Telefon-Vertragskunden hinzu.

Die Erlöse sanken gegenüber dem Vorjahreszeitraum jedoch um 2,5 Prozent auf 20,3 Milliarden Dollar. T-Mobile stellte für 2023 insgesamt einen Kundenzuwachs zwischen 5,0 Millionen und 5,5 Millionen in Aussicht, nach 6,4 Millionen im Vorjahr. Analysten hatten mit einer höheren Prognose gerechnet. Das drückt zum Auftakt die Aktie, die gut ein Prozent nachgibt.

Das US-Analysehaus Bernstein Research hat derweil die Einstufung für die Deutsche Telekom nach Quartalszahlen von T-Mobile US auf "Outperform" mit einem Kursziel von 25 Euro belassen. Die Resultate der US-Tochter lägen mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen, schrieb Analyst Stan Noel in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Vor dem Hintergrund dessen, dass die Investitionen deutlich nachlassen sollen, klinge der Ausblick von T-Mobile US hinsichtlich der erwarteten frei zur Verfügung stehenden liquiden Mittel in diesem Jahr aber ein wenig schwächer als gedacht.

Aktien der Hannover Rück standen mit einem Minus von rund 5,4 Prozent am DAX-Ende. Der Rückversicherer hat seinen Gewinn im abgelaufenen Jahr um 14 Prozent auf 1,41 Milliarden Euro geschraubt und damit das untere Ende der eigenen Prognose erreicht. Für 2023 peilt die Hannover Rück "aufgrund des sich fortsetzenden positiven Marktumfeldes" für 2023 mindestens 1,7 Milliarden Euro Gewinn an. Händler kommentieren die Prognose als "vorsichtig".

Aktien von Fraport profitieren im MDAX von aktuellen Fluggastzahlen. Das Passagieraufkommen auf deutschen Flughäfen hat 2022 im Vergleich zum Vorjahr kräftig zugenommen. Im vergangenen Jahr sind mehr als doppelt so viele Menschen von den 23 größten deutschen Verkehrsflughäfen gestartet oder gelandet wie 2021, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) heute mit. Demnach zählten die Flughäfen 2022 rund 155,2 Millionen Passagiere.

Deutschlands größter Gas-Großhändler Uniper erwartet deutlich geringere Verluste als zuletzt angenommen. So beliefen sich die Verluste aus Gasersatzbeschaffungskosten für das Geschäftsjahr 2022 nach vorläufigen Zahlen auf 13,2 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen in Düsseldorf mit. Hinzu kämen erwartete, zukünftige Verluste durch anhaltende Gasersatzbeschaffungskosten von rund 5,9 Milliarden Euro, macht zusammen rund 19,1 Milliarden Euro. Anfang November hatte der jüngst verstaatlichte Konzern diesen Wert auf rund 40 Milliarden Euro beziffert.

Aktien des Software-Hauses aus dem TecDAX rutschten um über 14 Prozent ins Minus. Dank einer Erholung des Geschäfts im vierten Quartal ist die Software AG 2022 zwar gewachsen. Im Gesamtjahr verbuchte das Unternehmen einen Anstieg der organischen Produktumsätze um sieben Prozent auf 773,4 Millionen Euro und der operativen Marge um 1,6 Prozentpunkte auf 21,2 Prozent. Wegen der trüben Konjunkturaussichten hat man sich aber von den bisherigen Margenzielen für 2023 verabschiedet. Die operative Marge werde voraussichtlich bei 16 bis 18 Prozent liegen.

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will die Dividende nach einem Wachstum bei Umsatz und operativem Ergebnis im Jahr 2022 um 0,10 auf 3,20 Franken je Aktie anheben. Zudem will Novartis bei der kommenden Generalversammlung die Genehmigung für weitere Aktienrückkäufe von bis zu zehn Milliarden Franken einholen. Novartis hatte nach dem Verkauf eines milliardenschweren Roche-Aktienpakets im Jahr 2021 den Rückkauf von eigenen Aktien für bis zu 15 Milliarden Dollar gestartet.

Der Konzern steht dabei vor einem entscheidenden Jahr. In der zweiten Jahreshälfte wollen die Schweizer ihre Generikasparte Sandoz abspalten und sich damit auf neuere patentierte Medikamente konzentrieren. Geplant ist für den Restkonzern, Umsatz und operatives Ergebnis 2023 zu steigern. Das Management setzt dabei sein Sparprogramm inklusive Stellenabbau fort.

Der Telekommunikationskonzern Vodafone hat in Deutschland ein schwaches Quartal hinter sich. Der Service-Umsatz sank konzernweit im Zeitraum Oktober bis Dezember 2022 im Vergleich zum letzten Quartal 2021 um 1,8 Prozent auf rund 2,9 Milliarden Euro, wie das Unternehmen heute mitteilte. In Deutschland, der für Vodafone wichtigste Markt, gingen die Erlöse ebenfalls um 1,8 Prozent zurück.

Anleger reagierten erschrocken auf eine Prognosesenkung bei Electronic Arts. Der US-Konzern will einige seiner Videospiele zu einem späteren Zeitpunkt herausbringen, was sich negativ auf die Nettobuchungen auswirken dürfte. Das mit Spannung erwartete nächste Stars-Wars-Spiel verspätet sich um einige Wochen. Die Aktien stürzen an der Nasdaq um über elf Prozent ab.

55 Jahre nach Produktionsbeginn hat der Flugzeughersteller Boeing den letzten Jumbo Jet ausgeliefert. Tausende Beschäftigte des Boeing-Werks in Everett bei Seattle und Branchenvertreter aus aller Welt wohnten der Zeremonie gestern bei. Die letzte Maschine ging an die Frachtgesellschaft Atlas Air. Den erste Flug machte die 747 im Jahr 1969.

Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) hat im abgelaufenen Geschäftsjahr in Russland ihren Gewinn mehr als vervierfacht. Unter dem Strich stieg das Ergebnis auf 2,06 Milliarden Euro nach 474 Millionen Euro im Jahr davor, geht aus einer heute veröffentlichten Präsentation der Bank hervor. Damit habe die russische Tochterbank, an der die RBI auch fast ein Jahr nach Kriegsausbruch in der Ukraine festhält, mehr als die Hälfte zum Konzerngewinn von 3,63 Milliarden Euro beigetragen. Die RBI ist eine der am stärksten in Russland engagierten europäischen Banken.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 01. Februar 2023 um 09:12 Uhr im Börsenticker.